Ein Islandony steht ganz vorne auf einer verschneiten Tundra, im Hintergrund erhebt sich ein Gebirge. Rechts am Bildrand steht ein weiteres Pony
Rasseportrait

Robustpferde: Ursprünglich, anpassungsfähig, vielseitig

10.12.2024

Ähnliche Artikel

RasseportraitMustang
RasseportraitDer Knabstrupper

Als Robustpferde bezeichnet man Pferderassen, die sich an karge Lebensräume und raue klimatische Bedingungen in besonderer Weise angepasst haben. Dazu zählen vorrangig urtümliche Kleinpferde- und Ponyrassen wie Island- und Shetlandponys, Haflinger oder Norwegische Fjordpferde. Aufgrund ihrer Genügsamkeit erfordern Robustpferde vergleichsweise wenig Aufwand, was die Haltung und Pflege betrifft. Sie kommen mit wenig gut zurecht und verkörpern dadurch eine gewisse Ursprünglichkeit und Einfachheit, was den komplexen und anspruchsvollen Haltungsbedingungen in der modernen Hochzucht entgegensteht. In diesem Artikel verraten wir dir, was es über Robustpferde zu wissen gibt.

Was zeichnet Robustpferde aus? Charakteristika im Überblick

Der Begriff Robustpferd ist ein Sammelbegriff, der keiner zoologischen Einordnung dient, sondern verschiedene Pferderassen umfasst, die sich durch eine besonders widerstandsfähige körperliche Konstitution auszeichnen. Meist handelt es sich dabei um Rassen, die ursprünglich in kargen Lebensräumen beheimatet waren und sich im Laufe ihrer Entwicklung an widrige Witterungs- und Nahrungsbedingungen ihrer Umgebung angepasst haben. Robustpferde ähneln sich im Hinblick auf ihre physischen Merkmale, ihr Wesen und mögliche Haltungs- und Nutzungsweisen.

Charakteristisch für das Aussehen sind:

  • Kräftiger, kompakter Körperbau
  • Muskulöse Statur
  • Kleine bis mittlere Größe
  • Starke Hufe, stabile Gelenke
  • Dichtes Fell, das gut vor Kälte und Regen schützt
  • Dichter Schweifaufsatz („Regenhaube“)
  • Lange Mähne

Was das Wesen betrifft, sind Robustpferde bekannt für ihre Gelassenheit und Gutmütigkeit. Zwar können sie mitunter ein eigenwilliges und stures Verhalten an den Tag legen, mit liebevoller Konsequenz lässt sich das jedoch in den Griff kriegen. Da Robustpferde im Allgemeinen sehr umgänglich sind und kleine Fehler verzeihen, sind sie auch für Kinder und Unerfahrene gut zu händeln. Aufgrund ihrer körperlichen Robustheit und ihres sanften Charakters erfreuen sich Robustpferde unter Freizeitreiterinnen und -reitern großer Beliebtheit. Sie sind die perfekten Begleiter fürs Wander- und Geländereiten, eignen sich aber genauso gut für die Bodenarbeit, die Dressur und den Sport.

Welche Rassen zählen zu Robustpferden?

Es gibt verschiedene Pferderassen, die als Robustpferde kategorisiert werden. Dazu zählen in erster Linie Kleinpferde und Ponys. Wir stellen dir ein paar davon näher vor:

