Wenn der Hund auffällig oft Wasser lassen muss, Schmerzen beim Urinieren hat oder sich Blut im Harn befindet, liegt der Verdacht auf eine Blasenentzündung nahe. Es kann sich aber auch um Blasensteine handeln. Sie gehen mit ähnlichen Symptomen einher und zählen zu den häufigsten Harnwegserkrankungen bei Hunden. Für betroffene Tiere können Blasensteine sehr schmerzhaft sein und schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, trotzdem werden sie in ihren Auswirkungen oft unterschätzt. In unserem Artikel erfährst du, woran du Blasensteine erkennst, wie sie entstehen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was sind Blasensteine beim Hund?
Blasensteine zählen zu den Harnsteinen, medizinisch Urolithen genannt. Dabei handelt es sich um Ansammlungen von Mineralstoffen, die harte kristalline Strukturen bilden und sich festsetzen. Grundsätzlich können solche Ablagerungen im gesamten Harntrakt auftreten, etwa in der Harnröhre, im Harnleiter und in der Niere. Bei Hunden entstehen sie hauptsächlich in der Blase, weswegen man hier von Blasensteinen spricht.
Aber wie kommt es überhaupt dazu? Wie wir Menschen scheiden Hunde über den Urin Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Phosphor aus. Diese sind normalerweise als Salze im Harn gelöst. Steigt die Salzkonzentration jedoch an, neigen bestimmte Mineralsalze dazu auszukristallisieren. Zu Beginn bildet sich eine Art Sand oder Konkrement, auch als Blasengries bezeichnet, der beim Urinieren aus der Blase gespült wird und daher meist keine großen Probleme verursacht. Beschwerden zeigen sich erst dann, wenn die sandkornartigen Kristalle größer werden und harte, scharfkantige Steine bilden. Diese können die Blasenwand reizen oder verletzen und die harnableitenden Wege blockieren, was dazu führt, dass ein Ausscheiden von Urin nicht mehr möglich ist. Schlimmstenfalls staut sich der Harn an und fließt zurück zur Niere, was für den Hund lebensbedrohlich werden kann.
Welche Arten von Blasensteinen beim Hund gibt es?
Abhängig von der mineralischen Zusammensetzung können mehrere Arten von Blasensteinen unterschieden werden, etwa Calciumcarbonatsteine, Uratsteine, Cystinsteine und Ammoniumuratsteine. Am häufigsten kommen bei Hunden Struvit- und Calciumoxalatsteine vor.
- Struvitsteine: Struvitsteine bestehen aus Magnesium-Ammonium-Phosphat. Sie werden meist durch eine Infektion mit Bakterien hervorgerufen und sind eine häufige Folge von Blasenentzündungen. Die Bakterien sorgen für eine Alkalisierung des Urins (pH-Wert > 7), was das Ausfallen von Magnesium, Ammonium und Phosphat begünstigt. Hündinnen sind tendenziell häufiger von Struvitsteinen betroffen als Rüden, da sie öfter an Blasenentzündungen erkranken. Struvitsteine können mit einem Umfang von bis zu einem Zentimeter relativ groß werden und sie können ernste Beschwerden verursachen. Ein Vorteil ist jedoch, dass sie sich in saurem Urin wieder auflösen. Wird der pH-Wert in der Blase also in diese Richtung verschoben, lassen sie sich gut behandeln.
- Calciumoxalatsteine: Calciumoxalatsteine bestehen aus Calcium und Oxalsäure. Sie bilden sich ausschließlich in neutralem bis saurem Harnmilieu (pH-Wert < 7) und gehen oft mit einem erhöhten Calcium-Spiegel einher, der beispielsweise mit der Ernährung, Medikamenten oder bestimmten Erkrankungen zusammenhängen kann. Zur Risikogruppe zählen ältere und kastrierte Rüden sowie Hunde mit Übergewicht. Zwar werden Calciumoxalatsteine nicht so groß wie Struvitsteine (meist ca. 7 mm), sie können aber trotzdem gesundheitliche Probleme bereiten. Eine Auflösung durch Verschiebung des pH-Werts ist nicht möglich. Hier kann nur eine Operation helfen.
