Weißes Kätzchen leidet an der Katzenseuche.
Tiergesundheit

Katzenseuche: Lebensbedrohlich, aber vermeidbar

22.10.2025

Katzen gehören für viele Menschen fest zur Familie – sie schenken Nähe, Geborgenheit und zaubern uns täglich ein Lächeln ins Gesicht. Umso schwerer ist der Gedanke, dass eine Krankheit das Leben unserer Samtpfoten bedrohen könnte. Eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten bei Katzen ist die Katzenseuche. Sie wird durch ein hoch ansteckendes Virus verursacht und löst schwere Durchfälle, Erbrechen und Fieber aus. Vor allem bei jungen oder immungeschwächten Tieren kann die Erkrankung schwerwiegende Folgen haben und tödlich enden. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Durch regelmäßige Impfungen lässt sich eine Erkrankung verhindern. In unserem Artikel erfährst du alles, was du über die Entstehung, Symptomatik und Bekämpfung der Katzenseuche wissen musst.

Was ist die Katzenseuche?

Bei der Katzenseuche, auch Katzenpest oder fachsprachlich Panleukopenie genannt, handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die vor allem bei jungen Katzen in einem Lebensalter von zwei bis sechs Monaten auftritt und oftmals tödlich verläuft, wenn diese nicht geimpft sind. Hervorgerufen wird sie durch das feline Parvovirus (FPV), das eng mit dem caninen Parvovirus verwandt ist, welches die Parvovirose beim Hund auslöst. Etwa 99 % der Erbinformationen beider Spezies sind identisch. Es besteht auch eine Verwandtschaft zum humanen Parvovirus B19, das beim Menschen die Ringelröteln verursacht.

Das feline Parvovirus ist auf der ganzen Welt verbreitet und kann sämtliche Vertreter der Katzenfamilie (Felidae) befallen. Ein großes Problem ist seine extreme Widerstandsfähigkeit. Umwelteinflüsse können Parvoviren im Allgemeinen kaum etwas anhaben. Sie sind bei Raumtemperatur bis zu einem Jahr lang überlebensfähig und lassen sich nur schwer destabilisieren. Grund dafür ist, dass sie keine Lipidhülle besitzen, die ihre Proteinkapsel nach außen hin abschließt. Zwar sorgt eine Lipidmembran für mehr Stabilität, bildet zugleich aber auch eine Schwachstelle. So können die Strukturen der enthaltenen Fette beispielsweise durch alkoholhaltige Desinfektionsmittel, Kälte, Hitze oder Austrocknung zerstört werden, um die Viren unschädlich zu machen. Bei unbehüllten Viren wie den Parvoviren funktioniert das nicht. Sie sind daher deutlich resistenter und können nicht so einfach inaktiviert werden.

Zur Übertragung und Wirkung des felinen Parvovirus

Mit dem felinen Parvovirus können sich Katzen auf direktem und indirektem Wege infizieren, also durch unmittelbaren Kontakt zu einem erkrankten Tier bzw. dessen Körperflüssigkeiten oder zu kontaminierten Gegenständen wie Futternäpfen und Transportboxen. Auch Insekten wie Flöhe können das Virus übertragen. Da betroffene Tiere den Erreger selbst nach überstandener Krankheit noch mehrere Monate ausscheiden, bleiben Urin, Kot, Nasensekret, Speichel und dergleichen lange infektiös. Auch eine Ansteckung im Mutterleib ist möglich und resultiert meist in Aborten, Totgeburten oder starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen, falls die Kitten es auf die Welt schaffen. 

Aber warum ist die Katzenseuche eigentlich so gefährlich? Um sich zu vermehren, benötigt das feline Parvovirus Zellen mit hoher Teilungsrate. Aus diesem Grund befällt es unter anderem das Knochenmark, das Hauptbildungsort der Leukozyten ist. Als Leukozyten bezeichnet man die weißen Blutkörperchen. Sie verteidigen den Körper gegen Keime und Schadstoffe und spielen somit eine wesentliche Rolle bei der Immunabwehr. Durch den Virusbefall verringert sich die Anzahl der Leukozyten, so dass sich der Organismus nicht mehr ausreichend vor weiteren Erregern schützen kann. Todesursache sind daher oft Sekundärinfektionen, sofern das Tier nicht schon vorher an Kreislauf- oder Nierenversagen verstirbt.

Symptome und Verlauf der Katzenseuche im Überblick

Das feline Parvovirus wird über die Mund- und Nasenschleimhäute aufgenommen. Die Inkubationszeit, also die Dauer zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, beträgt zwei bis zehn Tage. Unterschieden werden eine perakute, akute und subakute Verlaufsform.

