Tiergesundheit

Osteopathie für Pferde: Wissenswertes zur osteopathischen Behandlung

11.09.2024

Von chronischen Verspannungen über kurzzeitige Bewegungseinschränkungen bis hin zu Verdauungsproblemen – die Osteopathie bietet ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Nicht nur bei Menschen, auch bei Pferden kommt die Osteopathie als alternative Behandlungsmethode mitunter zum Einsatz. Wir fassen für dich zusammen, was es mit Osteopathie beim Pferd auf sich hat und welche möglichen Einsatzgebiete es gibt.

Mit gezielten Handgriffen zur Diagnose

In der Osteopathie wird der Körper als eine Einheit betrachtet, bei der alle Körperregionen direkt oder indirekt miteinander verbunden sind. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Faszien, die sich als Gewebestrukturen durch den gesamten Körper ziehen. Solange der Organismus im Gleichgewicht ist und alle Bereiche gleichmäßig belastet werden, bleiben diese Strukturen intakt.

Doch Schmerzen, Schonhaltungen oder einseitige Belastungen können dieses Gleichgewicht aus der Balance bringen. Die Strukturen können verhärten oder verkleben, was zu Verspannungen oder Blockaden im Körper führen kann. Dadurch, dass der Organismus mit all seinen Funktionen in der Osteopathie als Einheit betrachtet wird, kann es sein, dass die Ursache für den Schmerz in einer ganz anderen Körperregionen verortet wird. Durch präzise Beobachtung des Körpers, etwa im Stehen, Gehen oder Liegen, und mit Hilfe der Hände erfolgt in der Osteopathie die Diagnosestellung. Hierfür sind tiefgründige Kenntnisse über die Anatomie und Physiologie vonnöten. Mit dem gezielten Auflegen der Hände und durch spezielle Dehn- oder Grifftechniken sollen Blockaden im Körper gelöst und die Selbstheilungskräfte des Körpers in Gang gebracht werden.

Grundsätzlich ist die Osteopathie in drei Teilbereiche gegliedert:

  • Die parietale Osteopathie, die sich hauptsächlich mit dem Bewegungsapparat befasst, einschließlich Muskeln, Knochen und Gelenken.
  • Die viszerale Osteopathie, die sich auf die Behandlung der Organe und ihrer umgebenden Strukturen wie dem stützenden Bindegewebe konzentriert.
  • Die craniosacrale Osteopathie, die den Fokus auf Schädel, Wirbelsäule, Kreuzbein sowie die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit legt.

In der Osteopathie geht man davon aus, dass ein gesunder Organismus über eine natürliche Selbstheilungsfähigkeit verfügt. Das bedeutet, dass kleinere Beschwerden – oft unbemerkt – vom Pferd selbst ausgeglichen werden können. Treten jedoch auffällige oder wiederkehrende Probleme auf, kann eine manuelle Therapie hilfreich sein, um Schmerzen zu lindern und die ursprüngliche Beweglichkeit des Bewegungsapparats wiederherzustellen.

In jedem Fall solltest du deinen Tierarzt konsultieren, wenn du merkst, dass dein Pferd Schmerzen hat oder sich anders verhält als üblich. Mit der Pferdekrankenversicherung der Uelzener genießt du bei notwendigen tierärztlichen Behandlungen einen Rundum-Schutz. Auch osteopathische Behandlungen sind mitversichert, sofern sie durch einen Tierarzt erfolgen. Mit dem zusätzlichen Reha-Baustein sind zudem Leistungen wie Osteopathie, Physiotherapie und Chiropraktik durch Nicht-Tierärzte abgedeckt.

Ablauf einer osteopathischen Behandlung beim Pferd

Die osteopathische Behandlung kann in Absprache mit dem Tierarzt als ergänzende Therapie eingesetzt werden.

Pferdeosteopathie wird häufig bei Schmerzen oder Problemen im Bewegungsapparat angewendet, insbesondere nach einem Sturz, einer Operation oder einer langwierigen Verletzung. Auch bei Lahmheit oder anderen Auffälligkeiten während oder nach der Bewegung kann eine osteopathische Behandlung in Frage kommen.

Im ersten Schritt wird eine gründliche Anamnese durchgeführt. Der Pferdeosteopath stellt dabei Fragen zu Vorerkrankungen, Haltung, Ernährung und dem spezifischen Grund für die Konsultation. Anschließend wird das Pferd eingehend betrachtet. Der Osteopath begutachtet das Pferd im Stand und in Bewegung, sowohl im Schritt als auch im Trab, eventuell sogar mit dir als Reiter.

Es werden die Muskulatur und die Beweglichkeit der Gelenke überprüft. Stellen, an denen das Pferd empfindlich ist, aber auch Schwellungen können so ausfindig gemacht werden. Nur durch eine sorgfältige Untersuchung erkennt der Osteopath Blockaden oder Verspannungen, die das Pferd möglicherweise noch kompensieren kann. Zusätzlich werden Sattel und Trense kontrolliert, um sicherzustellen, dass das Reitequipment nicht ursächlich für die Beschwerden ist. Außerdem können Röntgenaufnahmen oder Ultraschallbefunde erforderlich sein, um dem Problem genauer auf den Grund zu gehen.