Generell gilt: Um Blasensteine beim Hund behandeln zu können, muss die genaue Zusammensetzung bekannt sein. Nur wenn die Therapie auf den jeweiligen Typ abgestimmt ist, lassen sich langfristig Erfolge erzielen.
Ursachen für Blasensteine beim Hund
Blasensteine bei Hunden können vielfältige Ursachen haben. Zudem gibt es bestimmte Risikofaktoren, die die Harnwegserkrankung begünstigen. In vielen Fällen ist es eine Kombination aus beidem, die zur Entstehung von Blasensteinen führt. Wir geben einen Überblick über mögliche Auslöser:
- Bakterielle Harnwegsinfektion (Blasenentzündung): führt zu einem Anstieg des pH-Werts, was die Bildung von Struvitsteinen fördert
- Futter mit zu hohem oder unausgewogenem Mineralstoffgehalt: ein Überschuss an Calcium, Magnesium oder Phosphor kann die Bildung von Blasensteinen begünstigen
- Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme: steigende Salzkonzentration im Urin, durch die bestimmte Salze herausfallen, kristallisieren und sich ablagern
- Stoffwechselstörungen: eine Funktionsstörung der Leber beispielsweise kann zu einer vermehrten Ansammlung von Salzen im Urin führen
- Genetische Disposition: manche Rassen neigen genetisch bedingt eher zu Blasensteinen als andere
Zu den Hunderassen mit einem erblichen Risiko für Blasensteine zählen:
- Australian Cattle Dog
- Basset
- Boston Terrier
- Chihuahua
- Dackel
- Dalmatiner
- Englische Bulldogge
- Französische Bulldogge
- Mastiff
- Mops
- Neufundländer
- Siberian Husky
- Yorkshire Terrier
- Zwergschnauzer
Die genetische Veranlagung ist je nach Rasse unterschiedlich ausgeprägt, betrifft also unterschiedliche Arten von Blasensteinen. So erkranken Dalmatiner beispielsweise tendenziell an Ammoniumuratsteinen, während Cystinsteine häufiger bei Dackeln, Bassets, Yorkshire Terriern, Neufundländern, Mastiffs und anderen Rassen vorkommen.
Symptome für Blasensteine beim Hund
Blasensteine gehen gerade im Anfangsstadium mit ähnlichen Symptomen einher wie Blasenentzündungen, so dass ohne dedizierte Diagnostik Verwechslungsgefahr besteht. Zu den typischen Anzeichen zählen:
- vermehrtes Pinkeln
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen (eher ein Tröpfeln als ein Fließen)
- Schmerzen beim Urinieren (Hund winselt oder jault)
- Inkontinenz
- Blut im Urin
- verhärteter Bauch
- Schmerzen im Bauchbereich (beim Abtasten)
- Abgeschlagenheit
Falls ein Hund Symptome für Blasensteine zeigt, sollte er schnellstmöglich dem Tierarzt oder der Tierärztin vorgestellt werden, denn bleibt das Tier unbehandelt, kann das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Ist der Harnweg blockiert und ein Wasserlassen nicht mehr möglich, kann es zu einem Rückstau des Urins in die Niere und letztlich zu einem tödlichen Nierenversagen kommen.
Wie werden Blasensteine beim Hund diagnostiziert?
Für die Diagnose von Blasensteinen werden üblicherweise mehrere Verfahren herangezogen. Dazu gehört zunächst einmal eine Urinuntersuchung, um festzustellen, ob und in welchem Umfang sich kristalline Ablagerungen gebildet haben und ob eine bakterielle Infektion vorliegt. Auch der pH-Wert des Harns lässt sich darüber bestimmen. Des Weiteren kann eine Urinprobe Aufschluss geben, ob der Hund genügend Flüssigkeit zu sich nimmt.
