Welpe im Zahnwechsel.
Tiergesundheit

Zahnwechsel beim Hund: So kommt der Welpe gut durch die Zeit

01.09.2023

Hunde kommen wie wir Menschen ohne Zähne zur Welt. In den ersten Lebenswochen entwickeln sie ein Milchgebiss, das etwa ab dem dritten Lebensmonat vom Dauergebiss verdrängt wird. Die Rede ist dann vom Zahnwechsel. Zwar verläuft diese Zeit normalerweise unproblematisch, trotzdem wird man als Halter oder Halterin ordentlich auf Trab gehalten. Grund: Welpen im Zahnwechsel entwickeln einen starken Kautrieb. Sie knabbern alles an, was ihnen vor die Schnauze kommt, um lockere Zähne loszuwerden und sich Erleichterung zu verschaffen, wenn sie Schmerzen haben. Wir geben einen Überblick, wie man den Zahnwechsel beim Hund erkennt, welche Möglichkeiten es gibt, der Fellnase während dieser Phase zu helfen, und welche Komplikationen gegebenenfalls auftreten können.

Was passiert beim Zahnwechsel eines Hundes?

Hunde- und Menschenbabys sind sich gar nicht so unähnlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie hilflos sie nach der Geburt sind. Welpen kommen blind, taub und zahnlos auf die Welt. In den ersten Lebenswochen schlafen sie bis zu 80% der Zeit und wachen nur auf, wenn sie Hunger haben und gesäugt werden müssen. Neben der Milchversorgung sind die Wärme der Mutter und der übrigen Wurfgeschwister im Prinzip das einzige, woraus ihre Welt besteht. Ab ungefähr der dritten Lebenswoche ändert sich das. Augen beginnen sich zu öffnen, was es den Hundebabys ermöglicht, ihre Außenwelt zum ersten Mal wahrzunehmen. Gleichzeitig entwickelt sich das Milchgebiss. Insgesamt 28 Milchzähne brechen sich allmählich Bahn: jeweils 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne und 6 Backenzähne im Ober- und Unterkiefer. In der fünften bis sechsten Lebenswoche ist dieser Prozess normalerweise abgeschlossen. Während dieser Zeit werden die Welpen langsam von der Milchaufnahme entwöhnt, da das Säugen der Mutter aufgrund der spitzen Milchzähne Schmerzen bereiten würde.

Doch das Milchgebiss bleibt nicht. Ab einem Alter von drei oder vier Monaten beginnt bei Hunden der Zahnwechsel – bei größeren Rassen früher, bei kleineren Rassen später. Der Welpe verliert seine Milchzähne und ein Dauergebiss kommt nach, das er sein gesamtes weiteres Leben behält, sofern ihm krankheits-, unfall- oder altersbedingt kein Zahn ausfällt. Während die Milchzähne eines Hundes klein und spitz sind, eine schmale Wurzel haben und relativ nah an der Oberfläche wachsen, damit sie schnell austreten können, entstehen die Dauerzähne tief im Kiefer, sind größer und kräftiger. Sie haben zudem einen dickeren Zahnschmelz, der bereits mit den Zahnanlagen gebildet wird, so dass die Zähne beim Durchbrechen des Zahnfleisches geschützt sind. Das Dauergebiss eines Hundes umfasst insgesamt 42 Zähne: 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne und 12 Backenzähne im Oberkiefer sowie 6 Schneidezähne, 2 Fangzähne und 14 Backenzähne im Unterkiefer. Der Zahnwechsel dauert ungefähr drei Monate und sollte je nach Rasse ca. im 6. oder 7. Lebensmonat abgeschlossen sein. Bei kleineren Rassen kann es etwas länger dauern bis der Zahnwechsel abgeschlossen ist.

Durchbruch im Alter von Welche Zähne sind betroffen?
3.-5. Lebensmonat Schneidezähne
5.-7. Lebensmonat Eckzähne
4.-5. Lebensmonat Erster vorderer Backenzahn
5.-6.Lebensmonat Restliche vordere Backenzähne
4.-5. Lebensmonat Erster hinterer Backenzahn
5.-6. Lebensmonat Zweiter hinterer Backenzahn
6.-7. Lebensmonat Dritter hinterer Backenzahn

Zahnwechsel beim Hund erkennen: Das sind die Anzeichen

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich der Hund im Zahnwechsel befindet, ist, wenn sich im Haushalt plötzlich der eine oder andere Milchzahn findet – beispielsweise im Körbchen oder auf dem Sofa. Allerdings findet man herausgefallene Zähne nicht so häufig, wie man annehmen könnte, da es oft passiert, dass Welpen ihre losen Milchzähne herunterschlucken. Es gibt aber ein paar weitere Indizien, die darauf schließen lassen, dass sich ein Welpe im Zahnwechsel befindet.

