Nahaufnahme von einem Tumor beim Pferd.
Tiergesundheit

Tumoroperationen beim Pferd: Wann Chirurgie helfen kann

18.08.2025

Tumorerkrankungen bei Pferden sind keine Seltenheit. Auch wenn nicht alle Tumore bösartig sind, können sie gesundheitliche Probleme verursachen und das Wohlbefinden eines Pferdes erheblich beeinträchtigen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, beispielsweise mithilfe einer Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie oder mit einer Kombination verschiedener Methoden. Doch nicht immer sind diese Therapieformen erfolgversprechend. In vielen Fällen ist eine Operation der beste oder sogar einzige Weg, einen Tumor zu entfernen. In unserem Artikel geben wir dir einen Überblick, welche Tumorarten bei Pferden am häufigsten auftreten, wann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll ist und wie Tierärztinnen und Tierärzte dabei vorgehen.

Bösartige und gutartige Tumore beim Pferd

Als Tumor bezeichnet man im engeren Sinne unkontrolliert wachsende Zellwucherungen, auch Neoplasien genannt, die jede Art von Gewebe betreffen können. Sie entstehen durch fehlgesteuerte Prozesse bei der Zellteilung und im Zellwachstum. Unterschieden werden gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumore. Die Begriffe beziehen sich auf die sogenannte Dignität eines Tumors, also auf sein Wachstumsverhalten (invasiv vs. nicht invasiv) und seine Fähigkeit, Metastasen auszubilden. 

  • Gutartige Tumore: Gutartige Tumore wachsen lokal begrenzt. Sie sind nicht in der Lage, Metastasen auszubilden und können somit auch nicht streuen. Trotzdem können sie allein aufgrund ihres Volumens große Probleme verursachen (Hirntumore o.ä.).
  • Bösartige Tumore: Bösartige Tumore wuchern schnell, unkontrolliert und zerstörerisch in das umliegende Gewebe hinein. Sie sind zudem imstande, über Blut- und Lymphbahnen zu wandern und durch die Bildung von Metastasen andere Teile des Körpers zu besiedeln.

Neben benignen und malignen Tumoren werden noch semimaligne Tumore unterschieden. Sie metastasieren selten oder gar nicht, zeichnen sich aber durch ein zerstörerisches, invasives Wachstum aus und können das vorhandene Gewebe stark schädigen.

Von Sarkoid bis Hämangiosarkom – Welche Tumore beim Pferd operiert werden können

Die häufigsten Tumore, die bei Pferden vorkommen, betreffen die Haut. Dabei handelt es sich in erster Linie um Sarkoide, Melanome und Plattenepithelkarzinome.

  • Sarkoid: Das Sarkoid ist ein Hauttumor und tritt bei Pferden am häufigsten auf. Es gilt zwar als gutartig, kann jedoch große Probleme bereiten, wenn es sich stark ausbreitet und in umliegendes Gewebe hineinwuchert. Die klinischen Erscheinungsformen sind unterschiedlich und reichen von verschiebbaren subkutanen Knoten bis hin zu blutenden, fleischigen Geschwüren. Das equine Sarkoid kann unterschiedliche Körperstellen betreffen – angefangen bei Augen, Ohren und Maul über Hals, Brust und Unterbauch bis hin zur Innenseite der Oberschenkel. Zur Behandlung stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Neben einer Kryo-, Chemo- und Immuntherapie gehört dazu auch eine operative Entfernung mit Skalpell oder Laser. Die Rezidivrate, also die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens, ist bei Sarkoiden hoch. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Tumor vollständig zu entfernen. 
  • Melanom: Das Melanom entwickelt sich aus entarteten Farbpigmentzellen (Melanozyten) der Haut und kommt vorrangig bei Schimmeln, also Pferden mit weißer Fellfarbe, vor. Aus diesem Grund wird die Tumorart auch „Schimmelkrebs“ genannt. Die Tumore können gutartig oder bösartig sein. Während bei Schimmeln vorrangig gutartige Varianten auftreten, die wenig invasiv wachsen und nur selten Metastasen bilden, verhalten sich Melanome bei Pferden anderer Fellfarben bösartiger, indem sie schnell wachsen und metastasieren. Aber auch gutartige Melanome können Probleme bereiten. Häufig treten sie an der Schweifrübe- und Afterregion auf und erschweren das Absetzen von Stuhl. Auch die Ohrspeicheldrüse und Lippen sind öfter betroffen, wodurch das Pferd mitunter schlecht schlucken und fressen kann. Einzelne oder kleine Melanome werden in den allermeisten Fällen operativ entfernt. Wuchern sie jedoch in umliegendes Gewebe hinein, wird eher der Weg der Bestrahlung gewählt.
  • Plattenepithelkarzinom: Plattenepithelkarzinome entstehen aus den hornbildenden Zellen in der Oberhaut und gehören zu den bösartigsten Tumoren, die bei Pferden auftreten. Sie zeichnen sich durch ein stark invasives Wachstum aus, metastasieren schon früh in umgebende Lymphknoten und streuen. In Erscheinung treten sie als schuppige Hautstellen oder Knoten unter der Haut. Am häufigsten bilden sich Plattenepithelkarzinome an den äußeren Genitalien und den Augen (Hornhaut, Bindehaut, Lider), aber auch innere Organe wie der Magen oder die Harnblase können betroffen sein. In den meisten Fällen ist eine Operation zur Behandlung unumgänglich. Die Operationsmethode richtet sich nach dem Stadium und Lokalisation der Erkrankung. Ist beispielsweise die Hornhaut der Augen betroffen, kann eine Keratektomie durchgeführt werden, bei der der erkrankte Teil der Hornhaut entfernt wird. Befindet sich der Tumor beispielsweise im Genitalbereich und ist im Wachstum schon fortgeschritten, kann auch eine partielle oder vollständige Amputation notwendig sein.

