Pferd mit langer Mähne auf Wiese.
Tiergesundheit

Milbenbefall beim Pferd: Kleine Plagegeister, große Auswirkung

09.09.2025

Milben können echte Plagegeister sein und das Wohlbefinden von Pferden erheblich beeinträchtigen. Die winzigen Parasiten sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, ihre Auswirkungen sind in Form von Juckreiz, Schuppen oder kahlen Stellen im Fell jedoch umso deutlicher. Doch Milbe ist nicht gleich Milbe. Während manche Arten starke gesundheitliche  Probleme verursachen, machen andere Arten gar keine Schwierigkeiten. Für Pferdehalter und -halterinnen ist es daher wichtig, die verschiedenen Milbenarten und ihre Symptomatiken zu kennen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du zum Thema Milbenbefall beim Pferd wissen musst.

Milben im Überblick: Merkmale und Vorkommen

Milben gehören mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren. Derzeit sind insgesamt ungefähr 30.000 Arten bekannt, von denen etwa die Hälfte am Boden vorkommt. Andere Arten leben hingegen parasitär und besiedeln Wirte. Die wohl bekannteste und gleichzeitig größte Milbenart ist die Zecke. Abgesehen davon sind die allermeisten Milbenarten mit bloßem Auge nicht erkennbar.

Milben fühlen sich oftmals in feuchter und warmer Umgebung wohl. Der Frühling und der Herbst gelten daher als typische Milbenzeit. Doch auch in den anderen Jahreszeiten sind unsere Vierbeiner nicht vor ihnen gefeit. Generell sind Pferde mit ausgeprägten Fellwuchs an den Beinen und einer dichten Mähne öfter oder stärker betroffen, da sie ein willkommenes Milieu für die Parasiten bereitstellen.

Welche Milbenarten plagen Pferde?

Viele parasitäre Milbenarten sind wirtsspezifisch. Daher stellen nicht alle von ihnen eine potenzielle Gefahr für Pferde dar. Manche kommen dafür besonders häufig in der Umgebung oder auf der Haut unserer Vierbeiner vor. 

Chorioptesmilben (Nagemilben)

Zu den häufigsten Milbenarten, die Pferde befallen, zählen die Chorioptesmilben (Chorioptes equi). Sie leben auf der Hautoberfläche und ernähren sich von Hautschuppen und -sekreten. 

Der Befall führt meist zu Fußräude. Diese entsteht in der Fesselbeuge des Pferdes und breitet sich über das Rohrbein in Richtung Rumpf aus. Die Fußräude ist erkennbar durch gerötete, mit grauen Schuppen bedeckte Bereiche, die sich zu Anfang typischerweise wie Noppen anfühlen. Besonders Pferde mit langem Fesselbehang, wie Friesen, Tinker oder Kaltblüter, sind für diese Milbenart anfällig. 

Sarcoptesmilben (Grabmilben)

Die Sarcoptesmilben bohren Gänge in die oberen Hautschichten des Pferdes, in denen sie dann ihre Eier ablegen. Diese Gänge können bis zu 1 cm tief sein. 

Der Befall mit Sarcoptesmilben verursacht häufig Kopfräude. Diese breitet sich vom Kopf zum Hals und schließlich über den gesamten Körper aus. Charakteristisch sind ein großflächiger Haarausfall sowie die Bildung von Knötchen und Bläschen mit starkem Juckreiz. In schweren Fällen lässt sich eine rapide Gewichtsabnahme des Tieres verzeichnen. 

Psoroptesmilben (Saugmilben)

Die Saugmilbe fühlt sich besonders an dicht behaarten Körperregionen wohl, etwa dem Mähnenansatz oder der Schweifrübe. Sie verbreitet sich von dort aus über den Rumpf und löst die Körperräude aus. Typische Begleiterscheinungen sind lokaler Haarausfall, Juckreiz, Borkenbildung und Hautverdickungen sowie trockene und spröde Haut. 

Zu den Saugmilben gehört auch eine spezielle Unterart, die vorrangig im Gehörgang des Pferdes zu finden ist und dort die Ohrräude verursacht. Starkes Kopfschütteln, Schiefhalten des Kopfes und das Aufscheuern der Ohren an Gegenständen sind klare Anzeichen für einen Befall.

Herbstgrasmilben

Herbstgrasmilben sind hauptsächlich im Spätsommer und Herbst aktiv. Man findet sie meist auf Wiesen sowie in der Nähe von Waldrändern und Gewässern. Im Larvenstadium befallen sie ihren Wirt, ritzen die obersten Hautschichten ein und ernähren sich mithilfe eines Nahrungsrohrs von Gewebsflüssigkeit und Lymphe. Haben sie sich vollgesogen, fallen sie wieder zu Boden und entwickeln sich von dort aus weiter.

Befallen sind häufig die Fesseln, der Bauch und der Kopfbereich des Pferdes. Da Reaktionen wie Juckreiz, Hautirritationen, Krustenbildung, offene Wunden oder Pusteln meist zeitversetzt auftreten, sind die Herbstgrasmilben und deren Bisse bei aufkommender Symptomatik häufig schon nicht mehr zu erkennen.