  • Gesteigertes Kauen, Knabbern und Zerren: Welpen im Zahnwechsel haben ein großes Kaubedürfnis. Sie knabbern, nagen und zerren an allem, was sie finden können. In der Tiermedizin vermutet man, dass das Zahnfleisch während des Zahnwechsels schmerzt, drückt oder stark juckt. Durch das Kauen wird es massiert, was einen beruhigenden Effekt hat und außerdem dabei hilft, wackelige Zähne loszuwerden.
  • Metallischer Maulgeruch, Blut im Maulbereich: Ein metallischer Geruch kann ein Hinweis darauf sein, dass sich Blut im Maul befindet. Manchmal ist es auch sichtbar. Sofern sich keine weiteren Symptome zeigen, die auf Komplikationen hinweisen, ist das unbedenklich.
  • Zahnfleischentzündung: Gerötetes Zahnfleisch ist ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung, die wiederum Ursache für das Auftreten von Blut sein kann. Leichte Zahnfleischentzündungen sind meist unproblematisch und mit geeigneten Hausmitteln behandelbar, bei schwereren oder anhaltenden Entzündungen sollte der Hund jedoch dem Tierarzt oder der Tierärztin vorgestellt werden.
  • Schmerzen beim Zerren oder Kauen: Zeigt ein Hund Schmerzen bei Zerrspielen oder beim Kauen von Trockenfutter bzw. härteren Kauartikeln, kann das am Zahnwechsel liegen. Es ist möglich, dass das Zahnfleisch dadurch gereizt wird und es dem Tier wehtut, wenn es auf einen lockeren Milchzahn beißt.
  • Häufiges Lecken über das Gebiss: Wenn sich ein Hund häufig über die Lefzen und das Gebiss leckt, kann das ebenfalls ein Hinweis auf den Zahnwechsel sein. Dasselbe gilt, wenn sich das Tier mit den Pfoten über das Gesicht streicht oder mit dem Kopf über den Boden reibt.
  • Appetitlosigkeit: Hat der Hund Schmerzen beim Fressen, kann es sein, dass er sein Futter verweigert oder nur wenig frisst. Bei anhaltender Appetitlosigkeit ist ein Besuch in der Tierarztpraxis anzuraten, um auszuschließen, dass keine andere Ursache dahintersteckt.
  • Durchfall: Durchfall ist eine seltenere Begleiterscheinung beim Zahnwechsel. Handelt es sich um schwere oder andauernde Durchfälle, ist das unbedingt ernst zu nehmen, da der Hund dadurch viel Flüssigkeit und Nährstoffe verliert. Gerade bei Jungtieren kann das schnell kritisch werden. Hier sind tierärztliche Maßnahmen gefragt.

Ob und welche Anzeichen ein Hund beim Zahnwechsel zeigt, ist von Tier zu Tier unterschiedlich. Manche verhalten sich in dieser Phase vollkommen unauffällig, andere haben mit Schmerzen zu kämpfen. In keinem Fall schadet es, seinen Hund während des Zahnwechsels zu unterstützen und ihm die nötige Fürsorge zuteilwerden zu lassen, damit er gesund und munter durch die Zeit kommt.

Wie kann ich meinem Hund beim Zahnwechsel helfen?

Zunächst einmal ist wichtig, Gebiss und Maul des Hundes regelmäßig zu kontrollieren, um Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten so früh wie möglich erkennen und rechtzeitig tierärztlichen Rat einholen zu können. Um dem Hund den Zahnwechsel zu erleichtern, gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Kauartikel und Kauspielzeuge anbieten: Damit kann der Hund seinem Kautrieb nachgehen und macht sich nicht an Mobiliar, Kleidung oder anderen Gegenständen im Haushalt zu schaffen. Das Spielzeug sollte nicht zu hart sein und nicht splittern. Geeignet sind beispielsweise Kauwurzeln, Kauhölzer und Kautschukartikel.
  • Futter einfrieren oder kühlen: Kälte kann bei schmerzendem, juckenden oder drückendem Zahnfleisch Linderung verschaffen. Eine Möglichkeit ist, Nassfutter oder einen gefüllten Kong einzufrieren und dem Hund zum Schlecken zur Verfügung zu stellen. Hier ist allerdings Vorsicht angesagt, denn manche Tiere reagieren empfindlich, wenn das Futter zu kalt ist. Es besteht die Gefahr von Durchfall oder auch einer Magenschleimhautentzündung, wenn man es übertreibt. Weniger ist also mehr. Alternativ kann man ein Spielzeug im Gefrierfach oder Kühlschrank lagern und dem Hund gut gekühlt zur Beschäftigung geben.
  • Trockenfutter einweichen: Bekommt der Hund Trockenfutter, kann es sinnvoll sein, die Portionen mit etwas Wasser aufzuweichen. Dann sind die Pellets nicht mehr so hart und verursachen beim Kauen weniger Schmerzen. Alternativ kann während dieser Zeit auf Nassfutter zurückgegriffen werden. Was Leckerlis betrifft, sollte man auf softe Snacks setzen, die aufgrund ihrer weichen Konsistenz leichter zu kauen sind.
  • Auf Calcium-Zufuhr achten: Calcium ist einer der Grundbausteine für Knochen und Zähne und gerade bei Hunden, die sich im Wachstum befinden, von Bedeutung. Aus diesem Grund ist darauf zu achten, dass der Bedarf des Tiers gedeckt ist. Normalerweise ist in Welpenfutter bereits ausreichend Calcium enthalten. Um sicherzugehen, lohnt sich jedoch ein Blick auf die genaue Zusammensetzung – erst recht, wenn man kein Spezialfutter für Welpen und Junghunde verabreicht, sondern beispielsweise barft.

