FORL steht für Feline Odontoklastische Resorptive Läsion und zählt zu den häufigsten Zahnerkrankungen bei Katzen. Sie ist für die Tiere mit starken Schmerzen verbunden, die sie jedoch kaum oder erst im fortgeschrittenen Stadium äußern. Aus diesem Grund wird die Erkrankung meist erst spät erkannt. Wichtig ist daher, auf Symptome zu achten und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen, um die Krankheit möglichst frühzeitig zu identifizieren. FORL ist nicht heilbar, eine Extraktion der betroffenen Zähne kann erkrankte Katzen jedoch von Schmerzen befreien und den Weg in ein zwar zahnärmeres, aber unbeschwertes Leben ebnen.
Was ist FORL?
Bei FORL handelt es sich um eine degenerative Zahnerkrankung, bei der körpereigene Zellen, sogenannte Odontoklasten, die Zahnsubstanz abbauen. Eigentlich haben Odontoklasten eine sehr wichtige Funktion. Sie sorgen dafür, dass sich die Zahnwurzeln von Milchzähnen zurückbilden, wenn es zum Zahnwechsel kommt und das Milchgebiss durch das Dauergebiss ersetzt wird. Danach stellen sie ihre Arbeit ein.
Erkrankt eine Katze an FORL, werden die Odontoklasten reaktiviert und bauen weiterhin Zahnsubstanz ab, wodurch Löcher an den Zähnen entstehen. Da dieser Prozess meist im Wurzelbereich beginnt, sind die Schäden von außen zunächst nicht erkennbar. Sie werden erst ersichtlich, wenn der Abbau die Zahnkrone erreicht hat. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit jedoch schon weit fortgeschritten und verursacht starke Schmerzen. Frühzeitig erkennen lässt sich FORL nur mithilfe einer Röntgenuntersuchung.
Man unterscheidet drei Formen der FORL
- FORL Typ 1 entwickelt sich im Zusammenhang mit Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis) und des Zahnfleischs (Gingivitis), die wiederum meist durch Zahnbelag und Zahnstein verursacht werden. Bei FORL Typ 1 kann es zum Abbau der Zahnfächer des Kieferknochens kommen. Dies führt dazu, dass die Zähne sich lockern und ausfallen.
- FORL Typ 2 bildet sich unabhängig von Entzündungen. Auf Dauer kann sich jedoch eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) entwickeln. Die Zahnfächer werden nicht geschädigt. Allerdings kann sich die Zahnfurche durch die Umbauprozesse verändern. Sehr lange erscheinen die Zähne und das Zahnfleisch gesund. Erst durch eine Aushöhlung des Zahns und den daraus folgenden Brüchen der Zahnkrone wird die FORL offensichtlich.
- FORL Typ 3 vereinigt die Symptomatik von Typ 1 und Typ 2 und damit entzündliche und nicht-entzündliche Entwicklungen.
Die Ursachen für FORL sind bislang ungeklärt. Es wird angenommen, dass eine Störung im Kalzium-Stoffwechsel, hormonelle Störungen oder eben Entzündungen des Zahnfleischs die Erkrankung auslösen oder zumindest begünstigen können.
Symptome von FORL
Als Katzen noch in freier Wildbahn überleben mussten, war es für sie lebensgefährlich, Schwäche zu zeigen. Die Tendenz, sich unverletzlich zu geben, ist bis heute geblieben. Katzen vermeiden instinktiv, Schmerzen zu äußern, und versuchen, sich nichts anmerken zu lassen. Umso aufmerksamer sollte man seinen Stubentiger beobachten und auf mögliche Anzeichen für FORL achten. Dazu gehören:
- Verändertes Fressverhalten, bspw. hastiges Fressen, Appetitlosigkeit oder Fallenlassen von Futter
- Mundgeruch
- Häufigeres oder intensiveres Speicheln
- Starke Zahnbeläge
- Zahnfleischbluten
- Kopfverdrehen beim Fressen
- Gerötetes Zahnfleisch
- Wiederholtes Erbrechen nahezu unverdauten Futters kurz nach dem Fressen
- Zucken, unübliche Geräusche und abnorme Kaubewegungen
Sollten sich derartige Symptome und Verhaltensweisen bemerkbar machen, ist es wichtig, ihnen auf den Grund zu gehen und umgehend einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufzusuchen.
