Zwei Scottish Fold Katzen.
Rasseportrait

Scottish Fold: Was du über Faltohrkatzen wissen musst

25.08.2025

Mit ihrem runden Gesicht, den großen Kulleraugen und vor allem ihren charakteristisch nach vorn gefalteten Ohren erobert die schottische Faltohrkatze (Scottish Fold) das Herz vieler Menschen im Sturm. Ihr Aussehen mutet niedlich und sanft an, fast könnte man glauben, man habe ein Plüschtier vor sich. Ihre knuddelige Optik macht sie besonders beliebt in den sozialen Medien und bei Züchtern. Doch ihre größte Besonderheit ist auch ihre größte Schwäche: Die Ohrenfaltung entsteht durch eine genetische Mutation, die den gesamten Knorpel- und Knochenstoffwechsel betrifft, einschließlich der Ohren, Gelenke und Wirbelsäule. Die Folge können erhebliche Erkrankungen sein, was in schweren Fällen dazu führen kann, dass betroffene Tiere aufgrund starker Schmerzen und Bewegungseinschränkungen frühzeitig eingeschläfert werden müssen. Wer Katzen liebt, sollte sich umfassend über die Rasse informieren, bevor er oder sie sich für eine Scottish Fold entscheidet – denn hinter der süßen Fassade verbirgt sich eine ethisch und gesundheitlich problematische Zuchtgeschichte.

Herkunft und Geschichte der Katzenrasse Scottish Fold

Die Ursprünge der Scottish Fold liegen – wie der Name vermuten lässt – in Schottland. 1961 entdeckte der Schäfer William Ross auf einem Bauernhof eine Katze mit ungewöhnlich gefalteten Ohren: „Susie“. Aus ihren Nachkommen entwickelte sich schließlich eine neue Rasse, die ab 1966 gezielt gezüchtet wurde. Schon bald jedoch zeigten sich gesundheitliche Probleme, weshalb der britische Zuchtverband (GCCF) die Anerkennung der Rasse 1971 wieder zurückzog. In den USA dagegen begann ein regelrechter Zuchtboom. Dort wurde die Scottish Fold von mehreren Katzenverbänden wie CFA und TICA anerkannt und in der Folge verbreitete sich die Rasse international.  

Kritik kam vor allem aus der Tiermedizin: Die Mutation, die die Ohrenform bewirkt, ist mit einer erblich bedingten Knorpel-Knochen-Erkrankung verbunden, der sogenannten Osteochondrodysplasie. Infolgedessen sind Zucht und Handel der schottischen Faltohrkatze in mehreren Ländern inzwischen verboten, unter anderem in Österreich und den Niederlanden. In Ländern wie den USA oder Russland ist sie weiterhin sehr beliebt. 

In Deutschland ist die rechtliche Situation in Sachen Qualzuchten generell ein wenig kompliziert. Das Tierschutzgesetz lässt bundesweite Durchführungsrichtlinien vermissen. Selbst wenn Veterinärbehörden oder Gutachter die Zucht als tierschutzwidrig einstufen, führt das nicht automatisch zu einem allgemeinen Verbot oder zur konsequenten Ahndung von Verstößen. Die Bundestierärztekammer spricht sich in ihrem Qualzucht-Gutachten aufgrund der gesundheitlichen Probleme der Scottish Fold klar für ein Zuchtverbot aus. In einigen Bundesländern gibt es Regelungen, beispielsweise durch die Veterinärämter, die basierend auf den Experteneinschätzungen die Zucht und den Handel der Tiere untersagen oder einschränken. Es ist daher wichtig, sich über die jeweils geltenden örtlichen Bestimmungen zu informieren. 

Charakterkatze mit Knuddelfaktor: Darum ist die Scottish Fold beliebt

Die Scottish Fold ist mittelgroß, mit kräftigem, rundlichem Körper, kurzen Beinen und einem relativ kurzen, dicken Schwanz. Ihr Gesicht wirkt durch die großen, runden Augen und den kurzen Nasenrücken besonders ausdrucksstark.

Die auffälligsten Merkmale sind die gefalteten Ohren. Sie liegen flach am Kopf an und geben der Katze ihr typisches Aussehen. Die Kätzchen kommen übrigens mit normal geformten Öhrchen zur Welt. Der Knick bildet sich erst nach einigen Wochen aus. Die Fellstruktur kann je nach Zuchtlinie kurzhaarig (Scottish Fold Shorthair) oder langhaarig (Highland Fold) sein. Beide Varianten kommen in vielen Farben und Musterungen vor. Charakterlich gelten Scottish Fold Katzen als ruhig, anhänglich, freundlich und intelligent. Sie bauen enge Bindungen zu ihren Menschen auf, sind selten laut, aber durchaus verspielt. Mit Kindern und anderen Haustieren kommen sie in der Regel gut zurecht, was sie zu beliebten Wohnungskatzen macht.

Haltung und Pflege der Schottischen Faltohrkatze

Scottish Folds sind anpassungsfähig und eignen sich sehr gut für die reine Wohnungshaltung. Sie brauchen kein großes Revier, aber ein anregendes Umfeld: Kratzbäume, Klettergelegenheiten und Intelligenzspielzeug helfen, Langeweile zu vermeiden.

