Wie lange darf ein Pferd liegen?
Tiergesundheit

Wie lange darf ein Pferd liegen?

11.06.2025

Pferde verbringen den Großteil des Tages auf den Beinen. Als Fluchttiere sind sie von Natur aus darauf ausgelegt, bei Gefahren schnell zu reagieren. Sogar das Schlafverhalten ist entsprechend angepasst. Trotzdem müssen sich Pferde ab und an hinlegen, um sich ausruhen zu können. Doch was für eine Liegedauer ist normal und warum kann zu langes oder zu kurzes Liegen zum Problem werden? Diese Fragen beantworten wir dir im folgenden Artikel.

 

Das Schlafverhalten: Wann liegen Pferde?

 

Pferde haben, anders als wir Menschen, keine langanhaltenden Schlafphasen. Stattdessen dösen sie, was eine Art Dämmerzustand darstellt, und schlafen rund fünf- bis achtmal täglich in Etappen, die bis zu 20 Minuten andauern. Dabei unterscheidet man zwischen dem SWS-Schlaf (SWS = Slow Wave Sleep) und dem REM-Schlaf (REM = Rapid Eye Movement).

 

Der SWS-Schlaf ist eine leichtere Form des Schlafs. Dabei verlangsamen sich die Atemfrequenz und der Herzschlag und die Muskulatur entspannt sich etwas. In dieser Schlafphase sind Pferde noch immer fluchtbereit und  in der Lage, bei kleinsten Störungen zu reagieren. Das Pferd kann im SWS-Schlaf entweder stehen oder in der Brustlage liegen, wobei Kopf und Hals aufgerichtet bleiben. Dass es überhaupt in der Lage ist, im Stehen zu schlafen, liegt an der sogenannten Spannsägenkonstruktion in den Hinterbeinen. Sie ermöglicht es, das Kniegelenk zu fixieren und damit die Muskelarbeit beim Stehen zu reduzieren. Dabei wird die Last abwechselnd von einem auf das andere Hinterbein verlagert. Durch starke Sehnen wird auch das Sprunggelenk gehalten.

 

Der REM-Schlaf ist hingegen ein Traumschlaf, der nur im Liegen möglich ist, und zwar in Seiten- oder in Bauchlage mit abgelegtem Kopf. Der Kreislauf und die Atmung werden heruntergefahren und die Muskeln sind beinahe vollkommen entspannt. Das Gehirn ist hingegen sehr aktiv und meist zucken die Augen. Oft finden diese Schlafphasen in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden statt. Der REM-Schlaf ist unverzichtbar für die Regeneration und Leistungsfähigkeit eines Pferdes.

 

Weitere Informationen über das Schlafverhalten bei Pferden gibt es in diesem Artikel.

 

Warum sollte ein Pferd nicht zu lange liegen?

 

Pferde sind anatomisch nicht dafür gemacht, lange zu liegen. Grund dafür ist ihr hohes Eigengewicht. Es drückt übermäßig auf die Organe und kann die Durchblutung in den Gliedmaßen stören, wenn ein Pferd dauerhaft liegt. Dabei drohen Druckgeschwüre und schwerwiegende Schäden an den Organen. Auch bei Pferden mit einer Kolik oder anderen inneren Beschwerden darf die Liegedauer nicht zu lang ausfallen, da bereits angeschlagene Organe sonst noch mehr belastet werden könnten.

 

Zu lange zu liegen, stellt also eine echte Gefahr für die Vierbeiner dar. Ab wann das Liegen gefährlich wird, ist individuell unterschiedlich und hängt zudem von Umweltbedingungen wie dem Wetter ab. Liegt ein Pferd bereits zwei bis drei Stunden, sollte man aufmerksam werden.

 

Warum liegt mein Pferd zu lange und was kann ich dagegen tun?

 

Liegt ein Pferd zu lange, kann das auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein:

 

  • Mechanisches Festliegen: Das Pferd ist in eine Position geraten, in der es ihm nicht mehr möglich ist, selbstständig aufzustehen. Das kann beispielsweise passieren, wenn es sich zu nah an der Stallwand wälzt, im Hänger stürzt oder unter ein Hindernis gerät.
  • Gesundheitliche Gründe: Verletzungen oder Erkrankungen wie Kolik, Kreuzschlag, Arthrose und Hufrehe können starke Schmerzen und Schwäche verursachen, weshalb das Pferd es nicht schafft oder sich weigert, aufzustehen.

 

Liegt ein Pferd mechanisch fest, kann es helfen, es mit mehreren Personen in Brustlage zu bringen. Gibt es sonst keine weiteren Einschränkungen, sollte das Pferd daraufhin von selbst wieder aufstehen können. In schwerwiegenden oder sogar lebensbedrohlichen Fällen kann ein Rettungseinsatz, beispielsweise durch Feuerwehr und Tiernotdienst, nötig sein. Da veterinärmedizinische Leistungen schnell teuer werden können, lohnt sich der Abschluss einer Pferdeversicherung. Sie schützt vor dem finanziellen Risiko.