    • Islandpferd: Das Islandpferd, auch Isländer oder Islandpony genannt, ist ein aus Island stammendes Kleinpferd mit kompaktem Körperbau und dichtem Fell. Es bringt die genetische Veranlagung für die Spezialgangart Tölt mit und läuft dadurch schön weich, was für Reiter und Reiterinnen sehr bequem ist.
    • Norwegisches Fjordpferd: Das Kleinpferd stammt ursprünglich aus West-Norwegen (Vestland), ist kräftig gebaut, hat helles Fell (Falbe), eine Hängemähne und einen Aalstrich, also einen deutlich abgesetzten Mittelstreifen.
    • Exmoor-Pony: Das Exmoor-Pony ist in Großbritannien beheimatet und gilt als ursprünglichste und wildpferdartigste britische Ponyrasse. Es ist mittelgroß und hat einen gedrungenen, kräftigen Körperbau mit langem Kopf und leicht vorstehenden Augen.
    • Shetland-Pony: Das Shetland-Pony hat seinen Ursprung auf den Shetlandinseln und somit schottische Wurzeln. Im Verhältnis zum Körper und den kurzen, kräftigen Beinen hat es einen relativ großen Kopf mit dichter Mähne und dichtem Schopf. Shetlandponys sind erstaunlich kräftig. Sie können bis zu 60 kg tragen und das Doppelte ihres Gewichts ziehen.
    • Connemara-Pony: Die Heimat der Connemara-Ponys liegt im äußersten Westen Irlands. Sie haben einen kräftigen, gut proportionierten Körperbau und werden aufgrund ihrer Wendigkeit vielseitig eingesetzt – sowohl als Reit- und Fahrpferde als auch zum Spring- und Dressurreiten.
    • Konik-Pferd: Das Konik (poln. „Pferdchen, kleines Pferd“) hat seinen Ursprung in Polen, ist mittlerweile aber in vielen mittel- und osteuropäischen Ländern verbreitet. Es hat Ähnlichkeit mit dem Tarpan, einem ausgestorbenen europäischen Wildpferd, von dem es vermutlich auch abstammt. Die meisten Tiere sind grau- oder schwarzfalben und haben einen dunklen Aalstrich.
    • Haflinger: Der Haflinger ist ein mittelgroßes, kompakt gebautes Kleinpferd, das aus den Südtiroler Alpen stammt. Er wurde früher als Trag- und Zugpferd im Hochgebirge eingesetzt, um Lebensmittel von Hof zu Hof zu transportieren und bei der Arbeit auf Gebirgsfeldern und in Wäldern zu helfen.
  • Camargue-Pferd: Das Camargue-Pferd ist ein kleines bis mittelgroßes Pferd mit kräftigem, kompaktem Körperbau. Es stammt aus der namensgebenden Camargue, einer Landschaft, die sich rund um das Rhône-Delta in Südfrankreich erstreckt und für die sehr heiße Sommer, kalte und feuchte Winter sowie ein fast permanenter Wind typisch sind.

In Bezug auf die Herkunft herrscht unter den Robustpferden breite Vielfalt, die Fähigkeit, sich perfekt an raue Lebensbedingungen anzupassen, ist ihnen jedoch allen gemein.

Haltung und Fütterung von Robustpferden

Robustpferde sind für das Leben im Freien geradezu geschaffen und eignen sich somit ideal für die Offenstall- oder Weidehaltung. In Sachen Fütterung gibt es jedoch einiges zu beachten. Zwar sind die Tiere im Allgemeinen anspruchslos, was ihre Nahrung angeht, sie gelten allerdings als leichtfuttrig und neigen dazu, schnell anzusetzen. Das hat folgenden Hintergrund: Robuste Pferderassen sind auf ein Leben in karger Umgebung angepasst, das heißt, sie können gut mit wenig Nahrung auskommen. Das ist möglich, weil sie von Hause aus weniger Energie benötigen, um ihre Körperfunktionen zu erhalten als andere Pferde. Der Stoffwechsel konnte sich dadurch auf eine energie- und eiweißarme Nahrung einstellen.

Erhält ein Robustpferd nun zu kalorienhaltiges Futter, hat es für die überschüssige Energie im Grunde genommen keine Verwendung. Dadurch entsteht Übergewicht, was wiederum zu Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und in der Folge zu Hufrehe führen kann. Es ist daher enorm wichtig, sehr dosiert zu füttern und energiereiche Futtermittel zu vermeiden. Gerade der Gehalt an Stärke und Zucker ist dahingehend in den Blick zu nehmen.

