Agility ist eine beliebte und anspruchsvolle Hundesportart, die auf Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Gehorsam basiert. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch “Beweglichkeit”, was den Kern dieser dynamischen Disziplin sehr gut beschreibt: Der Hund durchläuft in möglichst kurzer Zeit einen Parcours, der aus verschiedenen Hindernissen besteht. Dabei wird er ausschließlich durch Körper- und Sprachsignale des Halters oder der Halterin gelenkt.
Doch welche Hunderassen eignen sich besonders gut für diese Sportart und welche weniger? Wir verraten es dir in diesem Artikel.
Grundlagen des Agility-Sports
Ein Agility-Parcours besteht aus unterschiedlichen Elementen wie Sprunghindernissen, Tunneln, Reifen, Slalomstangen und Kontaktzonengeräten wie Wippe, Steg und Schrägwand. Kontaktzonen sind markierte Bereiche, auf die der Hund sowohl beim Auf- als auch beim Abgang mit mindestens einer ganzen Pfote auftreten muss.
Die Herausforderung besteht darin, den Parcours möglichst schnell und fehlerfrei zu absolvieren. Fehlerpunkte gibt es beispielsweise für Stangenabwürfe oder übersprungene Kontaktzonen, Verweigerung (das Auslassen eines Hindernisses oder Stehenbleiben im Parcours) oder Zeitfehler, also das Überschreiten der Sollzeit. Wird die Maximalzeit überschritten, führt dies zur Disqualifikation. Weitere Disqualifikationsgründe sind das Bearbeiten der Hindernisse in falscher Reihenfolge, eine dritte Verweigerung und soziale Unverträglichkeit des Hundes.
Bei offiziellen Wettbewerben werden die Hunde in drei Größenklassen eingeteilt:
- Small (S): In die Klasse ‘Small’ werden Hunde mit einer Widerristhöhe unter 35 cm eingeordnet.
- Medium (M): Zur Klasse ‘Medium’ zählen Hunde mit einer Widerristhöhe von 35 cm bis 43 cm.
- Intermediate (I): Hunde, deren Widerristhöhe zwischen 43 und 48 cm liegt, gehören zur ‘Intermediate’-Klasse.
- Large (L): Ab 48 cm Widerristhöhe zählen Hunde zur Klasse ‘Large’.
Es gibt darüber hinaus unterschiedliche Schwierigkeitsstufen, die vom nationalen Regelwerk des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) bestimmt werden.
Hunde dürfen erst ab einem Alter von 18 Monaten an Wettbewerben teilnehmen. So soll sichergestellt werden, dass sie körperlich ausgereift sind, um den Belastungen des Sports standhalten zu können. Hunde ab 6 Jahren erhalten die Möglichkeit, in der “Senioren-Klasse” zu starten.
Spaß oder Erfolg?
Agility kann als Wettkampfsport, aber auch als Freizeitbeschäftigung ausgeführt werden. Während bei Wettkämpfen der Leistungsgedanke im Vordergrund steht, liegt der Fokus beim Freizeitsport auf dem gemeinsamen Spaß, einer artgerechten körperlichen und geistigen Auslastung und der Förderung der Bindung zwischen Hund und Mensch.
Welche Hunderasse sich für Agility eignet, hängt dementsprechend stark von den Ambitionen des Halters oder der Halterin ab. Bis auf einige rassebedingte Ausnahmen kann grundsätzlich jeder körperlich und geistig gesunde Hund den Sport ausführen. Für den Spaß an Agility sind eher der Charakter und das Temperament entscheidend.
Welche Hunde eignen sich besonders für Agility?
Der Wettkampfsport wird von einigen Hunderassen dominiert, die sich von Natur aus, etwa aufgrund ihrer Lauffreude, Sportlichkeit und Intelligenz, besonders gut für Agility eignen.
Dazu gehören unter anderem:
- Border Collie: An diese Rasse denken wohl viele als erstes, wenn sie Agility hören. Kein Wunder, denn Border Collies belegen regelmäßig die Spitzenplätze bei Agility-Wettbewerben. Das liegt zum einen an ihrer enormen Beweglichkeit, Schnelligkeit und Kraft, zum anderen aber auch an ihrem hohen Arbeitswillen und ihrer Intelligenz. Sie lassen sich hervorragend trainieren, da sie ihrem Menschen gefallen wollen und Spaß daran haben, Neues zu lernen.
- Australian Shepherd: Ähnlich wie der Border Collie ist der “Aussie” eine echte Sportskanone und ein Workaholic. Er ist als ursprünglicher Jagd- und Treibhund sehr agil und hat viel Kondition und Kraft. Darüber hinaus ist er neugierig, lernmotiviert und hat großes Selbstvertrauen.
- Jack Russell Terrier: Ein etwas kleinerer Vertreter ist der Jack Russell Terrier. Er wurde als Jagdhund gezüchtet und ist außerordentlich energetisch, schnell, wild und furchtlos. Er braucht jedoch eine gute Sozialisierung sowie eine liebevoll-konsequente Führung, da er auch mal dickköpfig oder dominant sein kann. Agility bietet ihm in Kombination mit anderen Aktivitäten eine geeignete Auslastung, die seinem hohen Arbeits- und Bewegungsdrang entgegenkommt.
