Das angeschwollene Sprunggelenk von einem Pferd wird behandelt und mit einer Bandage geschützt.
Tiergesundheit

Piephacke beim Pferd: Das musst du wissen

17.02.2025

Als Piephacke bezeichnet man eine Schwellung am Sprunggelenk, die durch Flüssigkeitsansammlungen im darunterliegenden Hautschleimbeutel hervorgerufen wird. Sie ist meist harmlos und schränkt das Pferd in seiner Beweglichkeit nicht ein, so dass sie höchstens als optischer Makel betrachtet wird. Es kann jedoch Situationen geben, in denen eine Piephacke für das Pferd schmerzhaft ist und zu Bewegungsstörungen bis hin zu Lahmheit führen kann. In diesem Artikel erfährst du, wie eine Piephacke entsteht und was man dagegen tun kann.

Wie entsteht eine Piephacke?

Die Piephacke gehört zu den Gallen, womit in der Pferdemedizin Verdickungen im Bereich synovialer Strukturen, also in Gelenkkapseln, Sehnenschneiden und Schleimbeuteln bezeichnet werden. Die Verdickungen entstehen infolge einer Ansammlung von Flüssigkeit (Synovia), die in diesen Strukturen gebildet wird und unter anderem dazu dient, mechanische Druckbelastung zu kompensieren. Abhängig davon, welche synoviale Struktur betroffen ist, unterscheidet man Gelenk-, Sehnenscheiden- und Schleimbeutelgallen. Die Piephacke zählt zu den letzteren. Es handelt sich dabei um eine entzündungsbedingte Schwellung des Schleimbeutels, der sich unter der Haut des Fersenbeinhöckers befindet.

Eine Piephacke entsteht häufig infolge von Traumata und Prellungen, beispielsweise wenn das Pferd mit der Hinterhand gegen eine Boxen- oder Anhängerwand stößt oder einen Tritt von einem Artgenossen abbekommt. Die mechanische Reizung führt zu einer Entzündung des Hautschleimbeutels und einer Zunahme der enthaltenen Flüssigkeit, so dass eine äußerlich sichtbare Beule entsteht. Je nach Grad der Schwellung werden manche Piephacken gerade einmal tischtennisgroß, während andere die Größe einer menschlichen Faust erreichen. Auch in der Ausprägung gibt es Unterschiede. So können Piephacken rund oder länglich geformt sowie weich oder hart beschaffen sein. Weiche Piephacken sind neu gebildet und aufgrund der enthaltenen Flüssigkeit noch druckempfindlich, wohingegen harte Piephacken schon eine Weile bestehen. Sie kommen dadurch zustande, dass der Körper an der betroffenen Stelle Bindegewebe erzeugt, den Überschuss aber nicht mehr abtransportieren kann. In der Folge erhärtet das übriggebliebene Gewebe und bleibt erhalten. Für Pferde sind harte Piephacken üblicherweise nicht schmerzhaft.

Wann eine Piephacke zum Problem wird

Die Piephacke beim Pferd ist zwar meistens harmlos, trotzdem können sich Komplikationen ergeben. Das ist dann der Fall, wenn die Prellung bzw. das Trauma weitreichender ist und nicht nur eine Schleimbeutelschwellung verursacht, sondern auch Fersenkappe, Achillessehne oder Knochen in Mitleidenschaft zieht. Da es sich dabei um wichtige Teile des Bewegungsapparats handelt, kann es sein, dass das Pferd nicht mehr schmerzfrei und ungehindert laufen kann. Ein weiteres Risiko stellen Infektionen dar. Verletzt sich das Pferd an einem vorstehenden Nagel oder Splitter oder wird es beim Ausmisten versehentlich von einer Forke getroffen, kann es passieren, dass Bakterien in die Wunde eindringen und eine Infektion auslösen. Extreme Entzündungen können dann sogar zur Lahmheit führen.

Behandlungsmöglichkeiten für Piephacken

Für Piephacken beim Pferd gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. In erster Linie geht es darum, die Schwellung zu reduzieren und der gegebenenfalls vorhandenen Entzündung des Schleimbeutels entgegenzuwirken.

  • Kühlen und Massieren: Kühlen und Massagen (Lymphdrainage) eignen sich sehr gut als Sofortmaßnahmen. Das Kühlen hilft dabei, die Schwellung zu lindern, während eine Massage dazu beiträgt, den Lymphfluss anzuregen und angesammelte Flüssigkeit abzutransportieren. Mitunter werden beide Methoden kombiniert, beispielsweise in Form von Wasserstrahlmassagen.
  • Wickel und Verbände: Wasserwickel und Angussverbände können bei Piephacken ebenfalls helfen. Bei einem Wasserwickel werden dem Pferd feuchte Tücher um das Fersenbein gelegt, mit Frischhaltefolie befestigt und für etwa vier Stunden drauf gelassen. Erst kommt es zu einem Kältereiz, durch den sich die arteriellen Gefäße zusammenziehen. Dann folgt eine reaktive Erwärmung, die die Durchblutung anregt. Pflanzenauszüge, etwa in Form von Arnika, Apfelessig, Beinwell und dergleichen, können den Effekt begünstigen.
  • Akupressur und Akupunktur: Alternative Heilmethoden wie Akupressur und Akupunktur finden für die Behandlung von Piephacken ebenfalls Anwendung.
  • Punktion oder Blutegeltherapie: Für die Behandlung weicher Piephacken gibt es zwei weitere Behandlungsmethoden, die darauf abzielen, die enthaltene Flüssigkeit (meist ein Synovia-Blut-Gemisch) herauszuziehen: eine Punktion (Kanüle) oder eine Blutegeltherapie.
  • Entzündungshemmer und Antibiotika: Liegt eine Schleimbeutelentzündung zugrunde, kann es sein, dass der Tierarzt oder die Tierärztin antibiotische oder entzündungshemmende Medikamente verschreibt.