 

Risiken, wenn sich das Pferd nicht hinlegt

 

Genauso wie zu langes Liegen, kann es zum Problem für ein Pferd werden, wenn es sich zu selten oder zu kurz hinlegt. Grund dafür ist, dass dann der REM-Schlaf nicht stattfinden kann. Das hat Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden, weil das Pferd nicht die Möglichkeit hat, ausreichend zu regenerieren. Das kann irgendwann dazu führen, dass es aufgrund von Übermüdung im Stehen in den REM-Schlaf fällt und dabei zusammenbricht oder stürzt, da die Muskelspannung abrupt nachlässt. Das geht wiederum mit einem hohen Verletzungsrisiko einher.

 

Warum legt mein Pferd sich nicht oder nur selten hin?

 

Dass ein Pferd sich nicht hinlegt, kann vielfältige Gründe haben. Es müssen einige Bedingungen erfüllt sein, damit es sich ablegen und entspannen kann.

 

  • Liegefläche: Pferde brauchen genug Platz, um sich hinzulegen und auch bequem wieder aufstehen zu können. Nach den Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung muss die Fläche einer Einzelbox mindestens der Formel (2 x Widerristhöhe)² entsprechen. In der Gruppenhaltung beträgt das Mindestmaß 100 m² Bewegungsfläche plus 12 m² Liegefläche pro Pferd.
  • Untergrund: Untersuchungen haben gezeigt, dass Pferde länger liegen, wenn die Einstreu dicker ist. Bei Schlafproblemen kann demnach mehr Einstreu ein Lösungsansatz sein. Wichtig ist auch, dass der Boden sauber, trocken und trittsicher ist.
  • Stress: Stress ist ebenfalls ein potenzieller Grund, warum sich ein Pferd nicht ablegt. Er kann durch äußere Umstände wie übermäßigen Lärm im Stall, aber auch durch gesundheitliche Probleme hervorgerufen werden.
  • Herde: Soziale Konflikte in der Herde können dazu führen, dass vor allem rangniedrigere Pferde sich nicht hinlegen und keinen erholsamen Schlaf finden. Betritt ein ranghöheres Pferd den Liegebereich, reicht das oft schon, damit die rangniedrigeren Tiere aufstehen. Hier können zusätzliche Raumtrenner im Liegebereich helfen. Allgemein muss sich ein Pferd in der Herde sicher genug fühlen, um schlafen zu können. Das ist auch der Grund dafür, dass niemals alle Pferde gleichzeitig schlafen. Es gibt immer Tiere, die wach sind und aufpassen, um ihre Artgenossen bei drohender Gefahr alarmieren zu können.
  • Alter und Gesundheit: Für ältere Pferde oder Pferde mit Erkrankungen wie Arthrose kann es mühsam oder schmerzhaft sein, sich hinzulegen und aufzustehen. Daher vermeiden sie das Liegen häufig. In solchen Fällen sind ausreichend Platz und besonders dicke und weiche Einstreu von großer Bedeutung.

 

Hat ein Pferd Liege- oder Schlafprobleme, ist es wichtig, den Grund dafür ausfindig zu machen, um mit Anpassungen in der Haltung, im Herdenmanagement oder in der Umgebung eine Verbesserung erzielen zu können.

 

Fazit

 

Halter und Halterinnen sollten die Liegezeiten ihrer Pferde im Blick behalten, denn sowohl zu langes als auch zu kurzes Liegen kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Legt sich ein Pferd nicht ab, kann es nicht ausreichend regenerieren. Liegt es zu lange, besteht die Gefahr, dass es durch das Körpergewicht zu inneren Verletzungen kommt. Wichtig ist daher, das Liege- und Schlafverhalten des Pferdes regelmäßig zu prüfen, um schnell reagieren zu können, wenn sich kritische Veränderungen abzeichnen.

 

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Ablegen des Pferdes

 

Ist es normal, wenn mein Pferd sich tagsüber nie hinlegt?

Das lässt sich zwar nicht pauschal sagen, aber bei vielen Pferden hat die Tageszeit einen großen Einfluss auf das Liege- und Schlafverhalten, so dass sie sich vorwiegend nachts hinlegen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass tagsüber in der Regel mehr Unruhe im Stall herrscht.

 

Wie erkenne ich, ob mein Pferd unter Schlafmangel leidet?

Da Pferde in der Regel nicht Tag und Nacht unter Beobachtung stehen, kann es schwierig sein, einen Schlafmangel zu erkennen. Es gibt allerdings Symptome, die darauf hindeuten, beispielsweise Unkonzentriertheit, Gereiztheit, mangelnde Energie, ein hängender Kopf und plötzliches Zusammensacken beim Stehen.

 

Ist es gefährlich, ein Pferd in Seitenlage aufzuwecken?

Im Normalfall ist das nicht gefährlich, man sollte das jedoch ruhig und mit dem nötigen Abstand tun, damit sich das Tier nicht erschrickt und versehentlich sich selbst oder jemand anderen verletzt.

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