Frau erfühlt Hämatom am Hals eines braunen Pferdes.
Tiergesundheit

Hämatome beim Pferd: Ursachen und Behandlungsoptionen

08.05.2024

Blutergüsse, fachsprachlich Hämatome genannt, sind bei Pferden keine seltene Erscheinung. Sie können durch Stürze, Tritte oder Stöße entstehen, beispielsweise beim Toben auf der Weide oder beim Spielen und Rangeln mit Artgenossen. Während kleine Hämatome normalerweise keine ernsten Probleme verursachen und wie blaue Flecken beim Menschen mit der Zeit von selbst heilen, können Blutansammlungen, die besonders groß oder an ungünstigen Körperstellen gelegen sind, eine tierärztliche Behandlung erfordern. Wir geben einen Überblick über mögliche Ursachen und verraten, was man bei Hämatomen beim Pferd tun kann.

Wie entsteht ein Hämatom beim Pferd?

Hämatome sind Blutansammlungen, die durch eine Schädigung von Blutgefäßen entstehen. Sie treten meist infolge von Traumata wie Prellungen, Quetschungen, Stürzen auf, können aber auch durch degenerative Prozesse, Tumore oder nach Operationen zustande kommen. Die Blutgefäße reißen und bluten ins umliegende Gewebe oder in Körperhöhlen (bspw. Gelenkspalten) ein. Oberflächliche Hämatome sind meist von Hautverfärbungen begleitet und heilen in vielen Fällen von alleine ab, tiefe Hämatome machen sich dagegen als Schwellung bemerkbar. Das Blut staut sich im umgebenden Gewebe, was oft mit einem Druckschmerz einhergeht und für das Pferd unangenehm ist. Breiten sich Blutergüsse weiter aus, kann sich das auf die Funktionstüchtigkeit von Muskeln und Gelenken auswirken.

Bei Pferden kann es relativ schnell zu Blutergüssen kommen. Tiere, die in der Herde gehalten werden, sind immer wieder mal Tritten und Stößen von Artgenossen ausgesetzt, die Hämatome verursachen können. Abgesehen davon können Pferde sich auch selbst verletzen, beispielsweise, wenn sie gegen ihre Box oder beim Verladen gegen den Anhänger stoßen. Meistens treten Hämatome bei Pferden an den Beinen, insbesondere der Hinterhand und der Sitzbeinmuskulatur, sowie im Bereich der Kruppe auf. Betroffen sind häufig Röhrbein, Hüftbein, Fesselgelenk, Karpalgelenk und Sprunggelenk.  

Hämatom beim Pferd behandeln: Erste-Hilfe-Maßnahmen für Halterinnen und Halter

Hämatome beim Pferd können schlimm aussehen, müssen aber nicht immer gefährlich sein. Wichtig ist, bei Auffälligkeiten schnell zu reagieren und das Tier veterinärmedizinisch untersuchen zu lassen. Entdeckt man ein Hämatom am Pferd, kann man als Halter oder Halterin auch selbst aktiv werden und folgende Sofortmaßnahmen ergreifen:

  • Kühlen: Um Schwellungen einzudämmen und die Einblutung zu stoppen, empfiehlt es sich, die betroffene Stelle erst einmal zu kühlen. Die Kälte sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen. Dadurch verlangsamt sich die Durchblutung und es sammelt sich weniger Flüssigkeit an. Zudem wirkt die Kälte schmerzlindernd. Das Kühlen kann unter kaltem, laufendem Wasser erfolgen. Alternativ kann man einen Kühlakku zur Hilfe nehmen, den man in ein Handtuch einschlägt. Befindet sich das Hämatom im unteren Beinbereich, kann das Pferdebein auch einfach in einen Eimer mit kaltem Wasser gestellt werden. Damit das Gewebe keinen Schaden nimmt, empfiehlt es sich, die Stelle nicht länger als 15 Minuten zu kühlen. 
  • Salben: Nach dem Kühlen kann man den Heilungsprozess durch den Auftrag von Salbe oder Gel unterstützen. Häufig Verwendung finden heparinhaltige Salben. Auf der Haut aufgetragen kann Heparin dabei helfen, Schwellungen zu reduzieren. Auch Salben mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Arnika, Calendula, Hamamelis und Beinwell werden gerne genutzt. Wichtig ist, dass die Salbe oder das Gel nicht auf offene Wunden aufgetragen wird, da es sonst zu Entzündungen kommen kann.
  • Tapen: Das Tapen der betroffene Stelle kann den Heilungsprozess unterstützen. Für Blutergüsse gibt es spezielle Tape-Techniken, die den Abtransport von Blut und Gewebsflüssigkeit fördern, so dass sich das Hämatom schneller auflöst und die Schwellung zurückgeht. 