FORL sicher diagnostizieren: Dentalröntgen
Das Dentalröntgen ist die einzige Möglichkeit, FORL bereits im Frühstadium erkennen zu können. Es handelt sich dabei um ein bildgebendes Verfahren, mit dessen Hilfe sich bereits kleinste Veränderungen in der Zahnstruktur und resorptive Läsionen, wie sie FORL mit sich bringt, ausfindig machen lassen. Dentalröntgenologische Untersuchungen werden bei Katzen immer unter Vollnarkose durchgeführt. Zum einen, weil die Tiere das Prozedere nicht ruhig über sich ergehen lassen würden, zum anderen, weil von FORL betroffene Zähne gleich in einem Zug extrahiert werden können. So bleibt dem Tier eine weitere Narkose erspart.
Das Dentalröntgen erfolgt intraoral, konzentriert sich also auf die Maulhöhle der Katze. Es ist nicht notwendig, den gesamten Kopf zu röntgen, was den Vorteil hat, dass das Tier weniger Strahlenbelastung ausgesetzt ist. Unterschieden werden zwei Arten des Dentalröntgens, die klassische und die digitale Variante.
- Klassisches Dentalröntgen: Bei der klassischen Methode wird ein Röntgenfilm in das Maul der Katze gelegt und mithilfe von Röntgenstrahlen belichtet. Nach der Belichtung muss der Film chemisch entwickelt werden. Danach erhält man eine zweidimensionale Darstellung der Röntgenaufnahme als physisches Bild.
- Digitales Dentalröntgen: Beim digitalen Dentalröntgen wird der Katze anstelle eines Films eine Sensorfolie in den Mund gelegt. Die enthaltenen Dentalsensoren lenken die Röntgenstrahlen auf bestimmte Bereiche und wandeln die Signale in ein digitales Bild um, das sofort auf dem Computerbildschirm erscheint und dort weiterbearbeitet werden kann. So sind beispielsweise Vergrößerungen sowie Anpassungen der Helligkeit und des Kontrasts möglich, um die Ansicht zu optimieren.
Beide Verfahren finden in Tierarztpraxen Anwendung und ermöglichen es, FORL sowie weitere Zahnerkrankungen, die von außen nicht sichtbar sind, zu diagnostizieren. Dabei können sowohl Bilder des gesamten Gebisses als auch von einzelnen Zähnen mit ihren Wurzeln und vom Kiefer erstellt werden.
Behandlungsmöglichkeiten von FORL
Eine gründliche und regelmäßige Zahnpflege kann dazu beitragen, Zahnproblemen bei Katzen vorzubeugen und das Risiko für FORL zu reduzieren. Doch auch bei gewissenhafter Vorsorge lässt sich eine Erkrankung nicht vollständig ausschließen.
Ist eine Katze von FORL betroffen, bleibt nur eine Zahnextraktion. Da die Krankheit nicht heilbar ist, ist das die einzige Möglichkeit, weitere Entzündungen und Schäden am Gebiss zu verhindern und Schmerzen zu lindern. Um die Zähne ziehen zu können, wird das Tier in Narkose gelegt. Gegebenenfalls geht dem Eingriff eine Zahnreinigung voran, um Zahnstein und Plaque zu entfernen und damit Risiken für weitere Entzündungen zu minimieren. Sind die Zahnwurzeln mit dem Kiefer verwachsen, muss der Tierarzt oder die Tierärztin sie chirurgisch „ausgraben“ oder „ausbohren“. Anschließend werden die Wunden mit selbstauflösenden Fäden vernäht. Nach der Operation erhält das Tier Schmerzmittel.
Eine Zahnextraktion mag zwar drastisch klingen, ist jedoch der beste Weg, betroffenen Katzen zu einem schmerzfreien Leben zu verhelfen. Gut zu wissen: Auch mit ein paar Zähnen weniger kommen Katzen gut zurecht und können nach der Heilung wieder problemlos fressen.
Welche Kosten entstehen bei FORL?
Die Therapiemaßnahme Nummer 1 bei FORL ist die Zahnextraktion. Damit packt man das Übel buchstäblich bei der Wurzel. Schreitet die Krankheit langsam fort, kann es sein, dass mehrere zeitlich versetzte Operationen notwendig sind, in denen die jeweils betroffenen Zähne entfernt werden. Bei fortgeschrittener Erkrankung kommt es mitunter vor, dass alle Extraktionen in ein oder zwei Operationen durchgeführt werden.