- Labrador Retriever: Der Labrador Retriever kann sich für viele Dinge begeistern und ist gerne zusammen mit seinem Menschen aktiv. Allgemein hat er ein freundliches, sanftes Wesen und gilt als verspielt. Er ist bekannt für seinen ausgeprägten “will-to-please” und ist daher sehr gelehrig und folgsam. Das macht ihn zu einem außerordentlich kooperativen Trainingspartner.
- Golden Retriever: Wie der Labrador Retriever möchte auch der Golden Retriever gerne gefallen. Er ist intelligent, anpassungsfähig und außerordentlich spielmotiviert. “Goldies” wollen ausreichend ausgelastet und gefordert werden und hängen sehr an ihren Menschen.
- Siberian Husky: Siberian Huskys gelten als eine der sportlichsten Rassen weltweit. Sie haben einen muskulösen Körperbau, eine extrem hohe Ausdauer und brauchen sehr viel Bewegung, um zufrieden und ausgelastet zu sein. Damit sind sie ideal als Partner für Agility geeignet.
- Shetland-Schäferhund: Der “Sheltie” ist ein wahres Energiebündel und gut trainierbar. Er hat eine hohe Konzentrationsfähigkeit und fokussiert sich vollkommen auf seine Aufgabe. Neben dem “will-to-please” besitzt er eine schnelle Auffassungsgabe. Zu beachten ist, dass diese Hunderasse als sensibel gilt und eine liebevolle Führung braucht. Zudem ist der Sheltie sehr bellfreudig, was er auch auf dem Agility-Feld zeigt.
- Australischer Kelpie: Der Australische Kelpie bringt sehr viel Motivation und beinahe unerschöpfliche Energie mit und ist als Hüte- und Treibhund außerordentlich schnell. Er gilt als selbstständig und manchmal etwas eigensinnig. Sind jedoch die Fronten einmal geklärt, eignet sich diese Rasse gut für Agility.
- Pudel: Es mag überraschen, dass der Pudel in dieser Auflistung vorkommt, denn diese Rasse wurde aufgrund ihres eleganten Aussehens lange als Schoß- und Showhund abgetan. Jedoch eignen sich Pudel jeder Größe – ob Zwergpudel oder die großen Königspudel – aufgrund ihrer Intelligenz besonders für Agility. Sie sind darüber hinaus wendig, schnell, gehorsam und haben großen Spaß daran, Neues zu lernen. Auch sie brauchen viel körperliche und geistige Auslastung für ein erfülltes Hundeleben.
- Kontinentaler Zwergspaniel: Zwergspaniel zählen, wie ihr Name erahnen lässt, zu den kleinsten Hunden weltweit. Die Rasse teilt sich auf in den Papillon (Stehohren) und den Phalène (hängende Ohren). Beide Varianten sollten trotz ihrer geringen Größe nicht unterschätzt werden. Sie haben viel Energie und sind flink, klug und mutig. Dazu haben sie eine gute Auffassungsgabe, durch die sie schnell neue Tricks und Fähigkeiten erlernen.
Freilich ist nicht garantiert, dass jede Rasse, die sich für Agility eignet, automatisch Freude an der Sportart hat. Falls sich dein Hund nicht dafür begeistern kann, solltet ihr auf eine andere Aktivität ausweichen. Zu viel Druck und Ehrgeiz können zu Stress und Überforderung beim Hund führen.
Genauso gut können Hunderassen, die nicht aufgelistet sind, sehr gute Leistungen im Agility erbringen. Lass dich also nicht davon abhalten, es mit deinem Hund auszuprobieren, solange die grundlegenden Voraussetzungen wie eine geeignete körperliche Konstitution, Gesundheit und Freude an der Sache gegeben sind.
Welche Hunde eignen sich nicht für Agility?
Mit einigen Hunderassen sollte man gänzlich vom Agility-Training absehen. Das liegt zum einen daran, dass manche von Natur aus einen geringen Bewegungsdrang haben, zum anderen sind bestimmte Rassen aufgrund ihres Körperbaus anfälliger für Probleme, die durch das Training begünstigt werden können.
- Bernhardiner, Neufundländer: Sie zählen zu den Hunderassen, die aufgrund ihres großen und massigen Körperbaus nicht mit der Wendigkeit und Schnelligkeit anderer Rassen mithalten können und daher eher weniger für Agility geeignet sind. Zudem kann die intensive Belastung die Gelenke der Hunde überstrapazieren und zu Verletzungen führen.
- Deutsche Dogge: Auch die Dogge ist sehr groß und schwer. Wie viele andere große Hunderassen neigt sie zu Gelenkproblemen wie der Hüftgelenksdysplasie und ist generell anfällig für Krankheiten, woraus sich eine vergleichsweise niedrige Lebenserwartung ergibt. Für ein möglichst langes und gesundes Leben ist ausreichend Bewegung zwar sehr wichtig, jedoch sollte besonders im Hinblick auf die ohnehin strapazierten Gelenke auf das Agility-Training verzichtet werden.