Es gibt auch Dinge, die man auf keinen Fall tun sollte, wenn sich der Hund im Zahnwechsel befindet. So ist beispielsweise von Zerr-, Tau- und Apportierspielen abzuraten, denn dabei kann es passieren, dass Milchzähne, die noch nicht ganz so locker sind, gewaltsam herausgerissen werden, was Schmerzen und Entzündungen zur Folge haben kann. Außerdem ist der Kiefer noch nicht vollständig ausgebildet, so dass ein vorzeitiger Zahnverlust in Fehlstellungen resultieren kann. Darüber hinaus dürfen Hunden im Zahnwechsel niemals Medikamente für Menschen verabreicht werden, beispielsweise Produkte für zahnende Kinder. Solche Arzneien können Stoffe wie Xylit enthalten, die für Hunde schon in kleinen Dosen lebensbedrohlich sind.

Komplikationen beim Zahnwechsel: Was kann schiefgehen?

Üblicherweise verläuft der Zahnwechsel beim Hund komplikationslos. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. In manchen Situationen kann es zu Problemen kommen, die eine tierärztliche Behandlung erforderlich machen. Dazu zählen:

  • Fehlende Zähne: Fehlt ein Dauerzahn, kann es sein, dass die Anlage dafür nicht vorhanden ist oder dass der Zahn es nicht schafft, durch das Zahnfleisch hindurch zu brechen. Beides muss ärztlich abgeklärt werden.
  • Überzählige Zähne: Sind mehr Zähne gewachsen als für ein Dauergebiss üblich, kann das Fehlstellungen und Entwicklungsstörungen benachbarter Zähne nach sich ziehen. Der Tierarzt oder die Tierärztin muss entscheiden, ob ein Zahn gezogen werden muss.
  • Gebrochene oder gesplitterte Zähne: Gebrochene und gesplitterte Zähne bergen nicht nur ein Verletzungs-, sondern auch ein Entzündungsrisiko. Ist die Pulpahöhle des Zahns offen, können Erreger eindringen und Infektionen verursachen, die schlimmstenfalls zum Absterben des Zahns führen.
  • Persistierende Milchzähne: Liegt die Zahnanlage des Dauerzahns nicht unmittelbar unter der Zahnanlage des Milchzahns, kann es passieren, dass sich der Milchzahn nicht lockert und bestehen bleibt, statt herauszufallen. Das kann Fehlstellungen, Schmelzabrieb am Dauerzahn und andere Probleme nach sich ziehen.
  • Zahnschmelzdysplasie: Bei dieser Form der Dysplasie ist der Zahnschmelz fehlerhaft ausgebildet, das heißt, entweder ist zu viel oder zu wenig davon vorhanden oder er hat eine falsche Zusammensetzung. Erkennbar ist eine Schmelzdysplasie an braunen bis schwarzen Verfärbungen am Zahn.
  • Fehlbildungen: Es gibt eine ganze Reihe an Fehlbildungen, die einzelne Zähne betreffen können. So ist es beispielsweise möglich, dass zwei nebeneinander liegende Zahnanlagen fusionieren und quasi einen Zahn bilden, obwohl zwei hätten entstehen sollen. Es kann auch vorkommen, dass sich eine Zahnanlage nicht ordnungsgemäß aufspaltet und der Zahn am Ende zwei Kronen und eine Wurzel hat. All das muss tierärztlich abgeklärt werden.

