Weiße Katze mit FIV-Symptomen.
Tiergesundheit

FIV oder Katzen-Aids: Infektionskrankheit mit weitreichenden Folgen

15.07.2024

FIV steht für Felines Immundefizienz-Virus, das ursächlich für das sogenannte Katzen-Aids verantwortlich ist. Dabei handelt es sich um eine ernsthafte Infektionskrankheit, die das Immunsystem von Katzen angreift und sie anfälliger für weitere Infekte macht. Sind die Abwehrkräfte stark geschwächt, können selbst harmlose Krankheiten schwerwiegende Auswirkungen haben. Katzen-Aids hat in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeit mit einer Aids-Erkrankung (HIV) beim Menschen und ist weltweit verbreitet. Obwohl es nicht heilbar ist, können infizierte Katzen bei geeigneter Haltung und Pflege viele Jahre gut leben. Der Schlüssel liegt in einer rechtzeitigen Diagnose und einer passenden Behandlung, um sekundäre Infektionen zu verhindern und das Immunsystem zu unterstützen. In diesem Artikel erklären wir, was bei einer FIV-Erkrankung passiert, wie sie übertragen wird und was man bei einer Infektion tun kann.

Was ist FIV?

Katzen-Aids ist eine Infektionskrankheit, die durch Feline Immundefizienz-Viren hervorgerufen wird. Dabei handelt es sich um eine Gattung der Lentiviren, zu denen auch das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) gehört, das beim Menschen Aids verursacht. Lentiviren (von lat. lentus „langsam“) sind behüllte, einzelsträngige RNA-Viren, die langsam fortschreitende Krankheiten auslösen. Sie verbleiben ein Leben lang im Organismus ihres Wirts, da sie in der Lage sind, dessen Immunabwehr zu umgehen. Darüber hinaus befallen Lentiviren überwiegend bestimmte Spezies. Während das HI-Virus ausschließlich auf den Menschen übertragbar ist, kommt das FI-Virus primär bei Katzen vor.

FI-Viren können zwar ein breites Spektrum an Zellen infizieren, greifen aber ähnlich wie HI-Viren hauptsächlich CD4-positive Lymphozyten an. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der T-Lymphozyten, die wiederum eine Kategorie der weißen Blutkörperchen bilden. Sie sind von großer Bedeutung für die Abwehr von Krankheitserregern und körperfremden Stoffen. Die FI-Viren dringen in die DNA der Immunzellen ein, die infolgedessen weitere FI-Viren produzieren, welche neue Abwehrzellen befallen. All das geschieht über einen sehr langen Zeitraum, der meist symptomlos verläuft. Man spricht in dem Zusammenhang auch von asymptomatischer Phase. Nach einigen Monaten bis Jahren sind die Immunzellen nicht mehr in der Lage, Krankheitserreger abzuwehren, seien es andere Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten. Aufgrund der fortschreitenden Immunschwäche wird der Organismus immer anfälliger für Infektionen, Tumorbildungen und andere Erkrankungen, die sich dann in entsprechenden Symptomen äußern.

Der Verlauf gliedert sich wie folgt:

  • Akute Phase: Die akute Phase beginnt drei bis sechs Wochen nach der Infektion mit dem FI-Virus und kann von Fieber, geschwollenen Lymphknoten, Durchfall oder Abgeschlagenheit begleitet sein. Die Symptome verschwinden nach einiger Zeit wieder. 
  • Asymptomatische Phase: Es folgt eine symptomlose Phase, die Monate oder Jahre andauern kann.
  • Aids-ähnliche Phase: In der Aids-ähnlichen Phase (fachsprachlich: Aids-related complex) ist das Immunsystem so weit geschwächt, dass es vermehrt zu sekundären Infektionen bei der Katze kommt. Betroffen sind vor allem die Maulhöhle (Zahnfleisch und Mundschleimhaut), die Atemwege und der Verdauungstrakt. 
  • Finale Phase: Die finale Phase ist die eigentliche Aids-Phase. Es kommt neben den Symptomen der sekundären Erkrankung zu Abmagerung, Anämie (Verminderung roter Blutkörperchen, Blutarmut) und Panzytopenie (Verminderung roter und weißer Blutkörperchen sowie Blutplättchen).

Bleibt die Katze unbehandelt, kann es passieren, dass das Immunsystem irgendwann vollständig in sich zusammenbricht, was den Tod des Tieres zur Folge hat.

Wie wird Katzen-Aids übertragen?

