Ein Jack Russel Terrier steht beängstigt auf einer Wiese und schaut nach oben,, auf den sich zuziehenden Himmel.
Erziehung und Training

Angst vor Gewitter: Mit diesem Training hilfst du deinem Hund

11.06.2025

Gewitter sind beeindruckende Naturspektakel. Doch was viele Menschen faszinierend finden und gerne beobachten, löst bei Hunden mitunter blanke Panik aus. Dunkle Wolken, helle Blitze, krachender Donner – auf unsere Vierbeiner kann all das bedrohlich wirken und dazu führen, dass sie eine ausgeprägte Angst vor Gewitter entwickeln. Manche verkriechen sich winselnd unterm Sofa, andere laufen hechelnd durch die Wohnung und wissen vor lauter Nervosität nicht wohin mit sich und wieder andere sind vor Schreck wie erstarrt. Gewitterangst kann für Mensch wie Tier eine echte Belastungsprobe darstellen, denn auch für Halter und Halterinnen ist es schwer mitanzusehen, wie die geliebte Fellnase leidet. Doch es gibt Mittel und Wege, die Angst in den Griff zu bekommen. In diesem Artikel erfährst du, warum Gewitter bei Hunden Stress auslösen und wie du deinen Vierbeiner mit gezieltem Training unterstützen kannst.

Warum Gewitter Hunden Angst macht

Wir Menschen betrachten Gewitter meist als das, was sie sind: Wetterphänomene, von denen zwar eine gewisse Gefahr ausgehen kann, die aber im Regelfall schnell vorübergehen. Für Hunde bedeuten sie jedoch oft puren Stress. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen haben Hunde ein deutlich feineres Gehör als wir, wodurch sie das Donnergrollen um ein Vielfaches lauter wahrnehmen. Kommen dann noch Wind, Regen oder Hagel dazu, sind sie mit einer noch größeren Geräuschkulisse konfrontiert. Zum anderen reagieren Hunde sensibel auf optische Reize und Veränderungen in ihrer Umgebung. Plötzliche Lichtblitze, der Luftdruckabfall und elektrische Spannungen in der Atmosphäre – all das kann Hunde irritieren, verunsichern und letztlich ängstigen.

Während manche Hunde schon von klein auf Angst vor Gewitter haben, entwickelt sie sich bei anderen erst mit der Zeit. Schlechte Erfahrungen, mangelnde Gewöhnung oder auch die Unsicherheit der Bezugsperson können dazu beitragen, dass sich die Angst ausbildet oder verstärkt. In manchen Fällen spielen auch genetische Veranlagungen oder neurologische Ursachen hinein.

Was für deinen Hund jedoch entscheidend ist: Er versteht nicht, was da draußen passiert. Das Unbekannte löst bei vielen Vierbeinern tiefes Unbehagen aus und versetzt manche sogar in Panik. Der Leidensdruck ist für betroffene Tiere groß. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Angst beim Hund zu verstehen und ihm dabei zu helfen, damit umzugehen.

Wie zeigt ein Hund Angst vor Gewitter?

Gewitterangst bei Hunden kann sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern. Manche Tiere zeigen deutliche Stresssymptome, anderen merkt man kaum etwas an. Es ist jedoch wichtig, auch subtilen Signalen Beachtung zu schenken, denn nicht jeder Hund gibt nach außen zu erkennen, was in ihm vorgeht.

Typische Symptome bei Angst vor Gewitter sind:

  • Unruhe und Nervosität: Der Hund läuft rastlos umher, kann sich nicht ablegen oder wechselt ständig seinen Platz.
  • Hecheln und Zittern: Der Hund hechelt, speichelt und zittert am ganzen Körper.
  • Verstecken: Der Hund sucht Schutz, beispielsweise unter dem Tisch, hinter dem Sofa oder im Badezimmer.
  • Körperkontakt: Manche Hunde drängen sich eng an ihre Bezugsperson oder klettern auf den Schoß.
  • Winseln oder Bellen: Lautäußerungen wie Fiepen, Winseln, Jaulen oder Bellen können auf Verunsicherung und Angst hindeuten.
  • Verändertes Verhalten: Der Hund verhält sich anders als gewohnt, indem er beispielsweise das Fressen verweigert, überempfindlich auf Reize reagiert oder plötzlich in die Wohnung uriniert, obwohl er stubenrein ist.
  • Fluchtversuche: Stark verängstigte Hunde zeigen mitunter einen Fluchtreflex und versuchen, durch Türen, Fenster oder über Zäune zu entwischen, um dem Gewitter zu entkommen.

