Besitzerin hat ihren kleinen Hund auf dem Schoß und die Hände in Herzform gefaltet. Der Hund hat die Augen geschlossen, Herzerkrankungen bei Hunden sind keine Seltenheit.
Tiergesundheit

Herzerkrankungen beim Hund

12.11.2021

„Hand aufs Herz“, „sein Herz öffnen“ oder „ein Herz aus Stein“ – kein Wunder, dass es viele Redewendungen über das wichtigste Organ im Körper gibt. Aber wie arbeitet das Herz überhaupt und warum sind Herzerkrankungen auch bei Hunden ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko? Wir klären auf über Anatomie, häufige Herzerkrankungen und welche Möglichkeiten der Diagnose beim Hund bestehen.

 

Wie funktioniert das Herz eines Hundes?

Aufbau Hundeherz

Das Herz des Hundes befindet sich im Brustkorb und ist durch die Rippen geschützt. Je nach Rasse kann dieses lebenswichtige Organ bis zu 500 Gramm wiegen. Das Herz hat auf der rechten und linken Seite jeweils einen Vorhof und eine Herzkammer. Auf der rechten Seite des Herzens sind sie durch die Trikuspidalklappe getrennt. Links verbindet sie die Mitralklappe. Beide Einheiten grenzen direkt an die Blutgefäße an. Durch Muskelkontraktionen versorgt das Herz die Zellen mit Sauerstoff. Sauerstoffarmes Blut gelangt durch die Hohlvene in die rechte Herzkammer. Sie pumpt das Blut durch die Pulmonalklappe in die Lunge. Dort wird das Blut wieder mit Sauerstoff angereichert. Die Lungenvene befördert das sauerstoffreiche Blut wieder ins Herz zurück. Diesmal gelangt es in die linke Herzkammer. Durch die Muskelkontraktion des Herzens öffnet sich die Aortenklappe und das sauerstoffreiche Blut gelangt durch die Aorta in weitere Blutgefäße und Zellen. Stimmt in diesem Ablauf etwas nicht, leidet der Vierbeiner an einer Herzerkrankung. Nicht immer können Herrchen und Frauchen die Gefahr sofort erkennen. Viele Herzerkrankungen beginnen schleichend und symptomlos.

 

Herzerkrankungen beim Hund

Bei Hunden sind Herzerkrankungen keine Seltenheit. Das Risiko eines Herzinfarktes haben Hunde im Gegensatz zu Menschen trotzdem nicht. Denn ein Herzinfarkt wird beim Menschen durch eine Arterienverkalkung ausgelöst. Hunde ernähren sich anders und neigen daher nicht zu solch einer Ablagerung. Stress ist bei Menschen ein weiteres Symptom, das den Infarkt im Herzen begünstigt. Stress – zumindest in der Form, wie er uns Menschen plagt – ist Hunden fremd. Jedoch sind Hunde häufig von Erkrankungen des Herzmuskels, der Herzklappen beziehungsweise einer Herzschwäche betroffen.

Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Pumpt das Herz nicht mehr genügend Sauerstoff in die Zellen, leidet der Vierbeiner unter einer Herzschwäche – auch Herzinsuffizienz genannt. Der Hund ist schlapp und atmet schwer. Auch Husten kann bei einer Herzschwäche vorkommen. Treten Symptome auf, ist die Erkrankung bereits fortgeschritten. Medizinisch ist die Herzschwäche selbst ein Symptom. Sie kann durch unterschiedliche Erkrankungen wie eine Entzündung des Muskels oder eine Fehlfunktion der Herzklappen ausgelöst werden.

Herzmuskelerkrankung (dilatative Kardiomyopathie)

Durch eine Kontraktion des Muskels wird das Blut durch das Herz gepumpt. Bei einer Herzmuskelerkrankung ist der Rhythmus verlangsamt und es gelangt nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf. Diese Erkrankung kommt fast ausschließlich bei großen Hunderassen vor.

Riesenrassen wie Doggen, Neufundländer, Bernhardiner und Wolfshunde sowie Dobermann und Boxer sind typische Rassen mit einem erhöhten Risiko für eine Herzmuskelerkrankung. Mangelernährung und Infektionen gelten ebenfalls als Risikofaktoren für eine Entzündung des Herzmuskels.

Herzklappenerkrankung (Mitralklappenen dokardiose)

Ein Herz hat vier Herzklappen. Bei gesunden Hunden verhindern die Klappen, dass Blut in die falsche Richtung strömt. Sie haben eine Ventilfunktion. Die Mitralklappe – zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer – ist am häufigsten von einer Erkrankung betroffen. Schließt diese nicht mehr richtig, strömt ein Teil des Blutes in den Vorhof zurück und der Blutkreislauf wird dadurch mit weniger sauerstoffreichem Blut versorgt. Ältere und kleine Hunde haben ein höheres Risiko für eine Herzklappenerkrankung. Man geht davon aus, dass auch Umwelteinflüsse die Krankheit und ihren Verlauf beeinflussen.

Herzwürmer (Dirofilariose)

Herzwürmer sind Parasiten, welche die Lungengefäße befallen können. Besonders in Südeuropa und in Amerika ist der Dirofilariose (lateinischer Name des Herzwurms) verbreitet. Aber auch in Deutschland können Hunde an den Parasiten leiden. Übertragen werden die Würmer über Stechmücken. Herzwürmer können auch Katzen, Frettchen und Füchse befallen.

