Ein Australian Sheppard steht im Wasser. Im Hochsommer können sich in Seen gefährliche Blaualgen bilden.
Tiergesundheit

Gefährlicher Badespaß: Was Hundehalter über Blaualgen wissen sollten

08.07.2019

Viele Hunde lieben Wasser und können sich nichts Schöneres vorstellen, als mit Herrchen und Frauchen zum See hinauszufahren. Gerade an heißen Sommertagen tut unseren Fellnasen eine Erfrischung richtig gut. Halten die hohen Temperaturen jedoch an und erwärmt sich das Wasser, kann es passieren, dass Blaualgen entstehen. Manche Arten sind für Mensch und Tier gefährlich. Sie produzieren Toxine, die zu schweren Vergiftungserscheinungen führen und lebensbedrohlich sein können. In diesem Artikel erfährst du alles, was du zum Thema Blaualgen wissen musst, um deinen Hund bestmöglich zu schützen.

Was sind Blaualgen?

Bei Blaualgen handelt es sich im eigentlichen Sinne gar nicht um Algen, sondern um Cyanobakterien. Ihren Namen verdanken sie einem blauen Farbstoff, dem Phycocyanin. Dieser sorgt in Verbindung mit anderen Photosynthese-Farbstoffen (Chlorophyll, Xantophyll etc.) für eine charakteristische grün-blaue Färbung. Allerdings betrifft das nicht alle Blaualgen. Abhängig von der Kombination der Pigmente können sie auch gelblich, rötlich oder violett erscheinen.

Blaualgen haben eine große ökologische Bedeutung. Zum einen betreiben sie Photosynthese und produzieren somit Sauerstoff, zum anderen bilden sie als Bestandteil von Phytoplankton das erste Glied der Nahrungskette. Manche Arten von Blaualgen sind darüber hinaus in der Lage, Stickstoff zu binden und in eine für Pflanzen verfügbare Form umzuwandeln, womit sie zur natürlichen Düngung beitragen.

Unter ungünstigen Bedingungen können Blaualgen jedoch zum Problem werden. Das ist dann der Fall, wenn sie sich aufgrund eines zu hohen Nährstoffgehalts im Wasser (= Eutrophierung) in Massen vermehren und es zur sogenannten Algenblüte kommt.

Algenblüte: Wenn die Blaualge zur Gefahr wird

Blaualgen entstehen vorrangig in Flüssen und Seen mit Süßwasser, sind aber auch in Salzwasser zu finden. Vor allem flache Bereiche mit wenig Wasserbewegung bieten gute Voraussetzungen für das Wachstum. Noch besser werden die Bedingungen, wenn es aufgrund anhaltend hoher Temperaturen und wenig Niederschlag zu einem Nährstoffüberschuss im Gewässer kommt und der Gehalt an Phosphat und Stickstoff steigt. Erwärmt sich das Wasser dann noch auf ≥ 25 °C, vermehren sich die Cyanobakterien massenweise. Die Folge ist eine Algenblüte. Sie ist daran erkennbar, dass sich das Gewässer grünlich bis grün-bläulich verfärbt und sich Schlieren, rahmartige Schichten oder Algenteppiche auf der Wasseroberfläche absetzen.

Für das Ökosystem hat eine Algenblüte gravierende Folgen. Zum einen steigt die Konzentration an Blaualgentoxinen im Wasser an, zum anderen kommt es durch Abbauprozesse zu einer Anreicherung von weiteren Giftstoffen und zu einem Sauerstoffmangel. All das kann zu einem Massensterben von Fischen und anderen Lebewesen führen, die auf sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind.

Warum Blaualgen für Hunde gefährlich sind

Nicht alle Blaualgen produzieren Toxine. Allerdings lassen sich ungiftige und giftige Arten nicht mit bloßem Auge unterscheiden. Aus diesem Grund ist beim Baden immer Vorsicht geboten – vor allem im Sommer und in stehenden Gewässern. Hier ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich bereits Blaualgen gebildet haben. Gefährlich ist auch die Zeit vor der Algenblüte, da die Blaualgen hier noch nicht sichtbar sind.

Für Hunde, die gerne baden, sind Blaualgen besonders gefährlich – nämlich dann, wenn die Tiere im Wasser schwimmende Überreste verschlucken oder sich im Anschluss das Fell sauber lecken. Dadurch können die Algentoxine in den Organismus gelangen und schwere gesundheitliche Probleme verursachen.

Symptome einer Blaualgenvergiftung

Die Symptome einer Blaualgenvergiftung variieren abhängig von der Art und Menge des aufgenommenen Toxins. Unterschieden werden drei Giftstoffgruppen: Microcystin, das vorrangig die Leber angreift, Anatoxin A und Anatoxin A(S), die zusätzlich das Nervengewebe schädigen, sowie die Giftstoffe Lyngba, Aplysia und Debromoaplysia, die über die Haut aufgenommen werden und dort wirken.

Hier ein Überblick über die jeweilige Symptomatik:

Microcystin

  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Schwäche
  • Blasse Schleimhäute
  • Herz-Kreislauf-Kollaps, Schock

Anatoxine

  • Ähnliche Symptome wie bei Microcystin (Durchfall etc.)
  • Starkes Speicheln, tränende Augen
  • Harnabsatz
  • Bläulich bis violett verfärbte Schleimhäute
  • Muskelzittern, Krämpfe, Muskelstarre
  • Lähmung
  • Atemnot

Lyngba, Aplysia und Debromoaplysia

  • Juckende, gerötete, gereizte Haut
  • Hautentzündungen
  • Bläschenbildung

Microcystin und Anatoxine sind für Hunde lebensgefährlich und wirken innerhalb kurzer Zeit. Symptome zeigen sich spätestens nach einer halben Stunde, oft eher. Werden diese Toxine in großer Menge aufgenommen und erhält der Hund keine medizinische Hilfe, kann es passieren, dass er bereits nach wenigen Minuten verstirbt. Lyngba, Aplysia und Debromoaplysia sind dagegen weniger aggressiv. Symptome müssen zwar ebenfalls medizinisch behandelt werden, die Heilungschancen stehen jedoch gut.

Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen bei einer Blaualgenvergiftung

Bei Verdacht auf eine Blaualgenvergiftung benötigt der Hund unverzüglich tierärztliche Hilfe. Da es kein Gegengift zur Behandlung gibt, muss versucht werden, die Aufnahme und Verteilung des Toxins im Körper zu stoppen. Dazu führt der Tierarzt oder die Tierärztin eine Magenspülung durch oder verabreicht dem Hund Aktivkohle. Eine weitere Maßnahme ist, den Kreislauf des Tieres zu stabilisieren. Zudem werden begleitende Symptome wie Durchfall oder Erbrechen therapiert, damit der Hund nicht zusätzlich geschwächt wird. Im Fall von Hautentzündungen kann die Gabe von Antibiotika notwendig sein.

Grundsätzlich können bei einer Blaualgenvergiftung nur unterstützende Maßnahmen eingeleitet werden. Gerade bei aggressiven Toxinen ist die Gefahr groß, dass das Tier trotz medizinischer Versorgung verstirbt. Deswegen ist es umso wichtiger, den Hund so schnell wie möglich behandeln zu lassen.

Wie beuge ich einer Blaualgenvergiftung vor?

Der beste Schutz vor einer Vergiftung besteht darin, den Hund gar nicht erst in Kontakt mit Blaualgen kommen zu lassen. In dem Zusammenhang solltest du folgende Verhaltensregeln beachten:

  • Lass deinen Hund nicht in warmen, stehenden Gewässern baden, deren Wasserqualität du nicht kennst.
  • Vermeide Gewässer, in denen landwirtschaftliche Abfallprodukte landen, die stark von Vögeln frequentiert sind (Gefahr von Verunreinigung) oder deren Sichttiefe weniger als einen Meter beträgt.
  • Mache einen großen Bogen um Gewässer, in denen sich grüne Schlieren, Schaum oder Algenteppiche gebildet haben oder an deren Ufer leblose Fische oder andere Wassertiere liegen.
  • Halte dich an Badeverbote und Warnhinweise.
  • Lass deinen Hund nur Wasser trinken, das du selbst mitgebracht hast.

Falls sich dein Hund in einem Gewässer aufgehalten hat, in dem du Blaualgen vermutest, solltest du folgende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen:

  • Achte darauf, dass dein Hund sein Fell nicht sauber leckt
  • Entferne eventuelle Algenrückstände aus dem Fell. Achte dabei auf deine Hände, denn auch der Mensch kann bei Algenkontakt Hautreizungen davontragen.
  • Bringe deinen Hund zum Tierarzt oder zur Tierärztin und nimm, wenn möglich, eine Wasserprobe mit.

Bei Kontakt mit Blaualgen ist schnelles Handeln wichtig. Je eher das Tier medizinische Hilfe bekommt, desto besser sind die Überlebenschancen.

Fazit

Blaualgen können für Hunde eine große Gefahr bedeuten – gerade im Sommer, wenn die Wachstumsbedingungen aufgrund der hohen Temperaturen besonders günstig sind. Da es keine spezifische Gegentherapie gibt und eine Vergiftung tödlich enden kann, besteht der beste Schutz darin, es gar nicht erst zu einem Kontakt mit Blaualgen kommen zu lassen. Dein Hund sollte daher nur in Gewässern schwimmen, bei denen du sicher sein kannst, dass keine Blaualgenbelastung besteht. Im Zweifelsfall solltest du deinen Hund nicht baden lassen. Es mag sein, dass du ihm in dem Moment den Spaß verdirbst, viel wichtiger ist jedoch, dass du Verantwortung für das Wohl und die Gesundheit deines Tieres übernimmst – und zu Hause wird sich bestimmt eine andere Möglichkeit finden, für Erfrischung zu sorgen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Blaualgenvergiftung beim Hund

Wie finde ich heraus, ob Gewässer in meiner Region mit Blaualgen belastet sind?

Einige Regionen in Deutschland bieten offizielle Internetseiten, die über die aktuelle Wasserqualität in lokalen Gewässern informieren. Wenn das in deiner Region nicht der Fall sein sollte, besteht die Möglichkeit, telefonisch in der jeweiligen Gemeinde- oder Stadtverwaltung nachzufragen.

<h3>Kann ich die Wasserqualität selbst testen?

Nicht zuverlässig. Es gibt zwar Schnelltests für den Heimgebrauch, aber diese erkennen nicht alle gefährlichen Blaualgentoxine. Besser ist es, auf amtliche Hinweise zu achten und Gewässer zu vermeiden, bei denen sich eine Belastung nicht sicher ausschließen lässt.

Was kostet die Behandlung einer Blaualgenvergiftung beim Hund?

Das ist abhängig von den Maßnahmen, die ergriffen werden müssen. Bei schweren Vergiftungen, die eine umfassende Intensivbetreuung und eine längerfristige Therapie zur Nachsorge erfordern, können die Kosten weit in den vierstelligen Bereich gehen. Eine Hundekrankenversicherung bietet in solchen Fällen finanziellen Schutz.

Kann ein Hund nach überstandener Vergiftung vollständig genesen?

Das hängt vom Ausmaß der Vergiftung ab. In leichten Fällen ist eine vollständige Genesung möglich. In schweren Fällen können Schäden an Leber oder Nervensystem zurückbleiben.

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