Zwar kommt Hautkrebs bei Pferden überdurchschnittlich häufig vor, es gibt aber noch eine Reihe weiterer Tumorarten, an denen Pferde erkranken können. Dazu gehören beispielsweise Lymphome und Hämangiosarkome.

  • Lymphom: Lymphome sind meist bösartige Tumore, die in lymphatischen Organen bzw. im Lymphsystem entstehen. Am häufigsten tritt die multizentrische Form auf, die sich auf mehrere Organe erstreckt, meistens Lymphknoten, Milz und Leber. Daneben gibt es noch vier weitere Varianten, die sich in der Lokalisation unterscheiden: Das intestinale Lymphom (Magen-Darm-Trakt), das mediastinale Lymphom (Brustkorb), das zentralnervöse Lymphom (Hirnwasser) und das kutane Lymphom (Haut). Zu den Symptomen zählen geschwollene Lymphknoten, Fieber, Gewichtsverlust, Mattheit und Appetitlosigkeit. Kutane Lymphome äußern sich in Hautveränderungen. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen Chemo- und Strahlentherapie sowie operative Maßnahmen zur Entfernung von lokalen Tumoren. Generell ist ein Lymphom nicht heilbar, sondern kann nur symptomatisch bzw. palliativ behandelt werden. 
  • Hämangiosarkom: Das Hämangiosarkom ist ein meist bösartiger Gefäßtumor, der von den Zellen der Blutgefäßauskleidung (Endothelzellen) ausgeht. Es verhält sich hochinvasiv, bildet aber erst spät Metastasen aus. Von einem Hämangiosarkom können die Haut und darunterliegende Bereiche wie Faszien und Muskeln, aber auch Organe wie die Milz betroffen sein. Bei Pferden trifft es am häufigsten das Atem- und Muskel-Skelett-System, dementsprechend sind die Symptome sehr variabel und reichen von Atembeschwerden und Nasenbluten über veränderte Schleimhäute bis hin zu schmerzhaften Schwellungen und Lahmheiten. Lokale Tumore an der Haut und Unterhaut werden operativ entfernt. Sind die inneren Organe befallen, stehen die Behandlungschancen jedoch meist schlecht. Ist die Milz betroffen, kann man diese zwar operativ entfernen, hat der Krebs aber bereits in Leber und Lunge gestreut, lässt sich damit nicht viel ausrichten.

Der Vollständigkeit halber seien auch noch Fibrosarkome, Stromatumore und Mastzelltumore genannt. Diese treten bei Pferden jedoch verhältnismäßig selten auf und können mitunter nur schwer operiert werden.

Wie läuft eine Tumoroperation beim Pferd ab?

Der Behandlung geht zunächst einmal eine Diagnose voran. Der Tierarzt oder die Tierärztin wird die Art, Größe, Dignität und Lage des Tumors ermitteln. Dazu werden verschiedene Untersuchungen wie eine Biopsie und bildgebende Verfahren durchgeführt. Anschließend geht es darum, eine geeignete Therapieform zu finden. Nicht jeder Tumor kann auf chirurgischem Weg entfernt werden. Ob eine Operation möglich ist, hängt von seiner Lage ab und davon, inwieweit er sich lokal abgrenzt. Hat er das umliegende Gewebe bereits infiltriert, ist eine operative Entfernung mitunter schwer oder gar nicht durchführbar. Auch Tumore, die im Bereich des Rückenmarks oder Gehirns liegen, können aufgrund ihrer schwierigen Lokalisation oft nicht chirurgisch entfernt werden.