Bei Hunden, die rassebedingt kurzköpfig sind und zu Gebiss- und Kieferfehlstellungen neigen, muss der Zahnwechsel besonders genau beobachtet werden. Das betrifft beispielsweise Rassen, die für einen ausgeprägten Vorbiss bekannt sind, etwa den Mops oder die Französische Bulldogge. Generell ist es richtig und wichtig, das Gebiss des eigenen Hundes einem regelmäßigen Check zu unterziehen, um Unregelmäßigkeiten schnell ausfindig zu machen. Das spart auf lange Sicht Kosten, denn je früher eine Behandlung beginnt, desto besser stehen die Erfolgschancen. Mit einer Hunde-OP-Versicherung ist man im Ernstfall vor hohen Kosten geschützt, wenn Operationen am Tier unumgänglich sind.

Besser noch ist eine Hundekrankenversicherung, da diese viele weitere tierärztliche Leistungen erstattet. So sind Vier- und Zweibeiner auf der sicheren Seite.

Fazit

Der Zahnwechsel beim Hund ist nichts, wovor man als Halter oder Halterin Angst haben muss. Es ist ein natürlicher Vorgang, der in den meisten Fällen reibungslos verläuft. Der Prozess kann für den Hund unangenehm sein, vor allem dann, wenn Schmerzen auftreten. Aber mit ein paar unterstützenden Maßnahmen sowie viel Liebe und Zuwendung wird der Welpe auch diese Zeit gut überstehen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Zahnwechsel beim Hund

In welcher Reihenfolge erfolgt der Zahnwechsel beim Hund?

Es gibt eine Reihenfolge, in der die Milchzähne beim Hund üblicherweise ausfallen und sich die bleibenden Zähne herausbilden. Der Zahnwechsel beginnt mit den Schneidezähnen. Zuerst verliert das Tier oben und unten die 4 vorderen Schneidezähne, dann folgen die verbleibenden Schneidezähne. Anschließend lösen sich die beiden Fangzähne im Oberkiefer und im Unterkiefer. Danach sind die Backenzähne dran. Zuerst wächst oben und unten der erste vordere bleibende Backenzahn. Er muss keinen Milchzahn verdrängen. Danach lösen sich die restlichen vorderen Backenzähne oben und unten. Damit ist das Milchgebiss verschwunden. Im Anschluss bilden sich die ersten hinteren bleibenden Backenzähne im Ober- und Unterkiefer heraus. Zum Schluss kommen die letzten beiden bleibenden Backenzähne im Unterkiefer zum Vorschein.

Kann man Milchzähne, die nicht herausgefallen sind, selber ziehen?

Das sollte man auf keinen Fall tun. Zum einen ist das Prozedere für den Hund schmerzhaft, erst recht, wenn man nicht die nötige Expertise mitbringt. Zum anderen kann sich die Wunde entzünden, was für das Tier mit noch mehr Schmerzen einhergeht. Muss ein Zahn gezogen werden, sollte das immer ein Tierarzt oder eine Tierärztin übernehmen.

Was ist nach dem Zahnwechsel zu beachten?

Nachdem sich das Dauergebiss vollständig entwickelt hat, bleibt es idealerweise das ganze Hundeleben lang bestehen. Dafür muss man aber Sorge tragen. Ab dem Zahnwechsel sollte daher regelmäßige Zahnpflege auf dem Programm stehen. Das beinhaltet Kontrollen und Zähneputzen. Das Zähneputzen hilft dabei, Beläge zu entfernen und der Bildung von Zahnstein vorzubeugen.

Was versteht man unter einem Einbiss?

Ein Einbiss ist eine Zahnfehlstellung, die häufig die Fangzähne betrifft. Hierbei ist ein Fangzahn derart aufgerichtet, dass er beim Schließen des Mauls in den gegenüberliegenden Kiefer drückt. Das kann für den Hund eine erhebliche Belastung darstellen und muss tierärztlich abgeklärt werden.

Gibt es Zahnspangen für Hunde?

Ja, für Hunde werden Zahnspangen und andere Apparaturen angeboten, mit denen Zahn- und Kieferfehlstellungen ausgeglichen werden können. Eine Zahnspange kann beispielsweise dann eine geeignete Maßnahme sein, wenn Zähne eine Fehlstellung aufweisen. Der Eingriff ist jedoch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn eine Zahnspange wird individuell angepasst und fest eingesetzt. Daher muss das Einsetzen unter Vollnarkose erfolgen. Dies geht mit Kosten und Risiken für das Tier einher. Deswegen sollten Zahnprobleme so früh wie möglich behandelt werden, um dem Hund die Prozedur nach Möglichkeit zu ersparen.

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