  • Perakuter Verlauf: Der perakute Verlauf ist durch einen extrem schnellen und plötzlichen Beginn gekennzeichnet. Betroffene Tiere sterben innerhalb weniger Stunden oder Tage, ohne dass sie Symptome zeigen. 
  • Akuter Verlauf: Beim akuten Verlauf zeigen Katzen folgende Symptome: Erbrechen, vermehrter Speichelfluss, dünnflüssiger oder blutiger Durchfall, hohes Fieber, Abgeschlagenheit, Futter- und Flüssigkeitsverweigerung, stumpfes Fell und eine vorgefallene Nickhaut. Durch den Durchfall und die Unfähigkeit zu trinken kommt es zu einer Dehydration, die letztlich zum Herz-Kreislauf- oder Nierenversagen führt.
  • Subakuter Verlauf: Der subakute Verlauf kann mehrere Tage dauern. Symptome sind nur mäßig ausgeprägt. Es kommt zu leichtem Durchfall, der jedoch chronisch werden kann und dann nicht mehr behandelbar ist. Hinzu kommt das Risiko von Sekundärinfektionen, gegen die sich der Organismus aufgrund seines geschwächten Immunsystems nicht mehr wehren kann.

Um einer erkrankten Katze helfen zu können, ist es wichtig, dass sie rechtzeitig medizinisch versorgt wird. Aus diesem Grund ist es entscheidend, umgehend zu handeln, wenn sich erste Symptome zeigen. Beim akuten und subakuten Verlauf stehen die Chancen, eine Infektion zu erkennen, relativ gut. Beim perakuten Verlauf sieht es anders aus. Da es keine sichtbaren Vorzeichen gibt und die Erkrankung extrem plötzlich voranschreitet, kann es sein, dass für betroffene Tiere jede Hilfe zu spät kommt.

Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten bei Katzenseuche

Eine sichere Diagnose ist anhand der Symptomatik allein leider nicht möglich, denn es gibt allerhand weitere Erkrankungen bei Katzen, die mit ähnlichen Begleiterscheinungen einhergehen, beispielsweise die feline Leukose oder Toxoplasmose. Bei Verdacht auf Katzenseuche werden daher Blut- und Kotproben entnommen und im Labor untersucht. Das Blutbild gibt Aufschluss über die Anzahl der Leukozyten, die bei an Katzenseuche erkrankten Tieren deutlich verringert ist. Im Stuhl kann der Erreger oder zumindest Teile davon nachgewiesen werden. 

Katzen, die sich mit dem felinen Parvovirus infiziert haben, kommen meist als Notfälle oder in einem sehr kritischen Zustand in Behandlung. Primäres Ziel ist die Stabilisierung. Im ersten Schritt werden Infusionen mit Flüssigkeit und Elektrolyten verabreicht, um einen Kreislaufzusammenbruch infolge der Dehydration zu verhindern. Dann geht es an die Behandlung der Symptome. Das kann je nach Ausprägung Medikamente gegen Erbrechen und Übelkeit, Antibiotika gegen Sekundärerreger, Magenschutzmittel, Krampflöser und Schmerzmittel beinhalten.

Bei Katzenseuche können grundsätzlich nur die Symptome behandelt werden. Es gibt keine Therapiemöglichkeit, mit der sich der Erreger direkt unschädlich machen lässt. Das Immunsystem der Katze muss also mit dem Virus alleine fertig werden. Die Behandlung ist darauf ausgerichtet, den Organismus dabei zu unterstützen und ihn zu stärken.

Was die Prognose betrifft, lässt sich sagen, dass die ersten fünf Tage nach der Infektion am kritischsten sind. Hat eine Katze diese Zeit überstanden, stehen die Chancen auf Genesung gut. Bei sehr jungen, ungeimpften und kranken Katzen sind die Aussichten schlechter. Besonders gefährdet sind Jungtiere im Alter von zwei bis vier Monaten. Bei ihnen endet die Katzenseuche oft tödlich.

Impfung gegen Katzenseuche: Der beste Weg zur Vorbeugung

Eine Impfung bietet den besten Schutz vor Katzenseuche. Aufgrund der Gefährlichkeit der Infektion gilt die FPV-Impfung gemäß der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) zu den Core-Impfungen bei Katzen. Diese beziehen sich auf Erkrankungen, vor denen Katzen zu jedem Zeitpunkt geschützt sein sollten, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Neben Katzenseuche betrifft das auch die feline Calicivirus-Infektion (FCV) und die feline Herpesvirus-Infektion (FHV).

