Ein Hufabszess ist für dein Pferd schmerzhaft und unangenehm. Du hilfst ihm, wenn du die Symptome möglichst schnell wahrnimmst und richtig reagierst. Doch, was steckt eigentlich hinter einem Hufgeschwür, mit welchen Symptomen äußert es sich und wie sieht die Behandlung aus?
Direkt sortieren wir einmal die Begriffe. Man trifft bei Gesprächen mit Pferdemenschen sowohl auf die Bezeichnung Hufgeschwür als auch Hufabszess. Auch, wenn viele davon ausgehen, dass dies eigentlich dasselbe sei, gibt es Unterschiede. Ein Geschwür und ein Abszess sind nicht dasselbe.
In diesem Artikel geht es um den Hufabszess, der aber umgangssprachlich häufig auch als Hufgeschwür bezeichnet wird.
Bei einem Hufabszess hat sich im Inneren des Hufs eine eitrige Blase gebildet, die auf die Lederhaut des Pferdes drückt und starke Schmerzen verursacht. Als Erstes bemerken Reiter:innen ein Hufabszess meist an einer plötzlich auftretenden Lahmheit. Was ist die Ursache für diese so schmerzhafte Erkrankung?
Ursachen
Ein Hufabszess entwickelt sich, wenn die Hornkapsel beschädigt ist und Bakterien in das Innere eindringen. Die Lederhaut am Huf entzündet sich und es sammelt sich Eiter an. Da das Innere durch die feste Hufkapsel nach außen abgeschlossen ist, entsteht massiver Druck, der starke Schmerzen verursacht.
Gelegenheiten, bei denen sich das Pferd am Huf verletzen kann, gibt es leider viele. Folgende Ursachen können zu einer Beschädigung des Hufes führen:
- Verletzungen durch Steine oder andere Fremdkörper
- Nageltritt
- schlechte Hufpflege
- Fehlerhafter Beschlag
- Nachlässige Hufbearbeitung
- Weiches Horn aufgrund feuchten Stehens
Doch woran lässt sich erkennen, ob ein Pferd unter einem Hufabszess leidet?
Symptome erkennen
Das erste und auffälligste Anzeichen für einen Hufabszess ist eine überwiegend plötzlich auftretende hochgradige Lahmheit aufgrund der starken Schmerzen. Folgende Symptome weisen auf einen Hufabszess hin.
- Das Pferd lahmt, oft sehr plötzlich, weil ein Hufabszess große Schmerzen verursacht und das Pferd versucht, den betroffenen Huf zu schonen.
- Der Huf fühlt sich warm an.
- Mit der Hand lässt sich ein Pochen im hinteren Bereich des Fesselkopfs erspüren.
- Das Bein ist geschwollen (eher selten).
- Bei starker Entzündung kann sich ein Hufabszess durch Fieber und Futterverweigerung äußern.
Was tun bei einem Hufabszess
Wenn du zum Stall kommst und dein Pferd lahmt, ist der Schreck erst einmal groß. Grundsätzlich ist es wichtig, Kenntnisse über Erste Hilfe beim Pferd zu haben.
Bei Verdacht auf einen Hufabszess sollte immer der oder die Tierärzt:in zurate gezogen werden. Denn die Symptome können auch auf eine Verletzung, wie beispielsweise einen Haarriss oder Bruch, hinweisen. Aber auch wenn es sich tatsächlich um einen Hufabszess handelt, ist die tiermedizinische Behandlung das Beste, was du für dein Pferd tun kannst.
Bei der Untersuchung wird mithilfe einer Hufzange geprüft, ob es sich um einen Abszess handelt und wo er sitzt. Ergänzend können weitere Untersuchungen nötig werden. Beispielsweise lässt sich auf Röntgenaufnahmen erkennen, ob sich ein Fremdkörper im Huf befindet. Außerdem kann auf diese Weise feststellen, wo der Abszess genau sitzt und wie tief er womöglich in den Huf vorgedrungen ist.