Üblicherweise schließen sich der Untersuchung bildgebende Verfahren wie Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen an, um die Lage der Blasensteine zu ermitteln und den Zustand der Blase und Harnwege zu prüfen. Zeigen die Aufnahmen, dass die Blasenwand verdickt oder verletzt ist oder sich bereits Harn angestaut hat, ist schnelles Handeln erforderlich.
Blasensteine beim Hund therapieren: Diese Möglichkeiten gibt es
Die Behandlung von Blasensteinen kann durch Medikation, eine Futterumstellung oder eine Operation erfolgen. Welche Therapieform gewählt wird, richtet sich nach der Größe, Anzahl und Art der Blasensteine, dem Stadium der Erkrankung und dem Beschwerdegrad. Primärziel ist es, die Nieren zu entlasten und dem Hund wieder ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen. Wir geben einen Überblick, wann welche Methode angewendet wird.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente können dabei helfen, Blasensteine aufzulösen, sofern diese eine geeignete Zusammensetzung aufweisen und noch klein genug sind. Liegt eine begleitende Harnwegsinfektion vor, verschreibt der Tierarzt oder die Tierärztin zusätzlich Antibiotika.
- Futterumstellung: Eine Ernährungsumstellung kann bei vielen Arten von Blasensteinen einiges bewirken. Hier geht es in erster Linie darum, ein Futter zu verabreichen, das einen verminderten Gehalt an den Stoffen aufweist, aus denen sich die Blasensteine zusammensetzen. Bei Struvitsteinen wäre das beispielsweise ein verminderter Anteil an Eiweiß (Ammonium), Phosphor und Magnesium. Es ist auch möglich, über die Ernährung und spezielle Ergänzungsmittel den pH-Wert des Urins zu beeinflussen und beispielsweise in die eher saure oder alkalische Richtung zu lenken. Das empfiehlt sich bei Blasensteinen, die sich bei Veränderung des pH-Werts wieder auflösen.
- Operation: Sind die Blasensteine nicht durch eine Diät oder Medikamente auflösbar oder haben sie bereits eine gewisse Größe erreicht und erzeugen große Beschwerden, müssen sie auf operativem Weg entfernt werden. Da die Blase dazu geöffnet werden muss, erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose. Im Regelfall schließt sich eine Therapie mit Schmerzmitteln und Antibiotika an, um postoperativen Infektionen vorzubeugen. Zur Vorbeugung neuer Blasensteine kann eine lebenslange Spezialdiät notwendig sein.
Gut zu wissen: Chirurgische Eingriffe zählen zu den teuersten tierärztlichen Leistungen. Sollte eine Operation notwendig sein, ist es gut, eine Hunde-OP- oder Hundekrankenversicherung zu haben, die die Kosten für den Eingriff und damit verbundene Vor- und Nachsorgemaßnahmen übernimmt. So kann dem Hund die bestmögliche Hilfe zuteilwerden, ohne finanzielle Belastungen fürchten zu müssen.
Blasensteinen beim Hund vorbeugen: Tipps für den Alltag
Blasensteinen beim Hund vorzubeugen, ist nicht in jedem Fall möglich, etwa wenn eine genetische Veranlagung oder eine Vorerkrankung wie eine Stoffwechselanomalie vorliegt. Trotzdem besteht die Möglichkeit, Risikofaktoren zu reduzieren und der Bildung von (neuen) Blasensteinen auf diese Weise entgegenzuwirken.
- Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten: Viel trinken hilft dabei, die Salzkonzentration im Urin zu verdünnen und Ablagerungen so gut es geht auszuspülen. Gerade bei der Verabreichung von Trockenfutter ist genügend Flüssigkeit wichtig. Nassfutter ist in dem Zusammenhang zu bevorzugen.
- Häufiger Pinkelpausen ermöglichen: Der Hund sollte nicht nur zwei oder drei Mal am Tag die Möglichkeit bekommen, Harn abzusetzen. Besser sind mehrere (und dafür kürzere) Spaziergänge über den Tag verteilt, damit er sich erleichtern kann.