 

Diagnose einer Herzerkrankung beim Hund

Die Symptome bei den verschiedenen Herzerkrankungen ähneln sich. Schlappheit, geringe Belastbarkeit, schnelle Atmung, Husten und Blaufärbung der Schleimhäute in Maul und der Zunge sind Anzeichen für eine Herzschwäche. Der Tierarzt stellt bei der klinischen Untersuchung – Abhören des Herzens und der Lunge – meist Herzgeräusche, eine schnellere Herzfrequenz oder Herzrhythmusstörungen fest. Für eine genauere Diagnose sind heute auch bei Hunden weitere Untersuchungsmethoden üblich. Blutdruckmessung, EKG und Ultraschall kennen wir Menschen von unseren Arztbesuchen. Aber wie funktioniert solch ein Diagnoseverfahren beim Hund?

Blutdruckmessung

Für eine Blutdruckmessung ist auch beim Hund eine aufblasbare Manschette nötig. Diese wird an den Gliedmaßen oder an der Rute befestigt. Der Vierbeiner sollte dabei in der Brust- oder Seitenlage liegen. Eine Messung dauert nur wenige Minuten. Auch wenn die Prozedur für Hunde befremdlich wirkt, kann dies ohne Narkose durchgeführt werden.

Röntgen

Einen genaueren Einblick ins Herz erhält der Tierarzt durch Röntgen. Röntgenbilder geben Aufschluss über Wasseransammlungen und die Größe des Herzens. Der Hund wird je nach Position des zu untersuchenden Organs auf die Seite gelegt oder in Brust- und Rückenlage gebracht. Das bildgebende Verfahren ist meist ohne Narkose durchführbar und nach wenigen Minuten hat der Vierbeiner die schmerzlose Untersuchung überstanden. Wichtig ist jedoch, dass der Hund sich dabei nicht bewegen darf.

Herzultraschall (Echokardiografie)

Der Herzultraschall ist eine schmerzlose Untersuchung beim Hund. Der Tierarzt trägt beim liegenden Hund ein Gel auf die Herzgegend auf. Ultraschallwellen geben dann Größe, Beweglichkeit und Herzströme wieder. Dieses Verfahren funktioniert nur auf nackter Haut. Bevor es losgehen kann, muss der Hund ein bisschen Fell lassen. Vierbeiner nehmen dies aber meist sehr gelassen. Eine Sedierung ist nicht erforderlich. Sie verfälscht mitunter auch das Ergebnis des Ultraschalls.

EKG (Elektrokardiogramm)

Mittlerweile ist auch ein Elektrokardiogramm (EKG) ein Standarddiagnoseverfahren bei Hunden. Kleine Elektroden werden an der Haut befestigt. Der Hund liegt dabei auf der Seite. Elektrische Impulse bilden bei der Messung den Rhythmus des Herzens ab. Damit der Vierbeiner die Untersuchung schnell hinter sich bringt, wird das Ergebnis meist ausgedruckt und im Nachhinein bewertet.

Langzeit-EKG (Holter-EKG)

In einigen Fällen ist ein Langzeit-EKG nötig, besonders wenn der Vierbeiner an Ohnmachtsanfällen leidet oder eine regelmäßige Medikamentenkontrolle erforderlich ist. Hier werden ebenfalls Elektroden auf der Haut des Bauches angebracht. Diese werden bei einem Langzeit-EKG jedoch geklebt. Ein Verband oder eine spezielle Weste fixieren die Elektroden. Der Hund wird 24 Stunden überwacht. Das Gerät zur Aufzeichnung ist auf dem Rücken des Tieres befestigt und ist nur zirka 5×5 Zentimeter groß. Es zeichnet den Herzrhythmus und die Herzfrequenz auf. Ein Langzeit-EKG ist schmerzlos. Hunde lassen die Prozedur des Verkabelns meist ohne Probleme über sich ergehen.

Beim Langzeit-EKG werden die auf der Haut angebrachten Elektroden mit einem Verband oder einer speziellen Weste fixiert. Das Gerät zur Aufzeichnung ist hierbei auf dem Rücken des Hundes.

Blutuntersuchung

Unterschiedliche Werte im Blut können Aufschluss über die Art der Herzerkrankung liefern. Mit einer Spritze wird Blut aus einer Gliedmaße entnommen. Den kleinen Piks merken die felligen Patienten kaum. Ist die Diagnose abgeschlossen, können Medikamente die Lebensqualität der Hunde verbessern. Heilbar ist eine Herzerkrankung in der Regel nicht. Durch immer modernere Technologien, diagnostische sowie therapeutische Möglichkeiten können Hunde heute gut mit einer Herzerkrankung leben. Diagnose und Therapie sind jedoch mit hohen Kosten verbunden. Eine Krankenversicherung für Hunde deckt die Kosten einer erworbenen Herzerkrankung ab. Hundehalter:innen brauchen sich nicht um ihren Liebling zu sorgen. Ohne sich Gedanken über die Tierarztkosten zu machen, kann der Vierbeiner optimal versorgt werden.

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