Das Immunisierungsschema ist folgendes: Die Erstimpfung erhalten Jungtiere ab einem Alter von spätestens acht Wochen. Einen Monat später (mit 12 Wochen) wird das zweite Mal geimpft, nach einem weiteren Monat (mit 16 Wochen) das dritte Mal. Mit etwa 15 Monaten erfolgt die vierte Impfung. Die Grundimmunisierung ist damit abgeschlossen. Um den Impfschutz aufrechtzuerhalten, werden Auffrischungsimpfungen alle zwei bis drei Jahre empfohlen. Anhand eines Titertests beim Tierarzt oder bei der Tierärztin lässt sich bei Bedarf feststellen, ob noch genug Antikörper im Blut vorhanden sind. Sollte dem so sein, kann die Auffrischung später erfolgen. 

Eine Katzenkrankenversicherung mit Vorsorge-Baustein erstattet die Kosten für Impfungen und andere prophylaktische Maßnahmen, so dass man keine finanzielle Belastung fürchten muss. 

Fazit

Katzenseuche ist eine gefährliche Viruserkrankung, die insbesondere für junge, ungeimpfte und immungeschwächte Katzen lebensbedrohlich sein kann. Der Erreger ist lange überlebensfähig, enorm resistent und kommt überall in der Umwelt vor, was ein hohes Ansteckungsrisiko mit sich bringt. Da es unterschiedliche Verläufe gibt und Symptome nicht immer klar zum Vorschein treten, kann es schwerfallen, die Erkrankung zu identifizieren. Das kostet wertvolle Zeit. Im schlimmsten Fall verstirbt das Tier an der Infektion. Den besten Schutz vor einer Ansteckung bietet eine Impfung. Es braucht nur ein paar Piekser, um die eigene Samtpfote dauerhaft und wirksam zu schützen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Katzenseuche

Welche Katzen sind besonders gefährdet für Katzenseuche?

Besonders gefährdet sind ungeimpfte Jungkatzen, Tiere mit schwachem Immunsystem oder Vorerkrankungen, Freiläufer sowie Katzen in Tierheimen und Tierpensionen, da dort viele Tiere zusammenkommen. Aber auch reine Wohnungskatzen können an Katzenseuche erkranken, denn das feline Parvovirus existiert überall in der Umwelt und kann beispielsweise mit Kleidung und Schuhen des Menschen von draußen nach drinnen getragen werden.

Kann sich der Mensch mit Katzenseuche anstecken?

Nein, Katzenseuche ist ausschließlich für Katzen gefährlich. Menschen können sich nicht anstecken.

Ist Katzenseuche in Deutschland noch verbreitet?

Die Katzenseuche ist dank Impfmaßnahmen in Deutschland zwar weitestgehend unter Kontrolle, trotzdem kommt es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen. 

Kann eine Katze trotz Impfung an Katzenseuche erkranken?

Das Risiko ist sehr gering. Sollte sich eine geimpfte Katze infizieren, ist mit einem deutlich milderen Krankheitsverlauf zu rechnen.

Kann meine Katze nach einer überstandenen Erkrankung erneut erkranken?

Nach überstandener Katzenseuche besteht meist eine langanhaltende Immunität, da der Organismus selbst Antikörper bilden muss, um das Virus unschädlich zu machen. Allerdings hält diese nicht ewig. Ein Impfschutz ist und bleibt wichtig.

Meine Katze ist an Katzenseuche erkrankt und wird medizinisch behandelt. Wie kann ich sie zu Hause unterstützen?

Zuneigung, Pflege, Ruhe und Sauberkeit sind jetzt besonders wichtig. Da erkrankte Katzen aufgrund von Durchfall und Erbrechen oft verschmutzen, sollten Fell und Liegeplätze regelmäßig gereinigt werden. Das ist wichtig, um für Hygiene zu sorgen und eine Verbreitung des Erregers zu vermeiden, denn das Virus wird noch einige Zeit ausgeschieden. Ebenso essenziell ist die Flüssigkeitszufuhr. Der Katze sollte regelmäßig Wasser angeboten oder mithilfe einer Spritze ins Maul gegeben werden. Auf diese Weise lässt sich auch leicht verdauliche Nahrung wie Hühnerbrühe oder Babynahrung verabreichen. Streicheleinheiten und Nähe spenden zusätzlich Trost und vermitteln Sicherheit.

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