Die Tollwut ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Sie wird durch Rabiesviren verursacht und ist als Zoonose von Tieren auf Menschen übertragbar. Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch den Biss eines infizierten Tieres. Es kann aber auch schon ausreichen, wenn infektiöser Speichel an Schleimhäute gelangt. Bei Pferden tritt Tollwut hierzulande zwar äußerst selten auf, ein Restrisiko bleibt jedoch bestehen. Wir fassen die wichtigsten Informationen zur Vorbeugung, Diagnose und Symptomatik der Erkrankung zusammen.
Formen und Verbreitung von Tollwut
Es gibt noch viele Regionen in der Welt, in denen Tollwut verbreitet ist. Zehntausende Menschen sterben jährlich an einer Tollwutinfektion. Der Großteil der Fälle geht auf eine Ansteckung durch Hundebisse zurück.
Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Maßgeblich dazu beigetragen haben systematische Bekämpfungsmaßnahmen wie orale Impfungen bei Rotfüchsen, die lange Zeit als Hauptüberträger galten. Es wurden Impfköder ausgelegt, die die Füchse verzehrt haben. Auf diese Weise wurden sie immunisiert. Ähnliches fand auch in umliegenden Ländern statt, so dass die Verbreitung der Tollwut vielerorts eingedämmt werden konnte.
Tollwut tritt in unterschiedlichen Formen auf:
- Urbane Tollwut: Bei der urbanen Variante wird das Tollwutvirus durch Hunde übertragen, beispielsweise über einen Biss. Diese Form ist nach wie vor in Asien und Afrika vorherrschend.
- Silvatische Tollwut: Überträger der silvatischen Tollwut sind Wildtiere wie Füchse, Dachse, Waschbären oder Marder. In Europa galt der Rotfuchs als Hauptüberträger, in Teilen Osteuropas ist es der Marderhund.
- Fledermaustollwut: Diese Tollwutart geht auf einen anderen Genotyp zurück. Eine Übertragung auf Pferde oder Menschen ist äußerst selten, da Fledermäuse in der Regel kontaktscheu sind. In Europa ist bislang kein Fall bekannt, bei dem eine Fledermaus ein Pferd infiziert hat.
Verlauf der Tollwut beim Pferd
Wird ein Pferd beispielsweise von einem infizierten Marder gebissen, gelangt der infektiöse Speichel über die Wunde in den Körper und zum zentralen Nervensystem. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit, kann wenige Wochen bis mehrere Monate betragen.
Die klassische Tollwut beim Pferd verläuft in drei Phasen:
- Prodromalstadium:
In diesem Stadium werden die Symptome häufig übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben. Am auffälligsten ist meist der Juckreiz an der Bissstelle. Das Pferd versucht dann, sich durch Lecken der Wunde Linderung zu verschaffen. Oftmals sind zusätzlich vermehrtes Speicheln, ungewöhnliche Lippenbewegungen oder Schluckbeschwerden zu beobachten. Außerdem kann es zu Orientierungslosigkeit kommen. Manche Tiere verhalten sich sehr scheu oder wirken gereizt.
- Exzitationsstadium:
Diese Phase wird von der charakteristischen Wut begleitet, die bei Pferden aber in der Regel milder ausfällt als bei anderen Tieren. Sehr häufig zeigen sich wiederkehrende Koliken. Oft kommt ein gesteigerter Geschlechtstrieb hinzu. In diesem Stadium verhält sich ein infiziertes Pferd sehr unruhig. Häufig kommt es im späteren Verlauf zu Krampfanfällen.
- Paralysestadium:
Das Pferd verliert nach und nach die Kontrolle über seine Muskulatur. Es kommt zu heftigen Schluckbeschwerden und Nervenlähmungen. Nahrung und Wasser werden verweigert. Durch Lähmungen der Stimmbänder klingt das Wiehern nur noch heiser. Schließlich kommt es zum Festliegen, so dass das Pferd nicht mehr in der Lage ist, aufzustehen. Am Ende verstirbt das Tier.