Welche Kosten auf Halterinnen und Halter zukommen, hängt vom Schwierigkeitsgrad des Eingriffs und dem zugrundeliegenden GOT-Satz ab, nach dem der Tierarzt oder die Tierärztin die Leistung berechnet. Hinzu kommen die Kosten für Narkose, Röntgenaufnahmen (bei Dentalröntgen etwa 100 bis 150 Euro pro Untersuchung), Verbrauchsmaterial, Medikamente sowie Vor- und Nachsorge. Auf diese Weise können für eine Operation Beträge von 500 bis 2000 Euro zustande kommen. Die Uelzener Zahnversicherung für Katzen schützt vor finanziellen Risiken. Sie übernimmt bis zu 100 % der Behandlungskosten bei Zahn- und Kiefererkrankungen unabhängig vom GOT-Satz, so dass die Samtpfote bestmöglich versorgt werden kann.
Fazit
FORL gehört zu den häufigsten Zahnerkrankungen bei Katzen und geht für betroffene Tiere mit erheblichen Schmerzen einher. Da sie sich diese jedoch nicht immer anmerken lassen, kann es leicht passieren, dass die Krankheit spät entdeckt wird. Hinzu kommt, dass sich FORL nur durch eine Röntgenuntersuchung sicher erkennen und diagnostizieren lässt. Vorsorgeuntersuchungen und eine sofortige tierärztliche Behandlung, sobald sich Symptome zeigen, sind sehr wichtig, um der Katze Qualen zu ersparen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema FORL bei Katzen
Wie lange frisst eine Katze nach Zahn-OP nicht?
Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Wenn genäht wurde, sollte nicht am selben Tag festes Futter gegeben werden. Der Tierarzt oder die Tierärztin wird hierzu genaue Anweisungen geben. Da die Katze vor der Operation meist Schmerzen hatte, davon nach der OP jedoch, bis auf den Wundschmerz, von Schmerzen befreit ist, fressen die meisten Katzen relativ schnell wieder unbeschwert. Je weicher das Futter, desto weniger schmerzhaft ist es für die noch empfindlichen Stellen im Mund. Nach ein paar Tagen ist in der Regel wieder alles normal und größtenteils sogar besser als vor der Operation.
Muss man eine Katze mit FORL einschläfern lassen?
Nein. FORL ist kein Grund, eine Katze einzuschläfern. Um dem Tier wieder ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen, werden die betroffenen Zähne gezogen. Das bedeutet für die Katze keine große Einschränkung, sondern eine Erleichterung.
Wie oft sollte meine Katze auf FORL untersucht werden?
Es wird empfohlen, die Zähne einer Katze mindestens einmal im Jahr untersuchen zu lassen, besonders wenn sie älter ist. Bei bestehenden Zahnproblemen können häufigere Kontrollen notwendig sein.
Kann FORL nur einen Zahn betreffen oder mehrere gleichzeitig?
FORL kann sowohl einen einzelnen Zahn als auch mehrere Zähne gleichzeitig betreffen. Oft ist die Erkrankung multifokal, das heißt, sie umfasst mehrere Zähne.
Wie erkenne ich, dass meine Katze nach der Behandlung noch Schmerzen hat?
Wenn die Katze nach der Behandlung weiterhin Schwierigkeiten beim Fressen hat, sich zurückzieht, übermäßig speichelt oder gereizt ist, könnte sie noch Schmerzen haben. In dem Fall muss sie nochmals dem Tierarzt oder der Tierärztin vorgestellt werden.
Kann FORL nach der Behandlung zurückkehren?
Nicht an den Stellen, an denen betroffene Zähne entfernt wurden. Allerdings kann FORL an den verbleibenden Zähnen auftreten. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um neue Läsionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Kann eine Katze mit FORL Fieber entwickeln?
FORL selbst verursacht in der Regel kein Fieber, aber es kann durch sekundäre Infektionen infolge der offenen Zahnwurzeln dazu kommen. Wenn die Katze Fieber hat, sollte sie umgehend tierärztlich untersucht werden.