Wenn dein Hund solche Anzeichen bei Gewitter zeigt, kannst du davon ausgehen, dass Angst und Stress dahinterstecken. In dem Fall ist es sinnvoll, deinen Vierbeiner durch gezieltes Training zu unterstützen.

Training bei Angst vor Gewitter: So hilfst du deinem Hund langfristig

Wenn dein Hund Angst vor Gewitter hat, ist es wichtig, ihm nicht nur akut Hilfestellung zu geben, sondern ihn mit einem kleinschrittig aufgebauten Training langfristig an solche Situationen zu gewöhnen. Ziel ist es, ihm zu vermitteln, dass er vor Gewitter keine Angst haben muss. Zwei Aspekte spielen dabei eine entscheidende Rolle: die Desensibilisierung und die Gegenkonditionierung.

Wir verraten dir, was dahintersteckt und welche Trainingsmethoden sich dafür anbieten.

Training zur Desensibilisierung

Desensibilisierung bedeutet, den Hund derart an Gewitterphänomene zu gewöhnen, dass sie für ihn kaum noch beachtenswert sind. Dafür kannst du spezielle Geräusch-CDs oder Apps nutzen, die Gewittersounds abspielen. Alternativ wirst du auf Streaming-Plattformen fündig. Hier gibt es auch Gewittervideos, die Wetterleuchten oder Blitze zeigen. Diese kannst du abspielen, um deinen Hund an optische Gewittererscheinungen zu gewöhnen. Solltest du kein geeignetes Material finden, kannst du auf Silvester-Aufnahmen ausweichen. Die Lichteffekte und Geräusche von Böllern, Knallern und Raketen sind einem Gewitter recht ähnlich. Aus diesem Grund haben Hunde, die Angst vor Gewitter haben, meist auch Angst vor Silvester.

Am besten ist es, das Training in die Alltagsroutine zu integrieren, damit dein Hund die Geräusche irgendwann als etwas Normales begreift. Spiele die Gewittersounds täglich zu einem festen Zeitpunkt ab, zum Beispiel immer vor dem Füttern. Beginne mit einer möglichst geringen Lautstärke, denn dein Hund soll sich auf keinen Fall erschrecken. Kommt er mit den Geräuschen gut zurecht, kannst du sie das nächste Mal etwas lauter stellen. Wichtig ist, dass du dich langsam steigerst. Das Training kann durchaus mehrere Wochen bis Monate dauern.

Training zur Dekonditionierung

Zweck der Dekonditionierung ist, dem Hund das Angstverhalten abzugewöhnen, indem er Gewittergeräusche mit etwas Positivem verknüpft, beispielsweise besonders leckerem Futter, einem Lieblingsspiel oder Kuschelzeit. So lernt dein Hund: Wenn es donnert, passiert etwas Gutes. Hierfür empfehlen sich drei Methoden:

  • Clicker-Training: Beim Clickertraining setzt du den Clicker als positives Verstärkungsmerkmal ein. Dazu beginnst du zunächst in einer ruhigen und vertrauten Umgebung, spielst ein Donnergeräusch ab, klickst zum selben Zeitpunkt und gibst deinem Hund eine Belohnung. Wichtig: Der Klick kommt unmittelbar nach dem Geräusch, nicht nach der Reaktion des Hundes. Wenn du lange und konsequent übst und dein Hund diese Trainingsmethode gut annimmt, kannst du den Clicker irgendwann weglassen. Ziel ist es, dass der Hund den Donner hört und automatisch an etwas Positives denkt.
  • Handlungsalternative etablieren: Bei Gewitter fühlen sich viele Hunde hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Es kann daher sinnvoll sein, eine gezielte Handlung oder Aufgabe zu etablieren, auf die sie sich in Momenten der Angst konzentrieren können. Das kann beispielsweise eine einfache Aktion wie „Touch“ (mit der Nase ein Zielobjekt berühren) oder „Matte“ (auf eine Decke legen) sein. Übe das Verhalten erst ohne Ablenkung und später mit Gewittergeräuschen im Hintergrund. Kann dein Hund das Verhalten in Stresssituationen abrufen, hilft ihm das, sich abzulenken.
  • Sicherheitssignal aufbauen: Ein Sicherheitssignal dient dazu, deinem Hund zu vermitteln, dass alles in Ordnung ist. Es muss allerdings erst aufgebaut werden. Wichtig ist, das Signal in entspannten Situationen einzuführen. Immer wenn ihr miteinander kuschelt oder gerade ungestört zusammensitzt, sagst du beispielsweise „Alles gut“ oder legst deine Hand auf die Brust deines Hundes. Du kannst das Signal zusätzlich positiv verstärken, beispielsweise mit einer Streicheleinheit oder einem Leckerli. Dein Hund lernt dadurch, es mit Entspannung und Ruhe zu verknüpfen, so dass du es in Stresssituationen nutzen kannst, um ihm Sicherheit zu vermitteln.

