Hund mit Epilepsie-Anfall liegt auf einem Kissen.
Tiergesundheit

Wissenswertes zur Epilepsie beim Hund

07.04.2025

Ein epileptischer Anfall beim Hund kann bei Haltern und Halterinnen Angst und Unsicherheit auslösen. Umso wichtiger ist es, gut über derartige Krampfanfälle beim Vierbeiner informiert zu sein. So bleibst du im Ernstfall ruhig und kannst richtig reagieren, falls deine Fellnase betroffen sein sollte. Wir werfen einen genaueren Blick auf die neurologische Erkrankung und fassen die wichtigsten Infos zu Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten zusammen.

Fakten zu epileptischen Anfällen bei Hunden

Im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren tritt bei den meisten Hunden mit Epilepsie der erste Anfall auf. Bis zu diesem Zeitpunkt wissen viele Tierhalter und Tierhalterinnen meist gar nicht, dass ihre Fellnase an Epilepsie leiden könnte. Daher ist der erste Moment, in dem der Vierbeiner auf der Seite liegt und krampft, ein großer Schock. Epilepsie zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Hunden. Etwa zwei Prozent der Vierbeiner sind davon betroffen. Zwar kann Epilepsie grundsätzlich bei jedem Hund auftreten, es gibt jedoch Rassen, bei denen die Krankheit häufiger festgestellt wird. Dazu gehören unter anderem:

  • Australien Shepherd
  • Beagle
  • Berner Sennenhund
  • Border Collie
  • Dackel
  • Golden Retriever
  • Labrador Retriever
  • Pudel
  • Schäferhund

Unterschiedliche Formen der Hunde-Epilepsie

Wenn im Gehirn Nervenzellen unkontrolliert erregt werden und somit überschüssige Energie entsteht, reagiert der Körper des Hundes mit einem epileptischen Anfall, der wenige Sekunden oder mehrere Minuten dauern kann. Kommt es wiederholt zu solchen Anfällen und gibt es dafür keine andere körperliche Ursache, spricht man von Epilepsie. 

Die Krampfanfälle können unterschiedlich ausgeprägt sein:

  • Generalisierter Anfall: Der ganze Körper des Hundes krampft. Möglicherweise rudert das Tier mit den Beinen, speichelt und setzt Kot und Urin ab. Es kann auch zum Bewusstseinsverlust kommen. Bei dieser Art von Anfall findet die Übererregung im gesamten Gehirn statt.
  • Fokaler Anfall: Meist beschränken sich die Krampfanfälle auf einzelne Körperbereiche. Es kann etwa zu Zuckungen im Gesicht oder einzelner Gliedmaßen kommen. Manche Hunde zeigen zudem ein sonderbares Verhalten. Sie schnappen nach Fliegen, jagen den eigenen Schwanz oder starren ins Leere. Im Regelfall entsteht die überschüssige Energie nur in einem bestimmten Teil des Gehirns.

Abhängig von der Ursache werden zwei Formen der Epilepsie differenziert:

  • Primäre Epilepsie, auch idiopathische Epilepsie: Sie tritt am häufigsten bei Hunden auf. Die Diagnose wird gestellt, wenn alle anderen Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen wurden. Oft ist diese Art der Epilepsie angeboren. 
  • Sekundäre Epilepsie, auch symptomatische oder strukturelle Epilepsie: Ursächlich für diese Erkrankungsform sind Veränderungen im Gehirn, die zum Beispiel durch Hirntumore und Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata oder Hirnhautentzündungen entstehen können.

Darüber hinaus kann Epilepsie durch Stoffwechselstörungen hervorgerufen werden. In dem Fall spricht man von metabolischer Epilepsie. Sie verschwindet üblicherweise, sobald die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wurde.