Das FI-Virus wird überwiegend durch Bisse und Bissverletzungen zwischen Katzen übertragen, beispielsweise beim Nackenbiss während des Paarungsaktes oder bei Revierkämpfen. Besonders häufig betroffen sind freilaufende, unkastrierte Kater, die meist ein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen. Kommt es zu Auseinandersetzungen mit einem infizierten Tier und infolgedessen zu Verletzungen, kann das Virus über die Wunde in die Blutbahn gelangen. 

Die Übertragung erfolgt in erster Linie über Blut, Speichel und andere Körperflüssigkeiten. Dementsprechend ist es auch möglich, dass sich Katzen durch Bluttransfusionen mit FIV infizieren. Zudem können Katzenmütter das Virus an ihre Kitten bei der Geburt oder durch die Muttermilch übertragen. Das kommt jedoch weitaus seltener vor.

Eher unwahrscheinlich ist die Übertragung durch gegenseitiges Putzen und Belecken oder die gemeinsame Nutzung von Trink- und Futternäpfen, Spielzeug oder Liegeflächen. Das liegt darin begründet, dass FI-Viren in der Außenwelt sehr instabil sind und einen Wirt zum Überleben brauchen. 

Diagnose einer FIV-Erkrankung

Die Symptome einer FIV-Infektion als solches sind eher diffus. Zwar kann es zu Lymphknotenschwellungen, Durchfällen, Fieber und dergleichen kommen, diese Erscheinungen klingen jedoch wieder ab. Im weiteren Verlauf zeigen sich vorrangig die Symptome der Sekundärinfektionen. Bis es so weit ist, können Jahre vergehen. Aus diesem Grund ist eine Aids-Erkrankung bei Katzen meist nicht sofort erkennbar. 

Besteht der Verdacht auf eine FIV-Infektion, sollte man unverzüglich einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufsuchen, denn je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Um eine Diagnose zu stellen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine Option ist eine Blutuntersuchung. Hierbei wird das Blut der Katze auf den Gehalt aller drei Blutzellreihen überprüft, also der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Bei einer FIV-Infektion nimmt die Anzahl aller drei Zelltypen typischerweise ab, während der Gehalt an Globulinen im Blut steigt. 

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit eines direkten oder indirekten Nachweises für FIV. Beim indirekten Nachweis wird das Blut der Katze auf spezifische Antikörper untersucht, die frühestens zwei, eher vier bis sechs Wochen nach der Infektion nachweisbar sind. Das kann mithilfe von Schnelltests erfolgen, die bei negativem Ergebnis eine Sicherheit von 95% bieten. Bei einem positiven Testergebnis muss jedoch ein Gegencheck erfolgen, da nicht automatisch davon ausgegangen werden kann, dass tatsächlich eine FIV-Infektion vorliegt. Es gibt nämlich den Fall, dass nur die Antikörper, nicht aber das FI-Virus von Tier zu Tier übertragen werden. So können Katzenmütter mit FIV, die bereits Antikörper gebildet haben, selbige über die Muttermilch an ihre Kitten weitergeben, ohne sie gleichzeitig mit dem Virus zu infizieren. 

Aus diesem Grund muss bei einem positiven indirekten Nachweis entweder ein zweiter Antikörpertest durchgeführt oder eine andere Testmethode angewendet werden. Viele Tierärzte und Tierärztinnen entscheiden sich dann für einen direkten Nachweis. Hierfür wird Blut oder infiziertes Gewebe mittels PCR-Test direkt auf FI-Viren untersucht. Dieses Verfahren ist jedoch aufwendiger und kann nur in Speziallabors durchgeführt werden.

Katzen-Aids behandeln: Welche Möglichkeiten gibt es?

Katzen, die sich mit FIV infiziert haben, tragen das Virus für den Rest ihres Lebens in sich. Eine Heilung der Erkrankung ist nicht möglich. Bis heute gibt es weder eine (in Deutschland zugelassene) Impfung noch ein Medikament, um einer Infektion vorzubeugen oder das Virus vollständig zu eliminieren. Es gibt allerdings antivirale Chemotherapeutika, die die Replikation des FI-Virus behindern und dafür sorgen, dass es sich nicht mehr uneingeschränkt vermehren kann. 

In erster Linie geht es darum, die Sekundärinfektionen zu therapieren und die Katze vor weiteren Ansteckungen und Erkrankungen zu schützen. Das geht beispielsweise mithilfe von Impfungen gegen Krankheitserreger oder mit Medikamenten, die das Immunsystem stärken oder stimulieren sollen. Ob das sinnvoll und wirksam ist, lässt sich nicht sicher sagen. Zwar können Impfungen und immunstimulierende Substanzen dabei helfen, weiteren Infektionen vorzubeugen, es besteht aber auch die Gefahr, dass sich das FI-Virus im Körper schneller ausbreitet, wenn die Immunzellen aktiviert werden und sich vermehren.

