Wenn der Hund plötzlich zu zittern beginnt, sind viele Halter und Halterinnen erst einmal verunsichert und stellen sich die Frage: Ist mein Tier einfach nur aufgeregt, ist ihm kalt – oder steckt etwas Ernstes dahinter? Zittern beim Hund kann viele Ursachen haben. Manche sind harmlos, andere können sogar lebensbedrohlich sein. Während ein kurzes Muskelzittern beim Schlafen oder nach intensivem Sport beispielsweise völlig normal ist, können anhaltende oder ungewohnte Zitteranfälle auf Schmerzen, Stress oder Krankheiten hindeuten. Es ist wichtig, genau hinzuschauen, um die Situation richtig einordnen zu können. In unserem Artikel erklären wir dir, warum Hunde zittern und in welchen Fällen dein Vierbeiner medizinische Hilfe braucht.
Zittern beim Hund: Die häufigsten Gründe im Überblick
Zittern ist ein neurologisches Symptom, das sich in unkontrollierbaren Muskelkontraktionen äußert. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Bewegungsstörung, die krankheits- oder altersbedingt, aber auch als Reaktion auf äußere Reize entstehen kann. Genauso wie der Mensch können Hunde aus unterschiedlichen Gründen zittern. Viele davon sind harmlos, es gibt aber auch ernste Ursachen, die tierärztlich abgeklärt werden müssen. Wir geben dir einen Überblick über die häufigsten Gründe, warum Hunde zittern.
Natürliche und meist unbedenkliche Ursachen für Zittern
Nicht jedes Zittern ist ein Alarmsignal. Oft handelt es sich lediglich um eine Reaktion auf Außenreize, die für Hunde ganz natürlich ist. Folgende Ursachen sind in der Regel unbedenklich:
- Kälte: Wenn Hunde frieren, zittern sie – genauso wie wir Menschen. Der Körper versucht dabei, mithilfe von Muskelkontraktionen Wärme zu erzeugen. Während Rassen mit dichtem Deckhaar und Unterwolle wie Huskies, Berner Sennenhunde, Neufundländer, Labradore oder der Kaukasische Owtscharka weniger Probleme mit Kälte haben, frieren Hunde mit kurzem und feinem Fell schneller. Dazu gehören beispielsweise der Dalmatiner, Boxer oder Rhodesian Ridgeback. Auch kleine Hunderassen sind betroffen, da sich der empfindliche Bauch näher am kalten Boden befindet. Wie schnell Hunde frieren, hängt aber nicht nur von der Größe und Fellbeschaffenheit, sondern auch vom Körperfettanteil und den Haltungsbedingungen ab. So sind Tiere, die überwiegend im Freien leben, tendenziell kälteresistenter als solche, die vorrangig in Haus und Wohnung gehalten werden.
- Freude: Positive Erregung kann ein weiterer Grund fürs Zittern sein. Wenn ein Hund beispielsweise nach längerer Zeit seinen Menschen wiedersieht oder auf Artgenossen trifft, sind Freude und Aufregung oft groß. Dass die Reaktion positiv konnotiert ist, erkennt man daran, dass das Tier gleichzeitig mit dem Schwanz wedelt, hüpft, springt oder fröhlich bellt. Negative emotionale Erregung äußert sich anders. In dem Fall ziehen die Hunde die Rute ein, ducken sich weg, gehen auf Abstand, fletschen die Zähne oder knurren.
- Träumen: Viele Hunde zittern, wenn sie intensiv träumen. Oft bewegen sie dazu ihre Pfoten, als ob sie laufen würden, zucken mit den Lefzen oder geben Laute von sich, indem sie fiepen, winseln, knurren oder bellen. In solchen Momenten hat man den Eindruck, dass sie die Traumsituation im Schlaf mit allen Sinnen durchleben. Im Regelfall besteht hier kein Grund zur Sorge und der Hund muss auch nicht geweckt werden. Zur Beruhigung kann es helfen, das Tier sacht zu streicheln oder einfach nur eine Hand auf seinen Oberkörper zu legen.
- Stress: Angst und Stress können ebenfalls Zitteranfälle verursachen. Vielen Hunden ist mulmig zumute, wenn es beispielsweise gewittert oder an Silvester Böller und Raketen in die Luft geschossen werden. Manche verfallen sogar in regelrechte Panik. Auch ungewohnte Umgebungen, fremde Menschen und Tiere oder zu viele Reize auf einmal können Unsicherheit auslösen. Das Zittern ist in dem Fall Ausdruck von psychischem Stress bzw. Überforderung und vergeht normalerweise wieder, sobald die Situation vorüber ist. Sollte dem nicht so sein oder ist das Stresslevel exorbitant hoch, empfiehlt es sich, mit einem Hundetraining oder einer Verhaltenstherapie dagegen zu steuern.