Je nach Felltyp variiert der Pflegeaufwand. Bei Kurzhaartieren reicht es aus, wenn man das Fell gelegentlich bürstet. Bei Langhaarkatzen ist etwas mehr Pflege vonnöten, um Verfilzungen zu verhindern. Es empfiehlt sich, das Fell regelmäßig zu bürsten. 

Wichtig ist außerdem eine ausgewogene Ernährung, da die Rasse zu Übergewicht neigt, was sich zusätzlich nachteilig auf die Gelenkgesundheit auswirken kann. Hochwertiges Futter, regelmäßige Gewichtskontrollen und ausreichend Bewegung sind essenziell, um der Katze dabei zu helfen, ihr Idealgewicht zu halten.

Qualzuchtvorwürfe und rassespezifische Gesundheitsprobleme der Scottish Fold

Die Genmutation, die die gefalteten Ohren verursacht, wirkt sich nicht nur auf das Ohr aus. Sie betrifft den gesamten Knorpel- und Knochenstoffwechsel, insbesondere die Gelenke an Schwanz, Beinen und Wirbelsäule. Betroffene Tiere leiden an Osteochondrodysplasie, einer fortschreitenden Erkrankung, die zu Gelenkverformungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann. Selbst bei heterozygoten Katzen (nur ein mutiertes Gen) sind Symptome nicht auszuschließen. Bei homozygoten Katzen (zwei mutierte Gene) ist die Erkrankung meist deutlich schwerer und zeigt sich schon im frühen Alter. Häufige Folgen sind steife oder verdickte Gliedmaßen, Lahmheit, Schmerzen bei Berührung oder Bewegung. In schweren Fällen muss das Tier eingeschläfert werden, da die Prognose quasi aussichtslos ist und die Katze zeitlebens unter starken Einschränkungen und Schmerzen leidet. Zudem neigen Scottish Folds aufgrund ihrer Ohrenform zu vermehrten Ohrentzündungen, da das Ohrinnere schlechter belüftet ist.

Zahlreiche Tierschutzorganisationen – darunter PETA, RSPCA und Tierärzteverbände – stufen die Scottish Fold als Qualzucht ein. In Deutschland empfiehlt der Bundesrat, die Zucht zu verbieten, weil sie mit „vermeidbarem Leid“ verbunden ist. Wer sich trotz allem für die Anschaffung einer Schottischen Faltohrkatze entscheidet, sollte das Tier unbedingt bei einem seriösen Züchter kaufen, der darauf achtet, niemals zwei Faltohrkatzen zu kreuzen. Es ist wichtig, Scottish Folds nur mit genetisch getesteten Tieren zu kreuzen, die das Mutationsträger-Gen nicht besitzen, da sich die negativen Auswirkungen des Gendefekts andernfalls immer weiter verstärken.

Fazit

Die Scottish Fold ist eine ruhige und charmante Katze mit hohem Kuschelfaktor. Ihre sanfte Art und das unverkennbare Aussehen machen sie zu einer der beliebtesten Rassen weltweit. Doch genau dieses Aussehen beruht auf einem Gendefekt, der mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen verbunden ist. Wer sich für eine Scottish Fold interessiert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die außergewöhnliche Optik mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und großem Leid für die Katze einhergehen kann. Die Anschaffung gesundheitlich vorbelasteter Katzenrassen geht zudem oft mit einem erhöhten finanziellen Aufwand einher, den zum Beispiel die nötigen tierärztlichen Behandlungen verursachen. Eine Katzenkrankenversicherung schützt vor dem finanziellen Risiko.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur schottischen Faltohrkatze

Darf die Scottish Fold Katze in Deutschland gezüchtet werden?

Die Zucht ist in Deutschland bislang nicht durch ein ausdrückliches Bundesgesetz verboten, wird aber nach § 11b Tierschutzgesetz als problematisch eingestuft. Der Bundesrat hat bereits 2021 empfohlen, die Zucht von Faltohrkatzen zu untersagen. In einigen Bundesländern wird sie regional stark eingeschränkt oder in Einzelfällen verboten.

Ist die Faltohrkatze eine Qualzucht?

Ja. Die genetisch bedingte Ohrfaltung ist untrennbar mit einem Gendefekt verbunden, der schmerzhafte Gelenkprobleme verursachen kann. Laut deutschem Tierschutzgesetz (§ 11b) gilt die Rasse daher als „Qualzucht“.

Eignet sich die Scottish Fold als Wohnungskatze?

Grundsätzlich ja. Sie ist ruhig, ausgeglichen und braucht keinen Freigang. Wichtig ist aber, dass sie ausreichend Beschäftigung und Bewegungsmöglichkeiten hat. Scottish Folds neigen zu Übergewicht, daher ist Aktivität besonders wichtig.

Wie alt werden Scottish Fold Katzen?

Scottish Folds können circa 12 bis 15 Jahre alt werden, vorausgesetzt, sie zeigen keine schweren gesundheitlichen Einschränkungen durch die Osteochondrodysplasie.

Welche gesundheitlichen Probleme können auftreten?

Die Hauptprobleme betreffen die Knochen- und Gelenkgesundheit. Betroffene Katzen leiden oft an Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Missbildungen. Auch Ohrinfektionen kommen durch die gezüchtete Ohrform häufiger vor.

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