Milbenbefall beim Pferd erkennen

Milbenbefall bei Pferden kann artenübergreifend zu starkem Juckreiz, Haarausfall und Hautirritationen führen. Betroffene Pferde kratzen, scheuern und benagen sich vermehrt. Zudem zeigen sie oftmals ein unruhiges Verhalten und scharren beispielsweise mit den Hufen. Spezifische Symptome und die Lokalisation können erste Hinweise darauf liefern, um welche Milbenart es sich handelt.

Gefahren und Folgen von Milbenbefall

Bleibt ein Milbenbefall unbehandelt, können sich weitere gesundheitliche Probleme entwickeln. So entstehen durch das Kratzen und Scheuern schnell Wunden, was das Risiko von Sekundärinfektionen mit sich bringt. Ein anhaltender Milbenbefall kann zu einer dauerhaften Hautempfindlichkeit oder zu allergischen Reaktionen führen.

Die Milben selbst können Erreger übertragen, die mitunter schwerwiegende Krankheiten wie Borreliose auslösen.

Milbenbefall beim Pferd behandeln

Für eine zuverlässige Diagnose und sichere Bestimmung der Milbenart muss das Pferd tierärztlich untersucht werden. Hierfür wird ein Hautgeschabsel unter dem Mikroskop analysiert. Wie die Behandlung genau aussieht, hängt stark von der Milbenart ab. In vielen Fällen werden zur Bekämpfung von Milben Antiparasitika wie Ivermectin genutzt. Dazu können spezielle Shampoos und Waschlösungen zum Einsatz kommen.

Um den Juckreiz zu lindern, empfehlen sich Hausmittel wie feuchte Umschläge. Auch Kokosöl in Kombination mit Teebaum- und Neemöl kann helfen. Zur Förderung der Wundheilung können Salben und Kräuter eingesetzt werden, die Entzündungen hemmen und die Haut beruhigen können.

Auch wenn Hausmittel eine gute Ergänzung darstellen, ist eine medikamentöse Behandlung durch einen Tierarzt oder eine Tierärztin bei einem Milbenbefall unerlässlich. Eine Pferdekrankenversicherung leistet in dem Zusammenhang gute Dienste, da sie die Kosten für diagnostische Verfahren, tiermedizinische Behandlungen und Vorsorgemaßnahmen abdeckt.

Befall und Ausbreitung von Milben vorbeugen

Um einem Milbenbefall oder einer weiteren Ausbreitung vorzubeugen, ist es wichtig, nicht nur das Pferd regelmäßig zu reinigen und zu pflegen, sondern auch die Umgebung und das Equipment. Der Pferdestall sowie Putz- und Sattelzeug müssen sorgfältig gesäubert und desinfiziert werden – auch um eine Übertragung auf Stallgenossen zu verhindern.

Einem immunstarken Pferd können Milben tendenziell weniger anhaben. Um das Immunsystem des Pferdes zu stärken, gilt es, für ein stressfreies Umfeld zu sorgen und auf genügend Bewegung zu achten, es jedoch auch nicht zu überlasten. Eine hochwertige und art- und bedarfsgerechte Fütterung ist ebenfalls sehr wichtig. Bei einem Nährstoffmangel kann sich eine gezielte Supplementierung empfehlen. Diese sollte aber nur in Absprache mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin erfolgen.

Fazit

Ein Milbenbefall ist für Pferde nicht nur unangenehm, sondern kann auch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, wenn er unbehandelt bleibt. Eine frühzeitige Diagnose durch den Tierarzt oder die Tierärztin kombiniert mit gezielten Behandlungsmaßnahmen und konsequenter Hygiene sind entscheidend für eine schnelle Genesung. Prävention beginnt bei der richtigen Pflege, Haltung und Fütterung. Wer sein Pferd beobachtet, hygienische Standards einhält und bei ersten Anzeichen rasch handelt, kann einem Milbenbefall effektiv vorbeugen oder ihn erfolgreich bekämpfen.

FAQ: Häufige Fragen rund um Milben beim Pferd

Können Milben vom Pferd auf den Menschen übertragen werden?

Milben können von Pferd auf Mensch und umgekehrt übertragen werden. Jedoch ist das eher selten der Fall. Wenn es doch passiert, hält der Befall nicht lange an, da Milben im Regelfall einen spezifischen Wirt bevorzugen und sich im Hautmilieu anderer Lebewesen nicht wohlfühlen.

Wie lange überleben Milben in der Umgebung?

Parasitäre Milben können ohne Wirt mehrere Tage bis Wochen überleben – im Falle der Choriptesmilben sind es bis zu zehn Wochen. Gerade deshalb sind eine umfassende Reinigung und Desinfektion der Umgebung des Pferdes von großer Bedeutung. 

Wie oft sollte man bei einem betroffenen Pferd das Equipment reinigen?

Bei einem Milbenbefall sollten Sattelzeug, Putzzeug und Decken gründlich gereinigt und möglichst desinfiziert werden – und zwar nach jeder Benutzung. Auch nach überstandenem Befall empfiehlt sich eine regelmäßige Reinigung zur Vorbeugung.

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