Um auf Nummer sicher zu gehen und nicht versehentlich noch mehr Schaden am Pferd anzurichten, empfiehlt es sich, eigenständige Behandlungsmaßnahmen immer mit dem Tierarzt oder der Tierärztin abzuklären und sich zur Anwendung beraten zu lassen. 

Alternative Hausmittel und Methoden gegen Blutergüsse und Schwellungen

Es gibt einige alternative Methoden und Hausmittel zur Behandlung von Hämatomen und Schwellungen, wobei auch diese nicht auf offenen Wunden angewendet und vorab mit dem Tierarzt oder der Tierärztin besprochen werden sollten. 

  • Essigsaure Tonerde: Essigsaure Tonerde, auch als Heilerde bekannt, kann dabei helfen, leichte Blutergüsse und Schwellungen zu lindern. Sie wird direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen, trocknen gelassen und anschließend mit einer Bürste entfernt. Das Prozedere kann man mehrmals am Tag wiederholen. Durch das Verdunsten der Feuchtigkeit in der Tonerde entsteht ein Kühleffekt, der sich durch die enthaltene Essigsäure verstärkt. Tonerde ist als Paste erhältlich und kann je nach Ausführung zusätzlich mit Heilpflanzen angereichert sein. 
  • Quark: Mit handelsüblichem Quark erzielt man einen ähnlichen Effekt wie mit Tonerde. Er kühlt die betroffene Stelle und kann dadurch abschwellend wirken. Für die Anwendung nutzt man am besten Magerquark. Er kann ähnlich wie Tonerde einfach aufgetragen, trocknen gelassen und dann mit Wasser abgewaschen oder ausgebürstet werden. Eine Alternative sind Quarkwickel. Hierzu bestreicht man ein Baumwolltuch mit Quark, legt es um die betroffene Stelle und wickelt eine elastische Binde außen herum. Nach zwei bis drei Stunden kann man den Wickel wieder abnehmen.
  • Arnikawickel: Zur Behandlung von Blutergüssen und Schwellungen haben sich auch Arnikawickel bewährt. Dazu löst man etwas Arnikatinktur in Wasser auf, tränkt ein Baumwolltuch darin und wringt es aus. Das Tuch wird nun auf die betroffene Stelle gelegt und mit einem Zwischentuch abgedeckt. Anschließend umwickelt man das Ganze mit einer elastischen Binde und lässt den Umschlag ein bis zwei Stunden einwirken.  

Nicht im klassischen Sinne ein Hausmittel, dafür aber eine alternative Behandlungsmethode stellt die Therapie mit Blutegeln dar. Diese werden auf die betroffene Körperstelle gesetzt und saugen bereits geronnenes Blut heraus. Dadurch geht die Schwellung zurück und der Rest des Blutergusses kann schneller über die Lymphbahnen abtransportiert werden.  

Wirkstoffe gegen Blutergüsse und Doping

Wichtig zu wissen ist, dass einige Wirkstoffe, die typischerweise gegen Blutergüsse beim Pferd eingesetzt werden, im Pferdesport als Dopingmittel gelten. Festgelegt ist das in den Anti-Doping- und Medikamentenkontroll-Regeln (ADMR) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Nicht ADMR-konform sind beispielsweise Heparin und Arnika, die in vielen Salben und Gels zur Behandlung von Schwellungen und Hämatomen enthalten sind. Auch Blutegel sind nicht zulässig, da sie über den Speichel heparinähnliche Substanzen absondern. 

Soll das Pferd also in naher Zukunft an einem Turnier oder Wettkampf teilnehmen, ist die empfohlene Karenzzeit zu beachten. Das ist die Zeitspanne zwischen Medikamentengabe bzw. Behandlung und Turnierteilnahme. Die Karenzzeit für Heparin, Arnika und Blutegel beträgt beispielsweise 48 Stunden. Das bedeutet, dass das Pferd 48 Stunden vor dem Turniereinsatz nicht damit behandelt werden darf. Essigsaure Tonerde ist übrigens ADMR-konform. Allerdings sind manchen Pasten aus dem Handel Arnika und weitere Wirkstoffe hinzugesetzt. Es ist daher sinnvoll, die Zusammensetzung genau zu prüfen. 

