Ein Border Collie Junghund in der Pubertät mit blauem Ball in der Schnauze.

Pubertät beim Hund: Womit du rechnen musst

07.10.2022

Viele Hundebesitzer:innen bekommen es irgendwann mit der Pubertät ihres vierbeinigen Begleiters zu tun. War der Umgang mit dem Welpen noch einfach, ist das Tier plötzlich unausstehlich und macht nur noch Ärger. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Phänomen? In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die Hundepubertät wissen musst.

Die Pubertät hat bei Hunden – genau wie bei uns Menschen – eine große Bedeutung. In dieser Phase stellt sich die Geschlechtsreife ein und es finden körperliche und mentale Veränderungen statt. Damit einhergehend treten Verhaltensänderungen auf, die häufig eine Herausforderung für Halter:innen darstellen. Die gute Nachricht vorweg: Auch wenn er manchmal verrücktspielt – irgendwann ist die Pubertät vorbei und der geliebte Vierbeiner kehrt wieder zur Normalität zurück.

Wann wird mein Hund geschlechtsreif?

Die Geschlechtsreife verläuft bei jedem Hund anders. Zumal es nicht nur von Hund zu Hund, sondern auch zwischen den Rassen und Geschlechtern Unterschiede gibt. So erreichen kleinere Rassen etwas früher die Pubertät als ihre größeren Artgenossen. Und Rüden entwickeln sich meist langsamer als Hündinnen.

Die gesamte Entwicklung eines Welpen bis hin zum Erwachsenenalter nennt man Adoleszenz. Diese beginnt etwa ab der 16. Lebenswoche, wenn der Welpe sich zum Junghund entwickelt. Ab diesem Zeitpunkt verändert sich allmählich der Körper des Tieres: Der Zahnwechsel erfolgt und das flauschige Welpenfell wird abgelegt. Die Pubertät tritt dann etwa zwischen dem sechsten bis zum zwölften Lebensmonat ein – erst jetzt fängt die Geschlechtsreife bei Hunden an. Rüden sind nun fähig zur Fortpflanzung und Hündinnen werden zum ersten Mal läufig.

Zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr sind Hunde dann körperlich und mental vollständig ausgereift. Sie befinden sich nun im Erwachsenenalter und ihre Pubertät ist endgültig abgeschlossen.

Wesensveränderungen während der Pubertät

Mit den verschiedenen Entwicklungsphasen von Hunden gehen viele Wesensveränderungen einher. Noch lange bevor sich der Körper entwickelt, benehmen sich Hunde plötzlich ganz anders als gewohnt. Sie gehorchen nicht mehr auf Kommandos, verlieren das Interesse am Menschen und wenden sich verstärkt ihren Artgenossen zu. Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, bestehende Regeln weiterhin einzufordern und diese zu festigen.

Das Verhalten zwischen Rüden und Hündinnen in der Pubertät kann verschieden ausfallen:

  • Rüden werden in der Pubertät insgesamt selbstständiger. Auf Spaziergängen wenden sie sich vom Menschen ab, erkunden die Umgebung und folgen Duftspuren läufiger Hündinnen. Beim Pinkeln heben sie nun das Hinterbein, um mit dem Urin ihr Revier zu markieren. Auch die Spiele zwischen Artgenossen werden rauer und können zum Teil in Revierkämpfe umschlagen. Manche Hunde sammeln auch ihre ersten Jagderlebnisse.
  • Hündinnen sind insgesamt ruhiger und zurückhaltender als ihr männlicher Konterpart. Das Interesse am Spielen nimmt tendenziell ab und fokussiert sich nun ganz auf paarungsbereite Rüden. Indem Hündinnen Urin absetzen, versuchen sie diese mit Duftspuren anzulocken. Nähert sich dann ein interessierter Rüde, können manche Hündinnen diese Situation nicht genau einordnen. Sie reagieren abwehrend, manchmal aber auch aggressiv und schrecken den Rüden zurück.

Körperliche Veränderungen beim Hund in der Pubertät

Nicht nur das Verhalten von Hunden verändert sich während der Pubertät, sondern auch ihr Körper. Körper, Gehirn, Stoffwechsel und Hormonhaushalt befinden sich nun in einer Umbau-Phase:

  • Der Körper verändert sich während der Pubertät stark. Nach dem Welpenalter wird das Milchgebiss durch das bleibende Gebiss ersetzt und es wächst ein neues Fellkleid. Durch Wachstumsschübe in den Knochen und Muskeln werden Hunde größer und schwerer. Bei Rüden vergrößern sich die Hoden und der Penis wächst. Hündinnen entwickeln dagegen Eierstöcke und ihre Gebärmutter bildet sich aus.
  • Während der Pubertät wird das Gehirn zu einer regelrechten Baustelle. Besonders betroffen sind hiervon zwei Bereiche des Hirns: der vordere Teil (präfrontaler Kortex), der für das Denken, Lernen und Verarbeiten zuständig ist, und der Mandelkern (Amygdala), der Emotionen verarbeitet. Weil sich gerade diese Bereiche des Gehirns entwickeln, leiden Hunde in dieser Phase häufig unter Stimmungsschwankungen und lernen tendenziell schlechter.
  • Schwankungen im Hormonhaushalt erklären ebenfalls die neuen Marotten der Vierbeiner. Bei Rüden wird größtenteils Testosteron und Dopamin gebildet. Für das Verhalten der Hündinnen sind dagegen die Hormone Östrogen und Progesteron verantwortlich. Diese Hormone lösen bei Hündinnen ebenfalls die erste Läufigkeit aus, die das Risiko einer Scheinschwangerschaft begünstigt.

Was ist die zweite Pubertät beim Hund?

In der zweiten Pubertät – im Englischen auch spooky period genannt – erreichen Hunde allmählich ihre emotionale Reife. Diese Phase der Entwicklung tritt pauschal zwischen dem 18 und 24 Lebensmonat ein. Hunde reagieren nun emotionaler auf Außenreize. Ein gewöhnlicher Besen kann sie zum Teil verschrecken und sie klammern sich verängstigt an das Bein ihres Menschen. Manche Hunde sind hingegen reaktiver und testen nochmal ihre Grenzen aus.

Diese Veränderungen im Verhalten sind auf verschiedene Prozesse zurückzuführen. Zum einen vergrößert sich das Emotionszentrum im Gehirn, die Amygdala. Dadurch wird die Bewertung von alltäglichen Situationen beeinflusst. Unbekannte Umgebungen und Menschen können dann Angst und zum Teil auch Panik beim Vierbeiner auslösen. Zum anderen erhöht sich die Aktivität in der Nebennierenrinde. Es wird mehr vom Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Hunde sind dadurch anfälliger für Stress und sehr berührungssensibel.

Dies alles kann bei Hunden zu starken Stimmungsschwankungen führen. Deshalb brauchen sie besonders in dieser schwierigen Zeit Orientierung, Führung und Sicherheit von ihren Menschen. Und manchmal ist es einfach besser, etwas Abstand zu nehmen und dem Vierbeiner ausreichend Freiraum zu gewähren.

Rüde während der Pubertät kastrieren?

Wenn der Hormonhaushalt von Hunden verrücktspielt, denken viele Hundehalter:innen über eine Kastration nach. Mit einem pubertierenden Hund unter einem Dach zu wohnen, ist schließlich nicht gerade einfach: Die Launen erscheinen unkontrollierbar und der Hund macht einfach, was er will. Eine Kastration sollte dennoch gut überlegt sein.

Während der Pubertät vollziehen sich wichtige Prozesse bei Hunden. Die Muskeln, Knochen und das Gehirn bilden sich aus. Der Körper bereitet sich dadurch auf das endgültige Erwachsenenalter vor. Wer durch eine Kastration zu früh eingreift, verhindert dieses natürliche Wachstum des Hundes. So kann sich der Hund weder körperlich noch geistig richtig entwickeln. Deswegen empfiehlt sich eine Kastration erst, wenn die Pubertät abgeschlossen ist.

Letztlich ist die Pubertät beim Hund genauso wie beim Menschen eine ganz normale Phase, die irgendwann vorbeigeht. Mit viel Geduld lässt sich diese Zeit gemeinsam gut überstehen. Wichtig sind auch genügend Auslauf und geistige Herausforderung. So können die aufgeregten Vierbeiner ihre Energie ablassen und sich entspannen. Im Alter werden Hunde dann auch ruhiger.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Wie lange dauert die Pubertät bei meinem Hund?

Die Pubertät beginnt bei Hunden etwa zwischen dem sechsten bis zwölften Lebensmonat. Der Körper bereitet sich nun auf das Erwachsenenalter vor und gilt zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr als körperlich und mental vollständig ausgereift.

Wieso verhält sich mein Hund anders?

Auch die Pubertät bei Hunden kann eine schwierige Phase sein. In dieser Zeit fängt dein Welpe an unabhängiger zu werden. So benehmen sich viele Hunde plötzlich ganz anders, gehorchen nicht mehr auf bereits gelernte Kommandos oder raufen sich mit seinen Artgenossen. In dieser sensiblen Zeit braucht dein Hund umso mehr dein Verständnis, deine Geduld und vor allem deine absolute Konsequenz.

Kann ich meinen Rüden während der Pubertät kastrieren?

Mit einem pubertierenden Hund zusammen zu leben, gestaltet sich meist gar nicht so einfach. Oft scheint der Hund launisch und unkontrollierbar. Aus diesem Grund denken viele Hundehalter:innen über eine Kastration nach. Beim frühzeitigem Eingriff läuft man allerdings Gefahr das natürlich Wachstum des Hundes zu stören. Eine Kastration sollte daher immer gut überlegt sein.

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