Julia Krajewski beim Ausreiten.
Tiergesundheit

Verletzung beim Pferd – und dann? Tipps von Reitprofi Julia Krajewski

25.09.2025

Ähnliche Artikel

TiergesundheitDie Stallapotheke

Kommt das Pferd lahmend von der Koppel, liegt plötzlich im Stroh und schaut sich unruhig nach dem Bauch um oder hat eine klaffende, blutende Wunde am Bein, trifft einen das als Pferdehalterin oder Reiter vollkommen unerwartet. Solche Situationen verlangen schnelle, überlegte Entscheidungen. Doch was ist der richtige erste Schritt? Wann reicht ein Verband und wann muss tierärztliche Hilfe her? Und wie geht es weiter, wenn die akute Behandlung überstanden ist? 

Reitprofi Julia Krajewski, Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit, kennt diese Momente. Sie hat gelernt, mit kühlem Kopf vorzugehen und ihrem Bauchgefühl zu vertrauen. In diesem Artikel gibt sie nützliche Tipps, wie man bei Verletzungen und Erkrankungen des Pferdes vorgehen sollte.

Wenn jede Minute zählt: Erste Hilfe beim Pferd

„Jeder, der Pferde hat, hat auch mit Verletzungen oder Krankheiten zu tun“, sagt Julia Krajewski offen. Entscheidend sei, vorbereitet zu sein. Das bedeutet für sie nicht nur, Verbandsmaterial vorrätig zu haben, sondern vor allem, mental darauf eingestellt zu sein, dass etwas passieren kann. „Ich rate jedem, der mit Pferden arbeitet, die Nummer vom Tierarzt und der nächstgelegenen Klinik immer griffbereit zu haben. Im Notfall zählt jede Minute, gerade bei Koliken.“

Ob eine Verletzung harmlos oder gravierend ist, lässt sich nicht immer sofort erkennen. Daher gilt: Lieber einmal zu oft Hilfe in Anspruch nehmen als zu wenig. Besonders bei Kolikanzeichen wie Wälzen, Unruhe, Scharren oder Appetitlosigkeit zögert Julia keine Sekunde: „Da wird direkt der Tierarzt gerufen oder in die Klinik gefahren – gar keine Diskussion.“

Wichtig: Auch nach einer Behandlung ist es unerlässlich, das Pferd weiter genau zu beobachten. Koliken verschwinden nicht immer nach der ersten Behandlung. Wenn sich erneut Symptome zeigen, muss man sofort reagieren. Alles andere kann lebensgefährlich werden. 

Erfahrungsbericht: Julias Weg durch eine Kolik-OP

Über die letzten 20 Jahre sind bei Julia natürlich auch einige Koliken aufgetreten. Sie erzählt: „Eines meiner Pferde zeigte klassische Kolikanzeichen. Schnell war klar: Mit Schmerzmittel und Abwarten ist es nicht getan. Wir sind direkt in die Klinik gefahren. Am Ende musste das Pferd operiert werden. Das war ganz klar die richtige Entscheidung. Die OP verlief gut, das Pferd hat sich vollständig erholt. Natürlich ist das nicht immer der Fall, aber grundsätzlich kann man schon sagen: Früh reagieren kann Leben retten.“

Für Julia war die Erfahrung nicht nur emotional fordernd, sondern auch lehrreich. Sie habe noch einmal mehr verstanden, wie wichtig es ist, sofort zu handeln, ein gutes Team zu haben und dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen. 

Finanzieller Schutz vor hohen OP-Kosten

Julia Krajewski setzt seit vielen Jahren auf die Pferde-OP-Versicherung der Uelzener, um sich für den Fall der Fälle abzusichern. Chirurgische Eingriffe zählen zu den teuersten veterinärmedizinischen Eingriffen und können ohne Absicherung ein erhebliches finanzielles Risiko für Pferdehalter und -halterinnen bedeuten. Bei einer Kolik können Summen im fünfstelligen Bereich zusammenkommen. Wer sich ganz konkret gegen Tierarztkosten im Fall von Koliken absichern möchte, die bei Pferden recht häufig vorkommen, kann sich alternativ für eine Kolik-Versicherung entscheiden, die alle mit der Kolik in Verbindung stehenden Behandlungen abdeckt, auch möglicherweise notwendige Bauchhöhlenoperationen. 

Pferd verletzt: Was man selbst tun kann und wo die Grenze ist

Julia betont, dass gewisse Erste-Hilfe-Kenntnisse zur Grundausbildung gehören sollten:
„Einen Druckverband oder Hufverband anlegen, eine Wunde richtig desinfizieren – solche Dinge sollte jeder Reiter und Pferdebesitzer können.” Es sei aber auch wichtig zu wissen, wo die eigenen Grenzen sind. Niemals sollte man ihrer Auffassung nach ohne Rücksprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin dem Pferd Medikamente geben oder tiefere Verletzungen in Eigenregie behandeln. Wer unsicher ist, sollte zum Telefon greifen und im Zweifel lieber einmal zu viel nachfragen. 

Praktischer Tipp: Per Telemedizin ist es möglich, sich schnell per Videocall tierärztlichen Rat einzuholen. Expertinnen und Experten geben eine erste Einschätzung, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht. Ist die Situation ernst, können die Profis aus der Ferne Erste-Hilfe-Maßnahmen anleiten und so dabei helfen, die Zeit, bis der Tierarzt oder die Tierärztin eintrifft, sinnvoll zu nutzen. 