- Überanstrengung: Ist ein Hund körperlich erschöpft, etwa nach einem intensiven Training oder ausgiebigem Spiel mit Artgenossen, kann es sein, dass einzelne Muskelpartien im Nachgang zittern. Grund dafür ist eine Unterzuckerung, die durch übermäßige Beanspruchung entsteht. Nach einer Ruhepause und einem Snack erholen sich die Tiere üblicherweise wieder und das Zittern verschwindet. Sollte es jedoch häufiger passieren, dass der Hund nach körperlicher Aktivität zu zittern beginnt, sind ein tierärztlicher Check und eine Reduzierung des Trainings anzuraten.
- Alterszittern: Hunde in fortgeschrittenem Alter zeigen mitunter häufiger Zitteranfälle. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind ältere Hunde oft kälteempfindlicher, zum anderen lässt die Muskulatur allmählich nach, so dass die Beine bei körperlicher Aktivität zittrig werden können. Manche Tiere haben zudem mit gesundheitlichen Problemen wie Arthrose zu kämpfen. Bewegungen, vor allem nach dem Aufstehen oder beim Treppensteigen, sind dann mit Schmerzen verbunden und fallen schwerer. Das kann sich in vermehrtem Zittern äußern. Eine tierärztliche Betreuung und liebevolle Unterstützung im Alltag sind in solchen Fällen eine große Hilfe.
Kritische Ursachen mit Handlungsbedarf
Manchmal weist das Zittern auf ein tiefergehendes Problem hin. Dann ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben, den Hund im Blick zu behalten und gegebenenfalls tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist bei folgenden Ursachen der Fall:
- Schmerzen: Zittern kann ein Ausdruck von Schmerzen sein. Krümmt sich der Hund, zieht die Rute ein oder geht in die Gebetsstellung, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. In dem Fall kann es sein, dass der Hund starke Bauch- oder Magenschmerzen hat, wie sie beispielsweise mit einer Magendrehung einhergehen. Dabei handelt es sich um einen Notfall, bei dem der Hund unverzüglich ärztliche Hilfe braucht. Auch wenn keine lebensbedrohliche Situation vorliegt, ist es wichtig, das Tier alsbald medizinisch untersuchen zu lassen, um die Ursache für die Schmerzen ausfindig zu machen.
- Trauma: Hat ein Hund eine traumatische Erfahrung gemacht, genügen mitunter schon minimale Reize, um die negative Erinnerung zu reaktivieren. Wurde das Tier beispielsweise in der Vergangenheit misshandelt oder hat einen schlimmen Unfall erlitten, kann es sein, dass es mit Zittern reagiert, wenn es mit ähnlichen Situationen konfrontiert ist. Lassen sich solche Umstände oder Auslöser nicht vermeiden, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit das Tier sein Trauma verarbeiten kann.
- Nebenwirkungen: Wenn ein Hund zittert, kann es sich auch um eine Nebenwirkung eines Medikaments (bspw. Zeckentablette), einer Narkose oder einer Impfung handeln. Gerade bei Jungtieren tritt das Zittern relativ häufig als Impfreaktion auf, geht aber im Regelfall schnell wieder vorüber, so dass kein Handlungsbedarf besteht. Bleibt das Zittern jedoch bestehen, ist es ratsam, tierärztlichen Rat einzuholen.
Schwerwiegende Ursachen mit sofortigem Handlungsbedarf
Hinter dem Zittern kann auch ein akuter Notfall oder eine schwere Erkrankung stecken. Dann braucht der Hund umgehend tierärztliche Hilfe. Bei folgenden Ursachen besteht sofortiger Handlungsbedarf:
- Hitzschlag: Zittern ist ein Warnzeichen für einen drohenden Kreislaufschock, wie er beispielsweise bei einem Hitzschlag auftreten kann. Für Laien sieht es so aus, als würde der Hund frieren – doch bei einer Überhitzung ist das Gegenteil der Fall. Meist kommen weitere Symptome wie starkes Hecheln, vermehrter Speichelfluss, himbeerrote Schleimhäute und Herzrasen hinzu. Ein Hitzschlag ist genauso wie eine Magendrehung lebensbedrohlich. Der Hund muss umgehend gekühlt werden, ansonsten kann der Kollaps tödlich enden.
- Allergische Überreaktion: Hunde können wie wir Menschen allergisch auf Fremdstoffe reagieren. Mitunter kann die Reaktion besonders heftig ausfallen, etwa bei Wespen-, Bienen- oder Hornissenstichen. Im extremen Fall kommt es zu einem anaphylaktischen Schock, der zu Zitteranfällen, Krämpfen, vermehrtem Sabbern und Erbrechen bis hin zur Bewusstlosigkeit führt. Auch dies ist ein medizinischer Notfall, der umgehend ärztliche Hilfe erfordert.
- Vergiftung: Vergiftungen sind ein ernstzunehmendes Risiko, denn in der Umwelt lauern Dinge, die unseren Vierbeinern gefährlich werden können, angefangen bei Giftpflanzen über giftige Lebensmittel bis hin zu Medikamenten und Chemikalien im Haushalt, Düngern und Pestiziden. Typische Symptome für eine Vergiftung sind neben Zittern vermehrter Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall, Fieber sowie Kreislauf- und Atemprobleme. Hier ist eine schnelle medizinische Versorgung nötig.