Je sicherer sich dein Hund im Alltag fühlt, desto besser wird er mit stressigen Situationen wie einem Gewitter umgehen können. Das A und O ist eine vertrauensvolle Beziehung zu dir – und die stärkst du durch Routinen und Rituale im Alltag und viel gemeinsame Zeit. Solltest du trotz intensiven Trainings nicht weiterkommen, zögere nicht, einen Experten oder eine Expertin um Rat zu fragen. Ein professionelles Hundetraining oder eine Verhaltenstherapie kann dabei helfen, der Ursache der Angst bei deinem Hund auf den Grund zu gehen und gezielte Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Fazit

Gewitter können Hunden große Angst machen. Es sind vor allem die ungewohnten, lauten Geräusche und die hellen, zuckenden Blitze, die sie verunsichern. Zwar verfällt nicht jeder Vierbeiner sofort in Panik, wenn sich am Himmel etwas zusammenbraut, manche Tiere zeigen ihre Angst aber auch nicht so offenkundig wie andere. Die gute Nachricht ist: Mit einem gezielten Training kann man betroffenen Hunden helfen, ihre Angst zu überwinden und Gewitter gelassener zu überstehen. Das beinhaltet in erster Linie die schrittweise Gewöhnung an typische Geräusche, aber auch die Etablierung von Handlungsalternativen und Sicherheitssignalen. Wichtig ist, das Training langsam aufzubauen und keinen Druck auszuüben. Denk immer daran: Du bist der sichere Hafen für deinen Hund und jeder Fortschritt, so klein er auch sein mag, stärkt sein Vertrauen in dich und in sich selbst.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Gewitterangst bei Hunden

Ist es schlimm, wenn mein Hund Angst vor Gewitter hat?

Dass Hunde Angst vor Gewitter haben, ist eher die Regel als die Ausnahme und aus tierischer Perspektive auch völlig natürlich und nachvollziehbar. Problematisch wird es, wenn die Angst in Panik umschlägt, sich verstärkt oder zu langfristigem Stress führt. In solchen Fällen ist ein Training sinnvoll, um dem Hund mehr Sicherheit zu geben.

Darf ich meinen Hund trösten, wenn er Angst hat?

Ja – solange du ruhig und gelassen bleibst. Trösten bedeutet nicht, die Angst zu bestärken, sondern deinem Hund zu zeigen: „Ich bin da, du bist nicht allein.“ Wichtig ist, nicht selbst nervös zu werden und keine übermäßige Aufmerksamkeit auf die Angst zu lenken.

Mein Hund will sich bei Gewitter verstecken, obwohl wir trainiert haben. Soll ich das zulassen?

Ja, unbedingt. Hat dein Hund das Bedürfnis, sich zurückzuziehen, solltest du ihm das gestatten. Es hilft ihm in dem Moment dabei, mit seiner Angst besser umzugehen. Betrachte es nicht als Rückschritt in eurem Training. Jede Situation ist anders und vielleicht klappt es beim nächsten Mal besser.

Mein Hund hat extreme Gewitterangst. Wann sollte ich einen Hundetrainer einschalten?

Wenn dein Hund panisch reagiert oder du den Eindruck hast, dass die Angst immer schlimmer wird, solltest du ein professionelles Hundetraining in Anspruch nehmen. Dabei erhältst du einen individuell auf dich und deinen Hund zugeschnittenen Trainingsplan und wirst im Alltag Schritt für Schritt begleitet. Etwas gegen die Angst zu unternehmen, ist auch aus Sicherheitsaspekten empfehlenswert. Denn Hunde, die in Panik verfallen, reagieren oft unberechenbar und können sich selbst oder anderen erheblichen Schaden zufügen. Das ist nicht nur emotional belastend, sondern kann auch hohe Kosten verursachen. Eine Hundehaftpflichtversicherung schützt zwar vor dem finanziellen Risiko, trotzdem ist es gut, wenn es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt.

 

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