Ist eine Piephacke bereits verhärtet, lässt sich mit herkömmlichen Behandlungsmethoden wie Massagen, Wickeln und Punktionen wenig ausrichten. Dann bleibt nur noch eine Operation. Ob das sinnvoll ist, muss jedoch individuell abgeklärt werden. Hat das Pferd keine Beschwerden durch die Piephacke, ist ein operativer Eingriff nicht notwendig.

Entstehung von Piephacken vorbeugen: Geht das?

Es lässt sich nie völlig ausschließen, dass sich ein Pferd eine Prellung zuzieht und infolgedessen eine Piephacke entwickelt, allerdings gibt es ein paar Maßnahmen zur Vorbeugung.

  • Geräumige, ausgestreute Box: Die Box des Pferdes sollte ausreichend groß und ausgestreut sein, damit sich das Tier frei bewegen und auf einem weichen Untergrund ablegen kann. Manche Pferde stoßen aus Futterneid gegen ihre Box. In dem Fall kann es sinnvoll sein, die Wände abzupolstern.
  • Körperliche Auslastung: Ein unausgelastetes Pferd neigt eher dazu, in der Box zu treten. Um dem entgegenzuwirken, ist ausreichend Bewegung im Freien wichtig. Das lässt sich mit täglichen Weidegängen und Trainingseinheiten realisieren.
  • Artgerechte Ernährung: Das Pferdefutter sollte nicht zu energiehaltig sein. Zu viel Stärke und Zucker sorgen nämlich für einen Energieüberschuss, den das Pferd loszuwerden versucht. Infolgedessen kann es sein, dass das Tier unruhig wird und gegen die Box tritt.
  • Sorgfältige Hufpflege: Regelmäßiges, professionelles Beschlagen sowie korrektes Beschneiden sind vor allem bei Pferden mit Fehlstellungen das A und O.
  • Altersgerechte Belastung: Das Maß der Belastung muss auf das Alter und die individuelle Konstitution des Pferdes abgestimmt sein, um Überbeanspruchung und Stress zu vermeiden.
  • Sicherer Transport: Transportsituationen bergen Verletzungsgefahr für Pferde. Damit sich das Tier beim Ein- und Ausladen sowie während des Aufenthalts in der Box nicht prellt, ist es sinnvoll, ihm Transportgamaschen anzulegen.

Grundsätzlich lässt sich sagen: Je eher eine Piephacke erkannt wird, desto besser stehen die Chancen, sie schnell wieder loszuwerden. Es ist daher wichtig, das Tier am besten täglich einmal rundum zu inspizieren, um Veränderungen am Sprunggelenk so früh wie möglich ausfindig zu machen. Auch regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt oder bei der Tierärztin helfen dabei, eine Piephacke frühzeitig zu erkennen. Eine Pferdekrankenversicherung schützt im Ernstfall vor hohen Kosten, so dass das Tier optimal versorgt werden kann.

Fazit

Oft ist eine Piephacke eher ein optisches als ein gesundheitliches Problem. In vielen Fällen handelt es sich um eine harmlose Schwellung des Schleimbeutels, die dem Pferd keine Schmerzen bereitet und seine Beweglichkeit nicht einschränkt. Dennoch sollte man sie nicht ignorieren und die betroffene Stelle von einem Tierarzt oder einer Tierärztin untersuchen lassen. Wichtig ist vor allem, die Ursache abzuklären und die Schwellung bzw. Entzündung mithilfe geeigneter Maßnahmen zu behandeln.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Piephacke beim Pferd

Kann ich mein Pferd mit Piephacke noch reiten?

Bei akuten Schwellungen ist es empfehlenswert, eine Pause einzulegen, tierärztlichen Rat einzuholen und mit entsprechenden Behandlungsmethoden, beispielsweise Kühlen und Massagen, gegenzusteuern. Solange das Pferd später keine Schmerzen oder Anzeichen von Lahmheit zeigt, kann es problemlos weiter geritten werden.

Kann eine Piephacke vererbt werden?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Piephacken direkt vererbt werden. Allerdings können Faktoren wie Bindegewebsschwäche oder eine genetisch bedingte Neigung zu Gelenkproblemen ein höheres Risiko mit sich bringen.

Ist eine Piephacke ansteckend?

Nein, eine Piephacke ist keine Infektionskrankheit und kann nicht von einem Pferd auf ein anderes übertragen werden.

Was bedeutet es, wenn die Piephacke plötzlich größer wird?

Eine plötzlich zunehmende Schwellung kann ein Hinweis auf eine Entzündung oder eine zusätzliche Gelenkproblematik sein. In diesem Fall sollte ein Tierarzt oder eine Tierärztin die Ursache abklären.

Gibt es Pferde, die zu Piephacken neigen?

Sehr temperamentvolle, unruhige, nervöse oder ängstliche Pferde neigen dazu, öfter mal auszuschlagen. In dem Fall ist das Risiko, sich eine Prellung zuzuziehen und eine Piephacke zu entwickeln, größer. Das ist aber eher eine Wesensfrage und hat nichts mit der Rasse zu tun.

Kann eine Piephacke den Verkaufspreis eines Pferdes mindern?

Bei Freizeitpferden ist das im Regelfall nicht so. Hier werden Piephacken eher wie Überbeine betrachtet, die zwar sichtbar sind, aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Anders kann es bei Show- und Turnierpferden aussehen, denn hier spielt die Optik eine große Rolle. Wird eine Piephacke als Schönheitsmakel betrachtet, kann sich das auf den Verkaufspreis auswirken.

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