Ein Pferd schläft im stehen vor blauem Himmel.
Häufige Fragen

Wie schlafen Pferde?

21.09.2020

Während wir Menschen pro Nacht zwischen sechs und neun Stunden Schlaf am Stück brauchen, um fit durch den Tag zu kommen, schläft ein Pferd selten mehr als 20 Minuten am Stück – das aber mehrmals täglich. Was du über den Pferdeschlaf wissen solltest, liest du hier.

Pferde sind Etappenschläfer

Wir Menschen brauchen eine lange Phase des Schlafs, um uns gut zu erholen und erfrischt in den Tag zu starten. Auch für Pferde ist Schlaf wichtig, um zu regenerieren. Pferde bevorzugen allerdings eine Art „Powernapping“ – selten dauert eine Schlafphase des Pferdes länger als 20 Minuten. Das allerdings kann fünf- bis achtmal täglich passieren, teils in der Nacht, teils aber auch in der Mittagszeit.

Schlafen und Dösen

Beim Pferd unterscheidet man zwischen zwei unterschiedlichen Arten des Schlafens sowie dem Dösen. Vereinfacht gesagt, gibt es neben dem Dösen den leichten und den tiefen Schlaf, den die Experten SW oder SWS-Schlaf (SW = Slow Wave, SWS = Slow Wave Sleep) und REM-Schlaf (REM = Rapid Eye Movement) nennen.

Der Unterschied bei den Schlaf-Arten: Im leichten SWS-Schlaf ist die Muskulatur des Pferdes schon etwas entspannt, im REM-Schlaf dagegen werden Kreislauf und Atmung richtig heruntergefahren und die Muskulatur kommt in einen fast vollständigen Entspannungszustand. Während das Pferd beim Dösen grundsätzlich steht, mit leicht gesenktem Hals und halboffenen Augen, oft auch auf einem Hinterbein ruhend, gestaltet sich dies anders beim SWS- und REM-Schlaf: Im leichten Schlaf kann das Pferd stehen oder in einer so genannten Brustlage liegen (Hals liegt nicht, Pferd liegt auf dem Brustkorb). Im REM- oder Tiefschlaf liegt das Pferd komplett auf der Seite, mit auf dem Boden liegenden Hals und Kopf. Oft ist ein Augenzucken zu erkennen – daher der Begriff Rapid Eye Movement. Das kommt daher, dass das Gehirn im Tiefschlaf arbeitet. REM-Schlaf ist für die Regeneration des Pferdes unerlässlich!

Beim Dösen nimmt das Pferd Umweltreize noch sehr schnell wahr, sein Fluchtinstinkt kann sozusagen von einem Moment auf den nächsten in die höchste Alarmbereitschaft versetzt werden. Je nach Schlafintensität sinkt selbstverständlich auch die Reaktions-Schnelligkeit des Pferdes.

Schlafen in der Gemeinschaft?

Besonders auf der Weide kann man beobachten, dass niemals alle Pferde zur gleichen Zeit schlafen – es gibt sozusagen immer die, die aufpassen, und die, die sich erholen. Damit ein Pferd sich in seiner Box zum Schlafen hinlegt, muss die Box genügend Platz bieten und vor allem muss das Stroh- oder Spänelager dick und weich sein.

Schlaf auch im Stehen?

Es kommt uns wie ein kleines Wunder vor, dass Pferde auch im Stehen nicht nur dösen, sondern sogar schlafen können; jedenfalls den SWS-Schlaf. Während wir Menschen es kennen, dass wir beispielsweise sitzend einnicken und dann ruckartig wieder aufwachen, weil unsere Muskulatur erschlafft ist und wir plötzlich nach vorne kippen, kann ein Pferd sich im Schlaf aufrecht halten. Hierzu hat die Natur es mit einer sogenannten Spannsägenkonstruktion ausgestattet. Damit ist es dem Pferd möglich, seine Kniescheibe so über seinen Oberschenkelknochen zu legen und „einzuhaken“, dass das Kniegelenk fixiert und steif ist. Das Sprunggelenk wird durch starke Sehnen gehalten. Im Schlaf wechselt das Pferd die Last von einem aufs andere Hinterbein und aktiviert auf diese Weise wechselnd seine Spannsägenkonstruktion zum sicheren Schlaf im Stehen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Fohlen einen deutlich höheren Schlafbedarf haben als adulte Pferde. Während das erwachsene Pferd rund drei Stunden täglich in Etappen schläft und weitere drei Stunden döst, kann sich diese Zeit bei frisch geborenen Fohlen verdoppeln. Weiterhin fand man heraus, dass Stutfohlen häufiger in Seitenlage schlafen als Hengstfohlen. Und dass Pferde, die sportlich stark beansprucht werden, zum Beispiel Vielseitigkeitspferde, einen größeren Ruhebedarf haben als freizeitlich genutzte Pferde. Weiterhin wurde festgestellt, dass ältere Pferde es weitgehend vermeiden, sich hinzulegen (außer für den REM-Schlaf) – denn das Aufstehen macht ihnen mehr Mühe oder bereitet ihnen sogar Schmerzen. Darum ist es für ältere Pferde besonders wichtig, ihnen viel Platz anzubieten und die Box großzügig einzustreuen!

Möchtest du noch mehr Wissenswertes über Pferde? Hier haben wir 10 Pferde-Fakten für dich gesammelt.

Checkliste Pferdeschlaf

  • Man unterscheidet zwischen Dösen und Schlafen.
  • Zwei verschiedene Schlaf-Phasen gibt es: SWS-Schlaf (leichterer Schlaf) und REM-Schlaf (totale Entspannung).
  • REM-Schlaf ist wichtig zur Regeneration, dabei muss das Pferd liegen. Ansonsten können Pferde aufgrund ihrer Spannsägenkonstruktion der Hinterbeine auch im Stehen schlafen.
  • Je nach Alter und sportlicher Beanspruchung ist der Schlafbedarf unterschiedlich hoch.

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