Ein wesentlicher Faktor bei der Behandlung einer FIV-infizierten Katze sind eine gute Haltung und Pflege. Das Tier sollte in einem möglichst stressfreien Umfeld leben und nicht unnötig Erregern ausgesetzt werden. Ob der Freigang reglementiert werden sollte, ist individuell zu entscheiden. Einerseits ist es wichtig, dass das infizierte Tier andere Katzen nicht ansteckt, andererseits kann ein Leben ohne Freigang für manche Tiere auch sehr großen Stress bedeuten. Ein guter Kompromiss ist, wenn die Katze in einem Außengehege oder einem abgesicherten Garten ihrem Bewegungsdrang nachkommen und an der frischen Luft sein kann. 

Wird eine Katze mit FIV regelmäßig tierärztlich untersucht und betreut und unter guten Bedingungen gehalten, kann sie durchaus ein hohes Lebensalter erreichen, sofern die Krankheit noch nicht vollends ausgebrochen ist (finale Aids-Phase). Zwar werden die Tierarztkosten vermutlich höher ausfallen als bei gesunden Tieren, da in vielen Fällen eine dauerhafte Behandlung notwendig ist, mit einer Katzenkrankenversicherung sind Halter und Halterinnen in solchen Fällen jedoch gut geschützt. Sie bietet finanzielle Sicherheit, indem sie für veterinärmedizinische Leistungen wie Diagnose- und Therapiemaßnahmen aufkommt, so dass die Katze optimal versorgt werden kann.

Fazit

Die Diagnose Katzen-Aids muss nicht das Ende bedeuten. Die Erkrankung bringt sicherlich viele Herausforderungen mit sich, lässt sich mit einer entsprechenden Behandlung und Haltung jedoch gut managen. Wenn Halter und Halterinnen das Tier regelmäßig dem Tierarzt oder der Tierärztin vorstellen und geeignete Schutzmaßnahmen treffen, kann eine Katze mit FIV noch viele schöne Jahre verleben. 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema FIV bei Katzen

Ist Katzen-Aids auf den Menschen übertragbar?

Nein. Das FI-Virus befällt (mit Ausnahme der Tüpfelhyäne, bei der es ebenfalls gefunden wurde) ausschließlich Katzen. Das können Hauskatzen, aber beispielsweise auch Großkatzen wie Pumas und Löwen sein. Auf Menschen ist das Virus nicht übertragbar.

Eine meiner Katzen hat sich mit FIV infiziert. Muss ich sie jetzt von den anderen trennen?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Es ist verständlich, die anderen Katzen im Haushalt vor einer FIV-Erkrankung schützen zu wollen, indem man die infizierte Katze von ihnen fernhält. Ist das Sozialgefüge jedoch gut und leben die Katzen friedlich zusammen, ist eine Trennung nicht unbedingt nötig. In erster Linie werden FI-Viren durch Bisse übertragen und lassen sich diese weitgehend ausschließen, kann man der Katze den Kontakt mit den anderen durchaus gewähren, zumal eine Isolierung zusätzlichen Stress bedeuten kann, der den Gesundheitszustand des kranken Tiers nicht gerade begünstigt. 

Wie kann man einer FIV-Infektion bei Katzen vorbeugen?

Zur Risikogruppe von FIV-Infektionen zählen Katzen, die viel Freigang und Kontakt zu fremden Katzen haben. Kommt das Tier gelegentlich mit Kratzern oder kleineren Wunden nach Hause, können Halter und Halterinnen faktisch nie sicher ausschließen, dass eventuell ein Kampf stattgefunden und sich das Tier mit FIV infiziert hat. Theoretisch wäre es das Sicherste, den Freigang der Katze einzuschränken. Das ist jedoch nicht immer realisierbar, vor allem, wenn das Tier daran gewöhnt ist und unter der Bewegungseinschränkung leiden würde. Eine Alternative kann sein, den Garten zu sichern oder ein Außengehege zu installieren. Eine weitere mögliche Maßnahme ist eine Kastration, da sich dadurch das Sexual- und Revierverhalten ändert und es seltener zu Kämpfen kommt. Freigänger zu kastrieren kann auch sinnvoll sein, um unkontrolliertes Vermehren zu verhindern. Solche Maßnahmen sollten jedoch medizinisch abgeklärt und gründlich mit dem Tierarzt oder der Tierärztin besprochen werden. 

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