Ist der Tumor operabel, stehen die Erfolgschancen gut und ist das Pferd in geeigneter Verfassung, entscheidet man sich im Regelfall für den chirurgischen Weg. Der Ablauf ist individuell unterschiedlich. Tumore im Bereich des Anus oder Schweifs werden beispielsweise meist im Stehen und unter örtlicher Betäubung entfernt. In vielen Fällen sind Tumoroperationen jedoch umfangreiche Eingriffe, die in der Tierklinik und unter Vollnarkose durchgeführt werden. Sie gehen mit gewissen Risiken für das Pferd einher. So kann es beim Einleiten der Narkose und während des Aufwachens beispielsweise zu Kreislaufproblemen und Verletzungen kommen. Auch Nachblutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen sind möglich. Erfahrung auf Seiten des Tierarztes oder der Tierärztin ist daher sehr wichtig – sowohl was die Anästhesie als auch die operative Praxis betrifft, gerade wenn sich um komplizierte Eingriffe handelt. 

Nach der Operation sind eine sorgfältige Nachsorge (Pflege der Wundnaht etc.) und Überwachung unerlässlich. Zu diesem Zweck bleibt das Pferd meist noch einige Tage in der Klinik und wird betreut. Ist das Tier weitgehend stabil und auf einem guten Weg zur Regeneration, kann es entlassen werden.

Wie viel kosten Tumoroperationen beim Pferd?

Tumoroperationen beim Pferd können mit hohen Kosten verbunden sein. Das liegt zum einen darin begründet, dass es sich oft um anspruchsvolle Eingriffe handelt. Hinzu kommt, dass auch Medikamente, Verbandsmaterial, Vorsorge, Nachsorge und der Klinikaufenthalt mit Verpflegung bezahlt werden müssen. Dementsprechend können schnell Kosten von mehreren Tausend Euro entstehen. Die Pferde-OP- und Pferdekrankenversicherungen der Uelzener bieten in solchen Fällen finanziellen Schutz. Sie erstatten bis zu 100 % der Kosten für Operationen und weitere Leistungen, die mit dem Eingriff in Zusammenhang stehen. So kann das Pferd bestmöglich versorgt werden. 

Fazit

Tumoroperationen beim Pferd sind ein wichtiger Bestandteil der tiermedizinischen Therapie. Die Erfolgsaussichten hängen maßgeblich von der Art, Größe und Lage des Tumors, dem allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes und auch von einer frühzeitigen Diagnose ab. Denn: Hat der Krebs bereits gestreut oder umliegendes Gewebe infiltriert, ist ein chirurgischer Eingriff oft nicht mehr ohne weiteres möglich oder sinnvoll. Entscheidend für den Behandlungserfolg sind eine gründliche Diagnostik, Erfahrung auf Seiten des tierärztlichen Teams und eine sorgfältige Nachsorge. Auch wenn das Narkoserisiko und mögliche Komplikationen nicht zu unterschätzen sind, überwiegt der Nutzen einer Operation jedoch in vielen Fällen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Tumoroperationen bei Pferden

Wann ist eine Tumoroperation beim Pferd sinnvoll?

Eine Operation ist sinnvoll, wenn der Tumor gut zugänglich, klar abgrenzbar und (zumindest lokal) begrenzt ist. Das ist meist der Fall bei gutartigen oder langsam wachsenden Tumoren sowie bei frühen Stadien bösartiger Veränderungen.

Wie lange dauert die Heilung nach der Operation?

Die Wundheilung dauert meist zwei bis sechs Wochen, abhängig vom Umfang der Naht, der Lokalisation und dem Allgemeinzustand des Pferdes. Boxenruhe, Verbandswechsel und tierärztliche Kontrolle sind während dieser Zeit essenziell.

Können Tumore nach einer OP wiederkommen?

Ja, das Risiko eines Rezidivs besteht, vor allem bei Sarkoiden. Deswegen ist es wichtig, den Tumor vollständig zu entfernen.

Muss jeder Tumor beim Pferd operiert werden?

Nicht jeder Tumor ist behandlungsbedürftig. Einige Tumore wachsen sehr langsam und verursachen keine Beschwerden. In solchen Fällen kann es ausreichen, das Tier zu beobachten oder auf alternative, weniger invasive Therapien zurückzugreifen.

Kann mein Pferd nach der OP wieder normal geritten werden?

Wenn die OP komplikationslos verläuft und der Tumor keine wichtigen Strukturen (Gelenke, Sehnen etc.) beeinträchtigt hat, kann das Pferd wieder normal geritten werden. Nach der OP muss jedoch zunächst eine Reitpause eingelegt werden – für die Wundheilung und Regeneration.

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