Das spielt auch bei der Weidehaltung eine Rolle. Sie gilt zwar als optimal für Robustpferde, allerdings ist der Kaloriengehalt von Weidegras gerade im Frühjahr relativ hoch. Hinzu kommt, dass die enthaltenen Fructane die Entstehung von Hufrehe begünstigen können. Deshalb sollten Robustpferde keinesfalls ausschließlich auf der Weide fressen. Empfehlenswert ist, die Zufuhr von Weidegras zu begrenzen und stattdessen kalorienarmes Heu zu geben, an dem sich die Tiere satt essen können.

Aber wie füttert man Robustpferde nun richtig? Die Basis sollte immer ein energiearmes Futter sein. Am besten eignet sich dafür Raufutter aus Heu oder Gras mit viel Struktur (Faser), wenig Stärke und wenig Fett. Wichtig im Hinterkopf zu behalten ist, dass ein geringerer Energiebedarf nicht gleichbedeutend ist mit einem geringeren Vitamin- und Mineralstoffbedarf, im Gegenteil. Robustpferde brauchen genauso viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente wie andere Pferde und es gibt Rassen (bspw. Islandponys), die sogar einen erhöhten Bedarf haben. Dementsprechend kann es durchaus sinnvoll sein, ein zusätzliches Mineralfutter zu verabreichen. Ein Tierarzt oder eine Tierärztin kann dazu sachkundig Auskunft geben und einen Ernährungsplan erstellen, der perfekt auf die Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt ist.

Fazit

Robustpferde beeindrucken mit ihrer Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit. Da sie an raue Lebensbedingungen angepasst sind, stellen sie keine großen Ansprüche an ihre Umgebung und sind für die Haltung im Offenstall und auf der Weide prädestiniert. Mit ihrem freundlichen, sanften und umgänglichen Wesen sind sie für Neulinge und Erfahrene gleichermaßen gut zu händeln und vielseitig einsetzbar, sei es in der Dressur, zu Therapiezwecken oder als Arbeits- oder Freizeitpferde. Robustpferde vereinen Verlässlichkeit, Stärke, Persönlichkeit und ein großes Herz und sind treue Begleiter, die ihrem Menschen in jeder Lebenslage zur Seite stehen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Robustpferden

Können Robustpferde im Winter draußen bleiben?

Ja, Robustpferde können aufgrund ihrer dichten Fellstruktur mit kalten Temperaturen gut umgehen. Wichtig ist jedoch, ihnen einen Schutz vor extremen Witterungsverhältnissen zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel einen Unterstand, und ihnen jederzeit Zugang zu frischem Wasser zu ermöglichen.

Sind Robustpferde anfällig für Krankheiten?

Robustpferde sind im Vergleich zu vielen hochgezüchteten Rassen weniger anfällig für Krankheiten. Sie können jedoch körperliche und psychische Probleme entwickeln, wenn sie nicht artgerecht gehalten oder gefüttert werden. Regelmäßige gesundheitliche Check-ups sind wie bei allen Pferden wichtig, etwa um Impfungen aufzufrischen, auf Parasiten zu untersuchen und das Gebiss zu kontrollieren. Sollte eine Therapie oder Operation notwendig sein, leistet eine Pferdekrankenversicherung gute Dienste. Sie erstattet bis zu 100% der Kosten für konventionelle Behandlungen und chirurgische Eingriffe, so dass dem Pferd bestmöglich geholfen werden kann.

Können Robustpferde im Sport eingesetzt werden?

Ja, Robustpferde wie Haflinger oder Islandpferde sind sehr arbeitswillig und leistungsfähig und können in Disziplinen wie Dressur, Springen oder Distanzreiten eingesetzt werden.

Wie unterscheidet sich ein Robustpferd von einem Warm- oder Vollblüter?

Robustpferde haben in der Regel einen kompakteren, kräftigeren Körperbau, ein dichteres Fell und härtere Hufe. Sie sind genügsamer, weniger pflegeintensiv und weniger empfindlich gegenüber Witterungseinflüssen im Vergleich zu den oft leistungsorientiert gezüchteten Warm- und Vollblütern.

Auch interessant