Diagnose und Behandlung der Epilepsie beim Hund

Die Diagnose von Epilepsie erfolgt nach dem Ausschlussverfahren und kann dementsprechend aufwendig sein. Für die Anamnese sollten dem Tierarzt oder der Tierärztin sämtliche Details zum Krampfanfall geschildert werden. Das schließt das Verhalten des Hundes vor, während und nach dem Anfall sowie die Dauer des Zustands ein. Nützlich sind zudem Videoaufnahmen. Auch wenn es unangebracht scheint, den Hund in so einer Ausnahmesituation zu filmen, kann Bildmaterial überaus hilfreich sein, damit sich der Tierarzt oder die Tierärztin einen besseren Eindruck verschaffen kann. 

Um herauszufinden, wodurch die Krampfanfälle entstehen, werden diverse körperliche und neurologische Untersuchungen einschließlich Bluttests durchgeführt. Ultraschall-, Röntgen- und CT-Aufnahmen können bei der Ursachenforschung helfen. Eventuell wird auch eine Liquorpunktion veranlasst, bei der die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit des Hundes untersucht wird.

Können andere Ursachen ausgeschlossen werden und steht die Diagnose Epilepsie fest, wird ein individueller Behandlungsplan für den Hund erstellt. Von der Frequenz und Intensität der Anfälle hängt ab, ob und wann eine medikamentöse Therapie notwendig ist. Nicht immer verhindern Medikamente weitere epileptische Anfälle, doch helfen sie in aller Regel, Häufigkeit und Ausmaß zu reduzieren. Häufig verabreichte Wirkstoffe sind etwa Imepitoin, Phenobarbital oder Kaliumbromid. Als Notfallmedikament kommt Diazepam zum Einsatz. 

Begleitend dazu sind tierärztliche Check-ups in festgelegten Abständen wichtig. Regelmäßige Blutuntersuchungen empfehlen sich insbesondere bei Vierbeinern, die medikamentös behandelt werden. Mit einer optimal eingestellten Therapie kann ein Hund mit Epilepsie noch viele schöne Jahre verleben. Gut zu wissen: Eine Hundekrankenversicherung bietet finanzielle Sicherheit, indem sie die Kosten für Diagnostik, Behandlungen und Arzneimittel übernimmt. So kann dem Vierbeiner die bestmögliche medizinische Versorgung zuteilwerden.

 Die Phasen eines epileptischen Anfalls beim Hund

Ein generalisierter epileptischer Anfall durchläuft typischerweise drei Phasen. Wenn man weiß, was auf einen zukommt und wie sich der Hund in den unterschiedlichen Phasen verhalten könnte, kann man seinen tierischen Freund optimal unterstützen.

  1. Präiktale Phase: In der präiktalen Phase zeigt der Hund ein verändertes Verhalten. Er kann beispielsweise  unruhig und ängstlich wirken und vermehrt die Nähe zu seinem Menschen suchen oder sich zurückziehen. Die Phase kann mehrere Minuten oder Stunden dauern. Wichtig ist, dem Vierbeiner in diesem Stadium Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
  2. Iktale Phase: Der Iktus bezeichnet den Anfall als solches. Der Hund fällt um, liegt auf dem Boden und sein Körper beginnt zu krampfen. Es kann auch passieren, dass das Tier bewusstlos wird, vermehrt speichelt oder Kot und Urin absetzt, wenn es die Kontrolle über seine Schließmuskulatur verliert.
  3. Postiktale Phase: Nach dem Iktus sind viele Hunde desorientiert und müssen sich erst zurechtfinden. Es kann sein, dass sie noch eine Weile auf dem Boden liegen bleiben, um zu sich zu kommen. Viele Hunde haben Schwierigkeiten aufzustehen oder taumeln, weil das koordinierte Laufen noch schwerfällt. Manche Tiere haben nach dem Anfall Sehprobleme. Auch großer Appetit und Durst kommen in der postiktalen Phase häufig vor.

Auch wenn der eigentliche Anfall vorbei ist, kann sich die postiktale Phase über einen längeren Zeitraum hinziehen. So ist es möglich, dass sich der Hund noch einige Tage später atypisch verhält oder orientierungslos wirkt. Sobald die postiktale Phase überstanden ist, zeigt der Hund normalerweise keine Auffälligkeiten mehr.

