Der Herbst lässt die Natur in warmen, leuchtenden Farben erstrahlen. Viele Reiter und Reiterinnen genießen es, ausgiebige Ausritte durch bunt gefärbte Wälder zu unternehmen. Doch der Herbst bringt nicht nur Schönes mit sich. Sobald der Sommer sich dem Ende zuneigt, legen sich kleine, beinahe unsichtbare Plagegeister im Gras auf die Lauer und warten dort auf ihr nächstes Opfer. Die Rede ist von Herbstgrasmilben, deren Larven sowohl für Pferde als auch für kleinere Tiere und Menschen zu einer echten Belastung werden können. Welche Gefahren die Parasiten mit sich bringen, wie du sie erkennst und was du tun kannst, um einen Befall zu behandeln, erfährst du in diesem Artikel.
Was sind Herbstgrasmilben?
Die Herbstgrasmilben (wissenschaftliche Bezeichnung: Neotrombicula autumnalis) gehören zur Familie der Spinnentiere. Hauptsächlich sind sie im Spätsommer und Herbst aktiv, bis zum ersten Bodenfrost. Ihre “Wohlfühltemperatur” liegt bei ungefähr 16°C und am liebsten haben sie es sonnig und trocken. Bevorzugt halten sie sich auf Wiesen sowie in der Nähe von Waldrändern und Gewässern auf.
Der Entwicklungszyklus der Herbstgrasmilbe
Die Milben durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien, wobei sie nur im Larvenstadium parasitär leben, denn sie brauchen für ihre weitere Entwicklung einen Wirt. Mit einer Körpergröße von etwa 0,2 mm sind die Larven für das menschliche Auge kaum erkennbar. Ausgewachsen erreichen die Milben eine Größe von bis zu 2 mm.
Die Vorgehensweise der Parasiten
Ihre Eier legen Herbstgrasmilben im Boden oder auf Grashalmen ab. Die geschlüpften Larven klettern an die Spitze der Grashalme, von wo aus sie Tiere und Menschen befallen. Pferde, die auf der Weide stehen, stellen daher ein gefundenes Fressen dar.
Haben sie ihren Wirt gefunden, ritzen die Larven mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug die obersten Hautschichten ein. Dabei geben sie ein Speicheldrüsensekret ab, welches die Hautzellen auflöst und ein Nahrungsrohr bildet, durch das sie sich von Gewebsflüssigkeit und Lymphe ernähren. Beim Saugen können die Larven bis zum 25-Fachen ihrer Größe anwachsen. Haben sie sich vollgesogen, lassen sie sich zu Boden fallen und setzen dort ihren Entwicklungszyklus fort.
Auswirkungen und Gefahren des Befalls mit Herbstgrasmilben
Da die Parasiten dünnhäutige Stellen bevorzugen, findet sich der Befall häufig an den Fesseln, dem Bauch oder im Kopfbereich des Pferdes, insbesondere um die Nüstern und das Maul. Das abgegebene Sekret der Larven sorgt für eine zeitverzögerte Gegenreaktion auf der Pferdehaut. Folgen können mäßiger bis starker Juckreiz, Hautirritationen, Krustenbildung, offene Wunden oder Pusteln sein. Die Symptome können bis zu 14 Tage andauern. Pferde mit Herbstgrasmilbenbefall kratzen und scheuern sich vermehrt, was zu zusätzlichen Hautverletzungen führen kann. Die Ausbreitung von Bakterien wird begünstigt und die Gefahr einer Entzündung oder Infektion erhöht.
Beim Auftreten der Symptome sind die Milben und die Bisse häufig schon nicht mehr zu erkennen. Das erschwert die Zuordnung der Symptomatik, was zu falschen Vermutungen, wie Mauke oder Pilzbefall, führen kann. Aufgrund der Schwächung des Immunsystems können diese Krankheiten sogar eine Folgeerscheinung des Befalls sein. Eine eindeutige Diagnose kann über eine klinische Untersuchung gestellt werden. Mit einer Pferde-Krankenversicherung bist du vor hohen Tierarztkosten geschützt, die bei einem Parasitenbefall entstehen können.
Wie wird Herbstgrasmilbenbefall beim Pferd richtig behandelt?
Die Behandlung eines Herbstgrasmilbenbefalls zielt in erster Linie auf die Beseitigung der Parasiten und eine Linderung der Symptome ab.
