Schwefel ist für Pferde und alle anderen Lebewesen auf unserer Erde lebensnotwendig. Er ist an vielen wichtigen Körperprozessen beteiligt und unter anderem Bestandteil essenzieller Aminosäuren, die zum Erhalt gesunder Sehnen, Knochen, Knorpel und Muskeln beitragen. Aufgrund seiner Bedeutung als Mineralstoff spielt Schwefel in der Pferdeernährung eine große Rolle. In diesem Artikel befassen wir uns näher mit seinen Eigenschaften und geben einen Überblick, was für schwefelhaltige Nahrungsergänzungspräparate für Pferde es gibt.
Wissenswertes zu Schwefel
Schwefel kommt in der Natur in vielfältiger Form vor und tritt am häufigsten in Verbindung mit anderen Stoffen wie Sauerstoff oder Wasserstoff auf. Die Rede ist dann von organischem Schwefel, der von anorganischem, also reinem und elementarem Schwefel zu unterscheiden ist. Organischer Schwefel ist in allen Lebewesen auf der Erde enthalten und erfüllt im Pferdeorganismus vielerlei Funktionen. So ist er beispielsweise Bestandteil der essenziellen Aminosäuren Cystein und Methionin, die am Aufbau wichtiger Proteine, Peptide und Coenzyme beteiligt sind. Bekannte schwefelhaltige Eiweiße sind beispielsweise Keratin und Kollagen, die die Funktion von Haut, Horn und Haaren unterstützen.
Schwefelmangel beim Pferd – wie hoch ist das Risiko?
Der Pferdeorganismus kann Schwefel nicht selbst produzieren, weshalb er über die Nahrung zugeführt werden muss. Grundsätzlich können die Tiere ihren Bedarf durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung gut decken. So ist der Mineralstoff beispielsweise in Weidegras und anderen natürlich wachsenden Pflanzen enthalten. Diese ziehen sich Schwefelverbindungen gemeinsam mit Stickstoff aus dem Boden.
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass ein Pferd nicht genug Schwefel aufnimmt und sich ein Mangel einstellt. Dabei spielen folgende Umstände eine Rolle:
- Begrenzte Weidegänge: Weidegras ist der wichtigste natürliche Schwefellieferant für Pferde. Hat das Pferd keinen Zugang zur Weide und muss in der Box gehalten werden, beispielsweise aufgrund einer Erkrankung, kann es sein, dass ein Mangel entsteht.
- Zu wenig frische Futtermittel: Heu enthält weniger organischen Schwefel als frisches Gras, da durch das Trocknen und Lagern ein Großteil des Mineralstoffs verlorengeht. Es kann deshalb schwieriger sein, den Schwefelbedarf zu decken, wenn das Pferd hauptsächlich Heu oder getrocknete Futtermittel erhält.
- Alter und Krankheit: Im fortgeschrittenen Alter und bei bestimmten Erkrankungen kann der Pferdekörper Nährstoffe teilweise nicht mehr so gut aufnehmen, was das Risiko für einen Mangel erhöht.
- Übermäßige Belastung: Sport- und Arbeitspferde, die täglich ein großes Trainings- und Bewegungspensum absolvieren müssen, haben einen höheren Bedarf an Nährstoffen. Hier ist verstärkt auf eine ausreichende Versorgung zu achten, um einem Mangel vorzubeugen.
Ein Schwefelmangel bei Pferden ist zwar eher Ausnahme als Regel, ganz ausschließen lässt er sich aber nicht – vor allem dann, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammenkommen. Es kann daher Situationen geben, in denen es sinnvoll ist, Schwefel als Nahrungsergänzung zu verabreichen. Dies sollte aber stets in Absprache mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin erfolgen. Anhand einer Blutanalyse, bei der der Gehalt an Cystein oder Methionin im Serum ermittelt wird, lässt sich zweifelsfrei feststellen, ob ein Schwefelmangel besteht oder nicht. Eine Pferdekrankenversicherung erstattet die Kosten für Diagnostik und Behandlung, so dass das Pferd umfassend untersucht und bestmöglich versorgt werden kann.
MSM: Organischer Schwefel als Nahrungsergänzung
MSM steht für Methylsulfonylmethan und bezeichnet eine organische Schwefelverbindung, die natürlich in tierischen und pflanzlichen Organismen, also auch Weidegras, vorkommt. Sie besteht aus Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Schwefel. Im Gegensatz zu reinem Schwefel, der quasi unverarbeitet wieder ausgeschieden wird, kann MSM vom Organismus besser aufgenommen und verwertet werden. Überschuss verlässt den Körper größtenteils über den Harn.
