Ein gestreckter Kopf und eine Mimik, die an ein Grinsen erinnert: Das Flehmen eines Pferdes sieht oft lustig aus und ist fest in ihrer Natur verankert. Wann und warum ein Pferd flehmt, kann sehr individuell sein und in einigen Fällen auch einen ernsten Hintergrund haben. Daher ist es wichtig, sich mit potenziellen Gründen für dieses Verhalten auseinanderzusetzen. In diesem Artikel erfährst du, weshalb Pferde flehmen, auf welche Erkrankungen es hinweisen kann und wie du deinem Pferd das Flehmen als Trick beibringen kannst.
Was passiert beim Flehmen?
Flehmen ist daran erkennbar, dass das Pferd seinen Kopf nach vorne streckt und die Oberlippe kräuselnd hochzieht. Dabei verschließt der Vierbeiner seine Nüstern, wodurch Gerüche gezielt in das sogenannte vomeronasonale Organ, auch Jacobsonsches Organ genannt, strömen. Dieses liegt in der Nasennebenhöhle und öffnet sich in den hinteren Gaumenbereich. Das Jacobsonsche Organ dient zusätzlich zur Nase der olfaktorischen Wahrnehmung. Pferde können damit Gerüche noch intensiver wahrnehmen und analysieren, da diese schnell zum limbischen System weitergeleitet werden, das im Gehirn für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist.
Typische Auslöser für das Flehmen bei Pferden
Die Gründe fürs Flehmen können vielfältig sein und lassen sich oft an der Häufigkeit und den Situationen, in denen sich das Verhalten zeigt, identifizieren.
- Interessante Gerüche: Wenn ein Pferd flehmt, ist es in der Lage, Gerüche intensiver wahrzunehmen. Es kann also sein, dass es durch das Flehmen einen neuen oder besonderen Duft besser riechen möchte.
- Pheromone: Flehmen ist häufig bei Hengsten zu beobachten, die feststellen möchten, ob eine Stute rossig ist. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Hengste öfter flehmen als Wallache und Stuten.
- Wohlbefinden: Bei einigen Pferden kann das Flehmen als Zeichen des Wohlgefühls gedeutet werden. Sie zeigen es beispielsweise beim intensiven Strecken oder wenn sie gekrault werden.
- Unwohlsein und Schmerzen: Gegensätzlich ist das Flehmen manchmal auch auf gesundheitliche Gründe, wie ein Magengeschwür oder eine Kolik, zurückzuführen. Hier sollte genauestens auf begleitende Symptome geachtet werden.
- Gelerntes Verhalten: Einige Pferde setzen das Flehmen bewusst zum Betteln ein, insbesondere wenn sie in der Vergangenheit schon dafür belohnt wurden, beispielsweise beim Erlernen des Flehmens auf Kommando.
Flehmen ist eine natürliche Verhaltensweise bei Pferden, kann jedoch sehr individuelle Hintergründe haben. Es ist daher wichtig, im Blick zu behalten, in welchen Situationen und wie oft das Tier normalerweise flehmt. Wer weiß, wie der Normalzustand beim eigenen Pferd aussieht, der kann ungewöhnliche Verhaltensmuster erkennen und bei Bedarf schnell handeln.
Wann sollte das Flehmen eines Pferdes alarmieren?
Flehmt ein Pferd in gewohnter Umgebung häufiger und ohne erkennbaren Grund, kann ein Magengeschwür dahinter stecken. Begleitende Symptome, die darauf hinweisen können, sind übermäßiges Gähnen, Leerkauen, stumpfes Fell oder ein abwehrendes Verhalten beim Anlegen des Sattels. Viele Pferde zeigen zudem eine veränderte Grundstimmung: sie sind teilweise abgeschlagen, in sich gekehrt oder verhalten sich aggressiv.