- Futter bedarfsgerecht anpassen: Das Futter sollte gesund, ausgewogen und auf den individuellen Nährstoffbedarf abgestimmt sein. Das betrifft insbesondere den Mineralstoffanteil. Der Tierarzt oder die Tierärztin kann hierzu umfassend beraten und einen Ernährungsplan erstellen, der exakt auf die Bedürfnisse des Hundes zugeschnitten ist.
- Übergewicht vermeiden: Übergewicht kann vielerlei gesundheitliche Probleme verursachen, angefangen bei Gelenkbeschwerden bis hin zu Stoffwechselstörungen. Blasensteine sind hier keine Ausnahme. Es ist daher wichtig darauf zu achten, dass der Hund sein Idealgewicht hält und sich ausreichend bewegt.
- Regelmäßige Check-ups: Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt oder der Tierärztin helfen dabei, den Gesundheitszustand des Hundes im Blick zu behalten und schnell reagieren zu können, falls sich (neue) Blasensteine gebildet haben. Ergänzend dazu gibt es die Möglichkeit, den pH-Wert des Hundeurins mit pH-Streifen aus der Apotheke ganz einfach zu Hause zu messen. So lässt sich nachvollziehen, ob sich das Milieu in einem kritischen Bereich befindet.
- Keine Eigeninitiative mit Hausmitteln: Bei Blasensteinen wird mitunter empfohlen, harntreibende Kräuter beispielsweise in Form von Brennnesseltee zu verabreichen, damit der Hund öfter Wasser lässt. Inwieweit das sinnvoll ist, lässt sich jedoch nur gemeinsam mit dem Tierarzt oder der Tierärztin klären. Ebenfalls kritisch zu betrachten ist die Gabe von Vitamin-C-haltigen Pulvern und Säften (etwa von Cranberry, Acerola oder Hagebutte), um den pH-Wert des Urins zu senken und „sauer“ zu machen. Vitamin C wird im Körper nämlich unter anderem zu Oxalsäure abgebaut, was wiederum die Entstehung von Calciumoxalatsteinen begünstigt.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, nicht in Eigenregie zu experimentieren, sondern sich tierärztlichen Rat einzuholen und den Hund professionell untersuchen zu lassen.
Fazit
Blasensteine beim Hund sind eine ernstzunehmende Harnwegserkrankung, die unbehandelt zu großen gesundheitlichen Problemen führen und sogar tödlich verlaufen kann, wenn es zu einem Nierenversagen kommt. Sie tritt häufig infolge bakterieller Infektionen oder einer unausgewogenen Fütterung auf, kann aber auch genetisch bedingt sein. Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und richten sich nach der Symptomatik und der genauen Diagnose. Manche Blasensteine lassen sich medikamentös oder mit einer Spezialdiät behandeln, andere müssen operativ entfernt werden. Generell stehen die Prognosen für betroffene Tiere jedoch gut, wenn erst einmal eine geeignete Therapie gefunden ist.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Blasensteinen beim Hund
Können Blasensteine wiederkommen?
Ja, das kann passieren, deshalb sind geeignete Nachsorge- und Prophylaxemaßnahmen umso wichtiger.
Kann ich Blasensteine beim Hund selbst erkennen?
Da die Symptome gerade zu Beginn anderen Harnwegserkrankungen ähneln, lässt sich ohne tiefergehende Diagnostik nicht sicher sagen, ob es sich um Blasensteine handelt. Eine Untersuchung beim Tierarzt oder bei der Tierärztin ist daher unumgänglich.
Was passiert nach einer Blasenstein-OP?
Werden dem Hund die Blasensteine operativ entfernt, erhält er danach Schmerzmittel und Antibiotika. Für die folgenden 10 bis 14 Tage wird erst einmal Ruhe verordnet, damit das Tier regenerieren kann. Das bedeutet auch: keine wilden Spiele und kein Treppensteigen. Der nächste Tierarztbesuch steht zur Wundkontrolle an – es sei denn, es kommt vorher zu Komplikationen, dann muss der Hund unverzüglich professionell versorgt werden. Ein paar Wochen später erfolgt noch einmal eine Urinuntersuchung.