Was tun, wenn das Hämatom nicht verschwindet?

Unkomplizierte Hämatome verschwinden innerhalb von 10 Tagen normalerweise von selbst. Geschieht das nicht, sollte das Pferd tierärztlich behandelt werden. In vielen Fällen erfolgt dann ein chirurgischer Eingriff, um die Flüssigkeitsansammlung herauszuleiten. Zu diesem Zweck kann beispielsweise eine Drainage gelegt werden. Dabei wird ein dünner Schlauch in den Bluterguss eingeführt, der Blut und Sekret hinausbefördert. 

Mit Drainagen lassen sich schnelle Ergebnisse erzielen, so dass das Pferd rasch wieder einsatzbereit ist. Allerdings besteht auch ein gewisses Infektionsrisiko, da während des Drainierens Keime übertragen werden können. Hier gilt es, gemeinsam mit dem Tierarzt und der Tierärztin alle Vor- und Nachteile abzuwägen. In Anbetracht der Tatsache, dass Hämatome bei Pferden teilweise fußballgroß werden können und mitunter nicht vollständig von selbst abheilen, kann das Drainieren dennoch die richtige Maßnahme sein.

Ob Operation oder nicht – tierärztliche Behandlungen sind immer mit einem finanziellen Aufwand für Halterinnen und Halter verbunden. Eine Pferdekrankenversicherung schützt in solchen Fällen. Sie übernimmt die Kosten, die mit tierärztlichen Leistungen einhergehen, so dass dem Pferd die bestmögliche Behandlung zuteilwerden kann.

Fazit

Bei Flucht- und Herdentieren, wie es Pferde nun einmal sind, bleiben Hämatome leider oft nicht aus. Sie sind meist eine Folge von Verletzungen, die das Pferd versehentlich sich selbst zugefügt hat oder die durch Artgenossen verursacht wurden. Blutergüsse müssen nicht immer schwerwiegend sein. Kleinere und oberflächliche Hämatome heilen meist unkompliziert aus, während sich größere Blutansammlungen mit einer professionellen Behandlung gut in den Griff kriegen lassen. Es ist sinnvoll, Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen und im Zweifel möglichst früh einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate zu ziehen, um Folgeschäden zu vermeiden und dem Pferd Linderung zu verschaffen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Hämatom beim Pferd

Kann man Hämatomen beim Pferd vorbeugen?

Das ist nicht immer möglich. Zwar kann man mit einer sicheren Stallumgebung und einem vorsichtigen und ruhigen Umgang mit dem Pferd das Risiko reduzieren, dass es sich irgendwo prellt und einen Bluterguss zuzieht, ein Restrisiko bleibt jedoch immer – gerade wenn das Tier zusammen mit seiner Herde lebt. Hier kann es durch Missverständnisse in der Kommunikation und Eigendynamik in der Gruppe immer mal wieder zu versehentlichen Verletzungen und Blutergüssen kommen. 

Sind manche Pferde anfälliger für Hämatome als andere?

Ja, manche Pferde können aufgrund ihrer Disposition oder ihrer Aktivität anfälliger für Hämatome sein. Das betrifft zum Beispiel ältere Pferde, Pferde mit Blutgerinnungsstörungen oder Pferde, die häufig intensiven oder risikoreichen Aktivitäten ausgesetzt sind.

Wie kann man erkennen, ob ein Hämatom beim Pferd ernst ist?

Anzeichen dafür, dass ein Hämatom beim Pferd ernst sein könnte:

  • großflächige Ausbreitung
  • großflächige Schwellung
  • schnelle Größenzunahme
  • starke Schmerzreaktion des Pferdes
  • Beeinträchtigung der Bewegung oder Funktion
  • Anzeichen von Infektion (Wärme, Rötung oder Eiter) 
  • allgemeine Verhaltensänderungen 
  • Anzeichen von Stress 

Gibt es unterschiedliche Typen von Hämatomen bei Pferden?

Ja, Hämatome können je nach ihrer Lage und Ursache klassifiziert werden. Unterscheiden lassen sich unter anderem subkutane Hämatome (unter der Haut), intramuskuläre Hämatome (innerhalb der Muskeln) und Hämatome, die in inneren Organen oder in der Nähe von Knochen auftreten.

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