Weitere Krankheiten, die ein Pferd häufig durch vermehrtes Flehmen anzeigt, sind Koliken oder auch Erkrankungen im Kopfbereich, zum Beispiel Entzündungen. Wer sich unsicher ist oder vermutet, dass das Flehmen ein Anzeichen für eine ernstzunehmende Erkrankung sein könnte, sollte schnell handeln und einen Tierarzt oder eine Tierärztin zu Rate ziehen. Um im Ernstfall nicht auf hohen Kosten sitzenzubleiben, ist der Abschluss einer Pferdekrankenversicherung ratsam. Sie übernimmt die Kosten für Diagnose und Behandlung, so dass Mensch und Tier optimal abgesichert sind.
Lustiger Trick: Wie du deinem Pferd das Flehmen auf Kommando beibringst
Das Flehmen auf Kommando ist ein beliebter Trick, den Pferde mit etwas Übung leicht erlernen können. Halte dazu ein Leckerli vor die Nasenspitze deines Pferdes und bewege es leicht nach oben. Gleichzeitig gibst du ein klares Kommando, zum Beispiel ein Wort oder ein Handzeichen. Hebt das Pferd daraufhin die Oberlippe, lobe es sofort und gib ihm die Belohnung. Wiederhole diese Übung regelmäßig, bis dein Pferd zuverlässig die Oberlippe hebt, sobald du das Leckerli ansetzt.
Im nächsten Schritt beginnst du, das Leckerli etwas weiter entfernt zu halten und führst ein zweites Signal ein, etwa das Heben des Zeigefingers. So lernt dein Pferd, auch ohne direkten Futterreiz das gewünschte Verhalten zu zeigen. Mit etwas Geduld, Lob und Konsequenz wird dein Pferd schon bald aus der Distanz auf dein Kommando flehmen.
Ein No-Go ist die Nutzung von streng riechenden Cremes auf den Nüstern des Pferdes, um es zum Flehmen zu bringen, denn diese können die empfindlichen Schleimhäute reizen und beschädigen.
Fazit
Flehmen ist ein natürliches Verhalten von Pferden, das vielfältige Gründe haben kann. Es dient nicht nur der intensiveren Geruchswahrnehmung, sondern kann auch einen Hinweis auf das Befinden des Tieres geben. In vielen Fällen ist das Flehmen Ausdruck von Neugier oder Wohlgefühl ist, tritt es jedoch häufiger oder plötzlich auf, kann es ein Warnsignal für gesundheitliche Beschwerden sein. Daher ist es wichtig, das individuelle Verhalten des eigenen Pferdes gut zu kennen und bei Auffälligkeiten schnell zu reagieren.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Flehmen
Flehmen auch andere Tiere?
Ja, alle Säugetiere, mit Ausnahme von Menschen und maritimen Säugetieren, verfügen über das Jacobsonsche Organ. Das Flehmen kann daher bei vielen Tierarten, zum Beispiel bei Katzen und Hunden oder auch bei Nashörnern und Tigern beobachtet werden.
Sollte ich mir Sorgen machen, wenn mein Pferd kaum flehmt?
Nicht unbedingt. Manche Pferde zeigen dieses Verhalten einfach seltener. Wichtig ist, dass das Tier insgesamt gesund wirkt und keine auffälligen Veränderungen im Verhalten zeigt.
Warum flehmen Pferde, wenn man sie an der Oberlippe krault?
Manche Pferde sind an dieser Stelle kitzlig und flehmen daher als Reaktion auf diesen Reiz.
Kann Flehmen auf Vergiftungen hinweisen?
Die Symptome einer Vergiftung können in manchen Fällen denen einer Kolik ähnlich sein. Demnach ist es nicht auszuschließen, dass Pferde in Folge einer Vergiftung flehmen. Weitere Anzeichen dafür können Kreislaufprobleme, Durchfall oder Muskelkrämpfe sein.
Ist Flehmen mit Zähnezeigen oder Drohverhalten zu verwechseln?
Ja, für Unwissende kann das Flehmen einem Drohgesicht ähneln, besonders wenn die Oberlippe stark hochgezogen wird. Beim Drohen ist jedoch meist eine angespannte Körpersprache mit stark angelegten Ohren erkennbar, während das Flehmen eher konzentriert oder neugierig wirkt.