Epilepsie-Anfall begleiten und in Notfallsituationen schnell handeln

Sollte dein Vierbeiner an Epilepsie leiden, geben wir dir praktische Tipps an die Hand, wie du ihn während eines Krampfanfalls bestmöglich begleiten kannst. 

  • Ruhe bewahren: Auch wenn es schwerfällt und du in großer Sorge bist: Versuche, nicht in Panik zu verfallen. Wenn du Ruhe bewahrst, vermittelst du deinem Hund Sicherheit und hilfst ihm so am besten.
  • Hund vor Verletzungen schützen: Rücke Gegenstände und Möbel vom Hund weg, damit er sich während des Anfalls keine Verletzungen zuzieht.
  • Reizarme Umgebung schaffen: Es kann hilfreich sein, den Raum abzudunkeln. Du kannst beruhigend zu deinem Hund sprechen, solltest ihn während des Krampfens jedoch nicht festhalten. Sind noch weitere Personen anwesend, sollten sie entweder den Raum verlassen oder sich still verhalten, damit der Hund nach dem Anfall wieder zu sich kommen kann.
  • Epilepsie-Tagebuch führen: Für die weitere Behandlung ist es sinnvoll, Dauer, Intensität und Verhaltensauffälligkeiten in einem Epilepsie-Tagebuch festzuhalten.

Ein klassischer epileptischer Anfall ist nicht lebensbedrohlich. Kommt es jedoch zu einem Status epilepticus, also zu einem langanhaltenden Krampfanfall oder mehreren kurzen Anfällen in Serie, wird es lebensgefährlich für den Hund, denn dann drohen Hirn- und Organschäden. Es handelt sich dabei um einen Notfall, der dringend tierärztliche Hilfe erfordert.

Fazit

Epilepsie beim Hund ist eine Erkrankung, die viele Halterinnen und Halter verunsichert. Wer sich jedoch mit der Symptomatik beschäftigt und weiß, was im Ernstfall zu tun ist, ist für zukünftige Krampfanfälle gut gewappnet und kann seinen Vierbeiner bestmöglich unterstützen. Eine tiermedizinische Behandlung ist unerlässlich, um Ursachenforschung zu betreiben und ein geeignetes Therapiekonzept erstellen zu können. Mit der richtigen Behandlung kann ein Hund mit Epilepsie noch viele schöne Jahre verbringen und hat kaum Einbußen in Sachen Lebensqualität.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Epilepsie bei Hunden

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Vorkommen der Epilepsie bei Rüden und Hündinnen?

Nein, Epilepsie gilt als geschlechtsunabhängige Erkrankung. Das bedeutet, dass sie bei beiden Geschlechtern gleichermaßen auftritt.

Dürfen Hunde, die aufgrund von Epilepsie medikamentös behandelt werden, andere Medikamente zu sich nehmen?

Die Gabe weiterer Medikamente muss in jedem Fall mit dem Tierarzt oder der Tierärztin abgesprochen werden. Bei bestimmten Arzneien und Narkosemitteln ist Vorsicht geboten.

Wie lange dauert es, bis ein Hund mit Epilepsie medikamentös richtig eingestellt ist?

Bis die richtige Dosis gefunden ist, kann es eine Weile dauern. Die Wirksamkeit kann erst beurteilt werden, wenn ausreichend Informationen über die  Frequenz und Intensität der Anfälle vorliegen.

Muss ein Hund mit Epilepsie ein ruhigeres Leben führen?

Hunde mit Epilepsie können ein aktives Leben mit viel Bewegung führen. Es gibt keinen Grund, den Vierbeiner nicht körperlich zu fordern. Physische Aktivität hat nämlich keinen Einfluss auf die Anfälle. Meist kommt es in eher ruhigen und entspannten Situationen zu einem epileptischen Anfall.

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