- Erkrankungen: Zitteranfälle können auch ein Hinweis auf ernste neurologische Erkrankungen sein, beispielsweise Schlaganfälle, Gehirntraumata, Epilepsie, Parkinson oder das erblich bedingte White-Dog-Shaker-Syndrom das vor allem kleine Hunderassen mit weißem Fell betrifft. Auch Viruserkrankungen wie die Staupe, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder eine drohende Niereninsuffizienz können von Zittern begleitet sein. In allen Fällen muss das Tier schnellstmöglich medizinisch versorgt werden.
Was tun, wenn der Hund zittert?
Wenn der Hund zittert, gilt es zunächst einmal Ruhe zu bewahren und das Tier im Blick zu behalten. Kehrt das Zittern immer wieder, verschlimmert sich oder kommen weitere Symptome hinzu, ist Aufmerksamkeit gefragt.
Handelt es sich um einen medizinischen Notfall (blasse Schleimhäute, Atemnot etc.), solltest du umgehend Erste Hilfe leisten und den Notdienst rufen oder dein Tier in eine Tierklinik bringen. Ist der Allgemeinzustand deines Hundes stabil, reicht es, zum nächstmöglichen Zeitpunkt in der Tierarztpraxis mit ihm vorstellig zu werden.
Wichtig ist, die Ursache zu identifizieren und nach Möglichkeit zu beseitigen. Zittert dein Hund vor Kälte, zieh ihm warme Kleidung wie einen Hundemantel oder Hundeschuhe an, damit er nicht friert. Sind es Angst oder Stress, die das Zittern verursachen, solltest du deinen Hund den jeweiligen Auslösern so wenig wie möglich aussetzen. Lässt sich das nicht realisieren, kann ein Hundetraining oder eine Verhaltenstherapie dabei helfen, mit belastenden Situationen besser umzugehen. Das gilt auch im Fall von Traumata.
Sind es medizinische Ursachen, die dahinterstecken, ist eine tierärztliche Behandlung unumgänglich. Neurologische Erkrankungen beispielsweise sind zwar nicht immer heilbar, mit einer passenden Therapie lassen sie aber oft gut in den Griff bekommen, so dass der Hund noch ein schönes weiteres Leben haben kann. Entscheidend ist, jeden Fall individuell zu betrachten und immer nach der zugrundeliegenden Ursache sowie zum Wohle des Tieres zu entscheiden. Eine Hundekrankenversicherung bietet dir im Ernstfall finanzielle Sicherheit, so dass du deinem Hund die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen lassen kannst.
Fazit
Zittern beim Hund kann mannigfaltige Ursachen haben. In vielen Fällen ist es harmlos und einfach nur Ausdruck von Freude oder eine normale körperliche Reaktion, wenn das Tier friert. Es können aber auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme dahinterstecken. Wichtig ist daher, den Hund gut zu beobachten, Veränderungen ernst zu nehmen und bei Verdacht auf eine Erkrankung oder einen medizinischen Notfall umgehend tierärztliche Hilfe zu organisieren. Solltest du dir unsicher sein, ist ein Gang zur Tierarztpraxis immer die richtige Entscheidung. So hast du am Ende Gewissheit und tust das Bestmögliche, um die Gesundheit deines Hundes zu schützen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Zittern beim Hund
Warum zittert mein Hund, wenn er im Auto fahren muss?
Das Autofahren ist für viele Hunde mit Stress und Aufregung verbunden. Manchen wird dabei sogar schlecht. Das kann vielerlei Gründe haben, beispielsweise mangelnde Gewöhnung, negative Erlebnisse in der Vergangenheit oder schlicht Reiseübelkeit. Hier lohnt es sich, das Autofahren mit dem Hund noch einmal von Grund auf zu üben und bei Bedarf einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate zu ziehen.
Hilft Wärme gegen Zittern?
Wenn deinem Hund kalt ist, ja. In dem Fall kannst du ihm ein warmes Plätzchen anbieten, eine Decke umlegen oder Hundekleidung anziehen, damit er nicht friert. Hat das Zittern andere Ursachen, bringt das Wärmen nicht viel und kann die Situation sogar verschlimmern, etwa wenn es sich um einen Hitzschlag handelt.
Ist Zittern im Alter normal?
Es ist nicht zwingend die Regel, aber viele Hunde zittern in fortgeschrittenem Alter häufiger – bedingt durch eine schwächer werdende Muskulatur und Gelenkprobleme.
Kann ein Hund beim Spielen zittern?
Ja, vor lauter Spannung und Vorfreude auf das Spiel kann es durchaus vorkommen, dass Hunde zittern. Das ist im Regelfall unbedenklich.
Kann Zittern ein Hinweis auf Fieber sein?
Ja, manche Hunde zittern bei erhöhter Körpertemperatur. Das Phänomen ähnelt dem Schüttelfrost beim Menschen. In dem Fall solltest du bei deinem Hund Fieber messen und ihn zur Tierarztpraxis bringen, wenn sich der Verdacht bestätigen sollte.