- Reinigung: Um die Larven loszuwerden, sollten die betroffenen Stellen gründlich gereinigt werden. Mit einer Mischung aus Obstessig, zum Beispiel Apfelessig, und Wasser kannst du sie zunächst abtöten. Daraufhin solltest du die Stelle mit Wasser, einer Seife oder einem Shampoo und einem Waschlappen waschen. Kernseife kann juckreizlindernd sein und nässenden Arealen vorbeugen, da die behandelten Stellen im Anschluss besser austrocknen. Spüle den Bereich zuletzt mit klarem Wasser ab. Bei starkem Befall können medizinische Pasten oder Sprays erforderlich sein. Deine Tierarztpraxis wird dich dazu beraten.
- Pflege: Für die Pflege der betroffenen Hautstellen eignen sich Produkte mit entzündungshemmenden und juckreizlindernden Inhaltsstoffen, wie beispielsweise Schwarzkümmelöl, Zinksalbe oder Salben mit Bienenprodukten wie Honig. Am besten holst du dir Rat bei deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin, die geeignete Produkte vorschlagen können. Neben der äußeren Anwendung kann auch die Supplementierung von Zink und B-Vitaminen im Futter angezeigt sein.
- Heilung: Die Milbenbehandlung solltest du täglich durchführen, bis die Symptome des Befalls vollständig verschwunden sind. In der Regel ist das nach zwei bis drei Wochen der Fall. Eine Heilsalbe oder ein Gel können den Heilungsprozess unterstützen. Das Pferd sollte in dieser Zeit möglichst trocken stehen, damit die Mittel genug Zeit haben, ihre Wirkung zu entfalten. Während und nach der Behandlung sollte die Pferdehaut regelmäßig gründlich auf Anzeichen weiteren Befalls untersucht werden.
- Prävention: Eine wirksame Bekämpfung der Milben am Boden ist nahezu unmöglich. Der effektivste Weg, einem Herbstmilbenbefall vorzubeugen, besteht in einer Meidung der bekannten Milbenherde auf der Weide. Auch Abwehrsprays können die Gefahr verringern, schließen einen Befall jedoch nicht vollständig aus.
Eine sorgfältige und ausreichend lange Behandlung ist essenziell, um Herbstgrasmilbenbefall beim Pferd in den Griff zu bekommen und dem Pferd zu einer schnellen Genesung zu verhelfen.
Fazit
Herbstgrasmilben sind nicht nur lästig, sondern können durchaus größere gesundheitliche Probleme erzeugen. Die winzigen Parasiten verursachen unangenehmen Juckreiz und Hautprobleme, die sich schnell zu ernsteren Infektionen entwickeln können. Eine frühzeitige Erkennung und konsequente Behandlung sind entscheidend, um die ungebetenen Gäste schnell wieder loszuwerden.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Herbstgrasmilben
Können Herbstgrasmilben Krankheiten auf Pferde übertragen?
Es ist nicht bekannt, dass Herbstgrasmilben Krankheiten direkt auf Pferde übertragen. Die Hauptgefahr liegt in den Hautverletzungen, die sie verursachen, da diese zu sekundären Infektionen führen können, sofern sie nicht adäquat behandelt werden.
Welche Rolle spielt das Immunsystem des Pferdes bei einem Befall?
Ein starkes Immunsystem kann helfen, die Auswirkungen eines Milbenbefalls zu mildern und die Gefahr sekundäre Infektionen zu verringern. Pferde mit einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger für die von den Milben verursachten Hautirritationen und Folgeerkrankungen.
Können auch Ställe von Herbstgrasmilben betroffen sein?
Herbstgrasmilben sind hauptsächlich in Gras- und Bodenbereichen zu finden, weshalb ein vermehrtes Vorkommen im Stall eher selten ist. Sie können allerdings durch Pferde eingeschleppt werden, die von der Weide kommen. Eine regelmäßige Reinigung der Stallumgebung ist wichtig – nicht nur, um die Milben wieder loszuwerden, sondern generell, um für hygienische Verhältnisse zu sorgen und die Keim- und Parasitenbelastung zu minimieren.
Welche Auswirkungen hat der Milbenbefall auf das Verhalten des Pferdes?
Ein Milbenbefall kann zu erhöhtem Stress und Unruhe führen. Betroffene Pferde zeigen oft vermehrtes Scheuern, Beißen und Kratzen. Sie können auch nervös oder gereizt wirken und möglicherweise ihr Fressverhalten ändern.