- Dackel, Basset: Beide Rassen haben einen langen Rücken und kurze Beine, was sie anfälliger für Rückenprobleme macht – insbesondere bei Aktivitäten, die Sprünge und schnelle Richtungswechsel erfordern, wie es bei Agility der Fall ist. Da das Verletzungsrisiko sehr hoch ist, empfiehlt sich für diese Rassen eine schonendere Hundesportart.
- Chow Chow: Chow Chows sagt man nach, ihr Charakter würde mehr dem einer Katze statt dem eines Hundes ähneln. Sie sind sehr eigensinnig und haben keinen ausgeprägten “will-to-please”. Generell sind sie eher gemütlich unterwegs und ziehen Spaziergänge dem Hundesport vor.
- Französische und Englische Bulldogge, Mops: Kennzeichnend für diese Rassen ist eine brachycephale Kopfform, also ein abnormal verkürzter Schädel. Das resultiert aus einer selektiven Züchtung, um das rassetypische Erscheinungsbild zu erhalten. In den allermeisten Fällen hat das erhebliche Atemprobleme aufgrund verkürzter Atemwege zur Folge. Unter Belastung wird das Atmen zusätzlich erschwert, was ernsthafte Konsequenzen, wie Sauerstoffmangel, Kreislaufzusammenbrüche und Überhitzung nach sich ziehen kann. Aufgrund der Atemprobleme und der eingeschränkten Beweglichkeit durch ihren kompakten Körperbau sind diese Hunderassen nicht für Agility geeignet.
Im Allgemeinen ist Agility nicht empfehlenswert für sehr junge oder alte Hunde sowie für Hunde mit Vorerkrankungen oder einem erhöhten Krankheits- und Verletzungsrisiko. Vor dem Einstieg in das Agility-Training oder in eine andere Hundesportart sollte ein Tierarzt oder eine Tierärztin den Gesundheitszustand des Hundes überprüfen. Vorsorge ist besser als Nachsorge, denn im Ernstfall können veterinärmedizinische Behandlungen schnell teuer werden und eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen, wenn man keine Hundekrankenversicherung oder Hunde-OP-Versicherung hat. Besser ist, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen und stets zum Wohl des Hundes zu entscheiden.
Fazit
Manche Hunderassen sind aufgrund ihrer natürlichen Veranlagung besonders gut für Agility geeignet – sei es, weil sie einen großen Bewegungsdrang, einen ausgeprägten Arbeitswillen oder eine hohe Lernbereitschaft mitbringen. Es gibt aber auch Rassen, die bedingt durch ihren Körperbau, ihr Temperament oder wegen gesundheitlicher Einschränkungen lieber kein Agility ausüben sollten. Entscheidend ist, die individuellen Stärken und Grenzen des Hundes zu erkennen, um ihn optimal zu fördern und gleichzeitig seine Gesundheit zu schützen. Agility kann sowohl als herausfordernder Wettkampfsport als auch als spaßiges Hobby betrieben werden. Wichtig ist, die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Hundes stets im Fokus zu haben. So können Mensch und Hund gemeinsam von den Vorteilen des Agility-Trainings profitieren.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Agility
Wie kann ich feststellen, ob mein Hund Spaß an Agility hat?
Achte auf die Körpersprache deines Vierbeiners während des Trainings. Ein Hund, der Freude an Agility hat, ist aufmerksam, engagiert und konzentriert und nimmt eine positive Haltung ein. Zeigt er hingegen Anzeichen von Stress, Frustration oder Desinteresse, solltest du das Training anpassen oder eine alternative Aktivität in Betracht ziehen.
Ist es möglich, Agility alleine zu trainieren oder sollte ich einen Kurs besuchen?
Der Besuch eines Kurses in einem Verein oder einer Hundeschule ist empfehlenswert, um eine professionelle Anleitung und Feedback zu erhalten und deinen Hund schrittweise an die Herausforderungen des Sports heranzuführen. Das Training kannst du jedoch auch im eigenen Garten oder einer zulässigen Trainingsfläche alleine fortführen.
Wie vermeide ich es, meinen Hund beim Training zu überfordern?
Achte darauf, deinem Hund genügend Pausen und Erholungszeiten zu gönnen und das Training abwechslungsreich und motivierend zu gestalten. Lerne, die Erschöpfungssignale deines Hundes zu erkennen und halte das Training besser kürzer als zu lang.
Gibt es alternative Sportarten für Rassen, die für Agility weniger geeignet sind?
Für Hunde, die sich weniger für Agility eignen, gibt es zahlreiche andere Hundesportarten, die körperlich nicht ganz so anstrengend sind. Obedience, Mantrailing oder Dogdancing bieten beispielsweise ebenfalls körperliche und geistige Auslastung, passen aber besser zu Hunden, die für Agility nicht die nötige Konstitution mitbringen.