Nach der Diagnosestellung erstellt der Osteopath einen Behandlungsplan oder verweist auf den Tierarzt, wenn beispielsweise Frakturen oder andere schwerwiegende Probleme vorliegen, die sich mit osteopathischen Behandlungen nicht lösen lassen.

Bei der Behandlung kommen unterschiedliche manuelle Techniken zum Einsatz, mit denen beispielsweise Blockaden sanft gelöst und die Beweglichkeit des Pferdes verbessert werden sollen. Eine osteopathische Behandlung des Pferdes erfordert in der Regel mehrere Sitzungen, um Funktionsstörungen in bestimmten Körperregionen auszugleichen und die ursprüngliche Funktionalität wiederherzustellen. Bei Störungen am Bewegungsapparat etwa werden nicht nur Gelenke, sondern auch Muskeln, Sehnen und Faszien stimuliert, was die Durchblutung fördern soll. Das Ziel der Osteopathie ist es, durch gezielte Anregung den Körper zur Selbstheilung zu befähigen und im besten Fall die volle Beweglichkeit der tierischen Patienten wiederherzustellen.

Der richtige Osteopath für dein Pferd

Da es keine einheitliche Regelung in Deutschland gibt, kann sich im Grunde jede Person als Pferdeosteopath bezeichnen. Deshalb ist es besonders wichtig, bei der Wahl des richtigen Osteopathen für dein Pferd auf Qualifikationen und Erfahrungen zu achten.

Aufgrund fehlender staatlicher Vorgaben gibt es in Deutschland keine verpflichtenden Ausbildungsstandards für Pferdeosteopathen. Mittlerweile gibt es mehrere private Institute mit entsprechenden Ausbildungen. Einige dieser Institute setzen hohe Maßstäbe und nehmen beispielsweise nur Personen mit einer Approbation in der Veterinär- oder Humanmedizin oder einem Diplom in der Humanphysiotherapie in ihre Programme auf.

In einer qualitativen Ausbildung zum Pferdeosteopathen werden nicht nur die Grundlagen der Osteopathie vermittelt, sondern auch fundiertes Wissen in Anatomie, Neurologie, Biomechanik sowie in Bereichen wie Sattelkunde und Zäumungen.

Wenn du auf der Suche nach einem Pferdeosteopathen bist, empfiehlt es sich, Therapeutenlisten nach Qualifikationen und Zertifizierungen zu durchsuchen. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, Empfehlungen von anderen Pferdehaltern einzuholen. Die sorgfältige Auswahl eines qualifizierten Osteopathen ist entscheidend für die korrekte Behandlung und damit das Wohlergehen deines Pferdes.

Fazit

Pferdeosteopathie stellt eine Ergänzung zur konventionellen Tiermedizin dar und kommt insbesondere bei der Behandlung von Problemen des Bewegungsapparats von Pferden zum Einsatz. Mithilfe spezieller Griff- und Dehntechniken und anderen manuellen Methoden sollen mögliche Blockaden gelöst und die volle Mobilität wiederhergestellt werden. Bevor du einen Pferdeosteopathen hinzuziehst, solltest du mögliche Ursachen für die Beschwerden zunächst tiermedizinisch abklären lassen. Wenn einer osteopathischen Behandlung nichts entgegensteht, kannst du nach einem passenden Therapeuten für dein Pferd suchen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Osteopathie beim Pferd

Wie viel kostet eine Behandlung beim Pferdeosteopathen?

Die Kosten für eine Behandlung variieren von Fall zu Fall. Ein professioneller Pferdeosteopath wird bereits bei der ersten Kontaktaufnahme abklären, ob das von dir geschilderte Problem für eine osteopathische Behandlung in Frage kommen könnte, und dir eine grobe Vorstellung von den Kosten geben. Oft ist der erste Termin am kostspieligsten, da er eine umfassende Anamnese, eine Ganganalyse und andere diagnostische Maßnahmen umfasst. In den Pferdeversicherungen der Uelzener sind auch osteopathische Behandlungen abgedeckt, so dass du dir über die finanzielle Belastung keine Sorgen machen musst.

Wie viele Behandlungen sind in der Regel notwendig?

Auch das kann man nicht pauschal beantworten. Nach dem ersten Termin sollte ein Behandlungsplan erstellt werden, aus dem die voraussichtliche Anzahl der Sitzungen hervorgeht. In der Regel sind mehr Termine erforderlich, wenn Bewegungseinschränkungen bereits länger bestehen, als bei Problemen, die erst kürzlich aufgetreten sind.

Was ist nach der Behandlung zu beachten?

Nach der Behandlung solltest du dein Pferd mindestens 48 Stunden lang nicht reiten. Es ist wichtig, dass dein Pferd ausreichend Auslauf bekommt und nicht nur in der Box steht. Ein entspannter Spaziergang kann in dieser Zeit hilfreich sein. Manchmal gibt der Pferdeosteopath auch spezielle Übungen mit, die du in dieser Phase mit deinem Pferd durchführen kannst, um die Behandlung zu unterstützen.

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