Nach der Akutphase: In der Reha ist Geduld gefragt

Ist die erste Gefahr überstanden, beginnt die eigentliche Arbeit: die Heilungsphase. Ob Sehnenverletzung, Wundheilung oder Reha nach einer OP – das Pferd braucht Zeit, Ruhe und Struktur, um wieder zu Kräften zu kommen. Je nach Verletzung wird Boxenruhe verordnet, manchmal kontrolliertes Führen oder spezielle Bewegungstherapien.

In dieser Zeit ist Geduld der wichtigste Begleiter. „Man will oft zu schnell zu viel. Aber das kann alles zunichtemachen“, sagt Julia. Professionelle Begleitung durch das tierärztliche Team, Physio und Training sind unverzichtbar, um dem Pferd wieder zu alter Stärke zu verhelfen.

Dabei ist auch der emotionale Stress auf der menschlichen Seite nicht zu unterschätzen. Sorge um das Pferd, Unsicherheit über die Prognose, abgesagte Turnierpläne oder Angst vor Rückfällen – das alles zehrt an den Nerven.

Julia kennt diese Momente: „Man steht da, schaut in die Box und fragt sich: Kommt das Pferd da wieder raus? Man muss lernen, Schritt für Schritt zu denken, also nicht in Wochen, sondern in Tagen.“ Ihre Empfehlung: Es hilft, zu reden, sei es mit dem Tierarzt oder der Tierärztin, mit dem Team, dem Freundeskreis oder der Familie. Und vor allem ist es wichtig, Vertrauen zu bewahren – in sich selbst, ins Pferd und in den Heilungsprozess.

Verletzungen beim Pferd vermeiden: Tipps zur Vorbeugung

Nicht jede Verletzung lässt sich verhindern, aber viele entstehen durch Managementfehler, schlechte Böden, unpassende Ausrüstung oder Überlastung. Um Verletzungen des Pferdes vorzubeugen, empfiehlt es sich deshalb, täglich auf die Details zu achten, zum Beispiel:

  • Warmreiten und korrektes Training
  • Regelmäßige Sattelanpassung
  • Gute Hufpflege und Bodenverhältnisse
  • Ausreichend Bewegung und saubere Haltung

„Es sind oft die Basics, die den Unterschied machen“, so Julia. „Wer sein Pferd genau kennt, merkt früh, wenn etwas nicht stimmt und kann dann handeln, bevor es kritisch wird.“

Fazit

Verletzungen beim Pferd sind keine Seltenheit, insbesondere im Profireitsport. Von Routine kann dennoch keine Rede sein, denn jeder Fall ist anders und ein gewisses Maß an Stress für Mensch und Tier schwingt immer mit. Mit einem klaren Kopf, guter Vorbereitung und professioneller Begleitung lassen sich zum Glück auch schwere Situationen meistern. Am wichtigsten ist es, genau hinzuschauen, auch kleine Veränderungen in der Physis oder im Wesen nicht zu ignorieren und frühzeitig tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.  

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Verletzungen beim Pferd

Wann sollte man den Tierarzt rufen?

Bei Kolikverdacht, starken Lahmheiten, tiefen oder blutenden Wunden, Fieber, plötzlichem Leistungsverlust oder unklarem Verhalten sollte man sofort den Tierarzt oder die Tierärztin rufen. 

Was gehört in eine Stallapotheke?

Es empfiehlt sich, eine gewisse Grundausstattung zur Versorgung kleinerer Verletzungen sowie zur Überprüfung des Gesundheitszustandes griffbereit zu haben. Dazu gehören beispielsweise:

  • Fieberthermometer
  • Desinfektionsmittel
  • Sterile Kompressen
  • Selbsthaftende Bandagen
  • Hufverbandsmaterial
  • Einmalhandschuhe
  • Wundsalbe

Außerdem sollten Notfallnummern im Stall gut sichtbar angebracht sein, so dass jeder im Team in der Lage ist, sofort den Tierarzt oder die nächste Tierklinik anzurufen.

Darf ich meinem Pferd selbst Medikamente geben?

Hat das Tier eine chronische Krankheit oder muss aus anderen Gründen über einen längeren Zeitraum hinweg Medikamente nehmen, kann man die Verabreichung normalerweise selbst übernehmen. In akuten Fällen sollte man hingegen immer Rücksprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin halten, auch wenn es nur um die Gabe von Entzündungshemmern oder Schmerzmitteln geht. 

Wie lange dauert die Heilung bei meinem Pferd?

Das hängt stark von der Verletzung ab. Eine kleine Schramme heilt in wenigen Tagen, eine Sehnenverletzung braucht Monate. Wichtig für einen optimalen Heilungsprozess ist es, den Empfehlungen des tierärztlichen Teams zu folgen und das Pferd nicht zu früh zu hohen Belastungen auszusetzen.

Kann mein Pferd nach einer Kolik-OP wieder fit werden?

Ja, viele Pferde erholen sich vollständig, vorausgesetzt, sie kommen rechtzeitig in Behandlung. 

Wie erkenne ich Rückfälle oder Komplikationen?

Nach einer Verletzung ist es wichtig, das Pferd genau zu beobachten, zum Beispiel sein Fressverhalten und seine Bewegungsfreude. Auch die Körpertemperatur und Verdauung sollte man im Blick haben. Die Wundheilung wird zunächst engmaschig, dann in größeren Abständen kontrolliert, abhängig von der Schwere der Verletzung. Bei Anzeichen einer Infektion, also beispielsweise Fieber oder Rötungen und Schwellungen um die Wunde herum, sollte man sofort tierärztliche Hilfe holen.

Auch interessant