MSM ist das Präparat schlechthin, wenn es um die Schwefelsupplementierung bei Pferden geht. Es wird meist in Pulver- oder Pelletform angeboten und in bestimmter Dosierung (variiert je nach Hersteller) unter das Futter gegeben. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig. Unter anderem wird MSM eingesetzt bei:
- Erkrankungen des Bewegungsapparats (Arthrose)
- Überbeanspruchung von Bändern, Muskeln und Gelenken
- Allergien der Haut
- Fell- und Hufproblemen
- Erkrankungen der Atemwege
- Parasitären Erkrankungen
- Übergewicht
- Magen-Darm-Problemen
- Schmerzen und Entzündungen
MSM als Nahrungsergänzung gibt es übrigens nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen und kleinere Haustiere wie Hunde und Katzen. Die Wirkweise ist die gleiche, da Säugetiere viele Übereinstimmungen in ihren Stoffwechselprozessen haben und schwefelhaltige Verbindungen ähnlich umsetzen.
Was bringt MSM als Supplement?
Ob MSM als Supplement tatsächlich eine Wirkung auf den Pferdeorganismus erzielt, ist zumindest aus wissenschaftlicher Sicht strittig. Es gibt bislang keine klinischen Studien, die die Wirksamkeit belegen. Dementsprechend lässt sich nicht sicher sagen, ob die Zufuhr von MSM wirklich einen Einfluss auf die Pferdegesundheit hat oder nicht.
Des Weiteren ist im Hinterkopf zu behalten, dass Schwefel zu den Säurebildnern zählt und sich damit neben Phosphor, Chlor und Jod einreiht. Das heißt, ein Teil des Schwefels wird immer in schweflige Säure oder Schwefelsäure umgewandelt. Werden große Mengen an Schwefel verabreicht, fällt der Säureanteil entsprechend größer aus, was gerade bei empfindlichen Pferden zu Magen-Darm-Problemen führen kann. Abgesehen davon kann ein Zuviel an Schwefel zu Störungen im Mineralstoffhaushalt führen, denn um die Säuren zu neutralisieren, nutzt der Körper mitunter lebenswichtige Mineralien, die dann verlorengehen.
Fazit
Schwefel ist ein essenzieller Mineralstoff für Pferde. Er spielt eine wichtige Rolle in zahlreichen biologischen Prozessen und ist für die Aufrechterhaltung vieler Körperfunktionen unverzichtbar. Pferde können ihren Bedarf an Schwefel über frische Futtermittel wie Weidegras im Normalfall problemlos decken. Bei Tieren, die wenig Zugang dazu haben oder deren Ernährung einseitig ist, kann es sinnvoll sein, über eine Nahrungsergänzung nachzudenken und sich dazu mit dem Tierarzt oder der Tierärztin zu besprechen. Ob es sinnvoll ist, Schwefelpräparate ohne Indikation zu verabreichen, ist hingegen fraglich, da deren Wirksamkeit bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Schwefel fürs Pferd
Können ausgelaugte Böden einen Schwefelmangel begünstigen?
Ja. Gräser, die auf nährstoffarmen Böden wachsen, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit einen geringeren Schwefelanteil als solche, denen nährstoffreiche Erde zur Verfügung steht. Das führt dazu, dass das Pferd beim Weiden weniger Schwefel zu sich nimmt.
Wie nehmen Pferde Schwefel auf?
Pferde nehmen Schwefel hauptsächlich über die Nahrung auf, insbesondere durch frisches Gras, das natürlicherweise Schwefel enthält. Schwefelhaltige Verbindungen sind auch in hochwertigen Futtermitteln und Ergänzungsmitteln zu finden.
Welche Symptome deuten auf einen Schwefelmangel hin?
Ein Schwefelmangel kann sich unter anderem durch schwache oder spröde Hufe, stumpfes Fell und Hautprobleme bemerkbar machen. Allerdings sind diese Symptome nicht eindeutig, sondern können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Deshalb ist eine genaue Nährstoffanalyse empfehlenswert.
Was ist der Unterschied zwischen organischem und anorganischem Schwefel?
Organischer Schwefel (MSM) wird leichter vom Körper aufgenommen und verwertet. Anorganischer Schwefel kann in mineralischen Ergänzungen vorkommen, ist aber weniger bioverfügbar und kann bei übermäßiger Aufnahme Verdauungsstörungen hervorrufen.
Können Pferde Schwefel über Wasser aufnehmen?
In geringen Mengen kann Schwefel in Trinkwasser enthalten sein, insbesondere in Regionen mit schwefelhaltigen Böden. Die Anteile sind jedoch in der Regel zu gering, um den Schwefelbedarf eines Pferdes vollständig zu decken.
Gibt es Alternativen zu MSM für die Schwefelversorgung bei Pferden?
Ja. Zwar ist MSM aufgrund seiner guten Bioverfügbarkeit als Nahrungsergänzungsmittel am gebräuchlichsten, es gibt aber auch andere schwefelhaltige Ergänzungen wie Methionin. Natürliche Futtermittel mit hohem Schwefelgehalt können ebenfalls zur Deckung des Schwefelbedarfs beitragen.
Ist MSM dopingrelevant im Pferdesport?
Für MSM galt einst eine Karenzzeit von 48 Stunden. Diese gibt es seit 2019 jedoch nicht mehr. Dementsprechend gilt MSM heute als nicht dopingrelevant.