Zu unterscheiden ist zwischen der „stillen Wut” und der „rasenden Wut”. Bei der stillen Variante ist das Pferd primär lethargisch. Es trinkt und frisst nicht, ist teilnahmslos und kaum in der Lage zu laufen. Aggressionen, Tobsucht und ähnliche Anfälle hingegen sind kennzeichnend für die rasende Form der Tollwut. Eine Tollwutinfektion endet für ungeimpfte Pferde in der Regel tödlich.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Tollwut beim Pferd
Ein Pferd kann sich mit Tollwut anstecken, wenn es von einem infizierten Tier beispielsweise auf der Weide gebissen wird. Das ist zwar in Gebieten, die frei von Tollwut sind, äußerst unwahrscheinlich. Eine Impfung hilft jedoch, das Pferd vor dem Restrisiko zu schützen.
Ob eine Tollwutimpfung für dein Pferd sinnvoll ist, hängt vor allem vom Standort der Weide ab und davon, ob Reisen ins Ausland unternommen werden. Wenn du mit deinem Pferd etwa für den Turniersport oder für Wanderritte in tollwutgefährdeten Regionen unterwegs bist, ist eine Tollwutimpfung dringend zu empfehlen. Am besten lässt du dich vom Tierarzt oder von der Tierärztin dazu beraten.
Sehr praktisch: Mit der Uelzener Krankenversicherung für Pferde sind Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen gleich mitversichert. Die erste Impfung kann im Alter von sechs Monaten erfolgen. Die folgenden Impfintervalle variieren je nach Impfstoff.
Anzeigepflicht und Nachweis von Tollwut
Tollwut gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen und muss dem zuständigen Behörde mitgeteilt werden. Sobald auch nur der Verdacht auf Tollwut besteht, sind Pferdehalter und Pferdehalterinnen verpflichtet, das Veterinäramt davon in Kenntnis zu setzen. Dieses entscheidet über das weitere Vorgehen.
Ein eindeutiger Nachweis einer Tollwutinfektion ist nur im Labor anhand einer Untersuchung des Gehirns des Tieres möglich. Das geschieht daher erst nach dem Tod des Pferdes. Am lebenden Pferd kann Tollwut lediglich über eine Ausschlussdiagnose vermutet werden. Wichtig zu wissen: Mit Tollwut infizierte, ungeimpfte Pferde dürfen nicht behandelt werden. Das Veterinäramt kann in dem Fall eine Nottötung veranlassen.
Fazit
Auch wenn eine Tollwuterkrankung beim Pferd äußerst selten ist, sollten vorbeugende Maßnahmen zum Schutz von Tier und Mensch getroffen werden. Das gilt insbesondere in Gebieten mit vermehrtem Wildtierkontakt sowie bei Reisen in Länder, die nicht tollwutfrei sind. Da die ersten Symptome beim Pferd sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose in vielen Fällen erschwert. Ein sicherer Nachweis ist nur post mortem möglich. Am besten schützt eine Tollwutimpfung. Sie ist zwar nicht verpflichtend, jedoch durchaus empfehlenswert.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Tollwut bei Pferden
Ist Tollwut nur durch Bissverletzungen übertragbar?
Tollwut wird meist durch Bissverletzungen übertragen. Über die Wunde gelangt der infektiöse Speichel in den Körper und die enthaltenen Erreger breiten sich aus. Aber auch der Kontakt von Speichel eines infizierten Tieres mit Schleimhäuten kann ausreichen, um das Virus zu übertragen.
Sind Kot, Blut oder Urin infektiös?
Nein, von Blut, Urin und Kot geht kein Infektionsrisiko aus. Auch das Berühren des Fells führt zu keiner Ansteckung, sofern man nicht mit dem Speichel in Kontakt kommt. Vorsicht ist geboten, wenn das Tier ein auffälliges Verhalten oder vermehrten Speichelfluss aufweist.
Wie werden Pferde mit Tollwut behandelt?
Besteht bei einem ungeimpften Pferd der Verdacht einer Tollwutinfektion, ist keine Behandlung möglich. Laut der „Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut“ sind Heilversuche an verdächtigen Tieren verboten.