Bestätigt sich der Verdacht eines Hufabszesses, wird der Abszess geöffnet, sodass der Eiter abfließen kann. Dies führt zu einer ersten Entlastung beim Pferd. Es geht ihm meist sofort besser.
Leider lässt sich ein Abszess nicht immer direkt öffnen. Dann wird mithilfe von Wärme und Feuchtigkeit der Abszess zur Reife gebracht, sodass er sich schließlich öffnen lässt oder sogar von selbst aufbricht und der Eiter dann endlich abfließen kann. Dazu legt man dem Pferd einen Verband an, der möglichst dauerhaft feucht gehalten wird. Zwei Verbandsarten haben sich besonders bewährt. Gängig ist ein Aufgussverband mit Rivanol oder als altes Hausmittel wird auch heute noch häufig mit Erfolg ein Sauerkrautverband verwendet.
Ist der Eiter abgeflossen, bleibt ein Loch zurück, das gut sauber gehalten, desinfiziert und mit einem trockenen Hufverband und bei Bedarf mit einem Hufschuh vor Verschmutzungen geschützt werden muss. Mitunter wird der oder die Tierärzt:in ein Antibiotiakum und/oder ein Schmerzmittel verschreiben. Nach wenigen Tagen ist das Loch meist verhornt. Ab und an hört man von Reiter:innen, die zum Verschließen des Lochs Kaugummi verwenden. Dies ist jedoch keine geeignete Lösung, weil sie das Risiko erneuter Infektion mit sich bringt.
Mit einem entsprechend geschützten Loch kann das Pferd nach kurzer Zeit wieder auf die Weide. Bis es wieder geritten werden kann, sollte man noch abwarten. Hier ist die Rücksprache mit dem oder der Tierärzt:in entscheidend. Eine zu frühe und zu starke Belastung kann zu Folgeschäden führen.
Hausmittel
Auch Hausmittel können ergänzend zur tierärztlichen Behandlung eines Hufabszesses helfen.
- Als Hausmittel hat sich Sauerkraut bewährt, das in Form eines Verbands hilft, das Horn aufzuweichen. So kann das Geschwür reifen und aufbrechen bzw. leichter durch den oder die Tierärzt:in geöffnet werden.
- Myrrhentinktur und Propolistinktur können entzündungshemmend und förderlich für die Heilung wirken.
- Die Hornbildung kann mit Zink und Schwefel als Zufütterung unterstützt werden.
Bei der Anwendung von Präparaten oder Ergänzungen im Futter sollte immer eine tierärztliche Meinung eingeholt werden.
Homöopathie
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollte man grundsätzlich tierärztlichen Rat einholen. Für die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gibt keine wissenschaftlichen Nachweise. Tierhalter:innen berichten jedoch immer wieder von positiven Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln. Tierheilpraktiker:innen empfehlen unter anderem:
- Hepar Sulfuris (zur Unterstützung bei der Reifung des Abszesses)
- Kreosotum
- Asa foetieda
- Myristica sebifera
Schmerzmittel
Schmerzmittel verschreiben Tierärzt:innen, um dem Pferd die Zeit bis zum Aufbrechen des Geschwürs zu erleichtern. Denn so lange die Eiterblase noch nicht geöffnet ist und der Eiter nicht abfließen kann, verursacht der Druck auf die Lederhaut des Hufes Schmerzen.
Welche Versicherung zahlt Hufabszess beim Pferd?
Die Behandlung eines Hufabszesses wird nicht von jeder Versicherung in jedem Fall übernommen.
Eine tierärztliche Behandlung eines Hufabszesses wird von der Pferde-Krankenversicherung der Uelzener jedoch übernommen.
Fazit:
Ein Hufabszess ist für das Pferd eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Wichtig ist, schnell zu handeln, sodass es dem vierbeinigen Freund möglichst rasch wieder gut geht. Zudem ist eine zügige Behandlung wichtig, damit sich der Abszess nicht ausweitet und womöglich das Hufbein und damit die Knochen des Pferdes angreift.
FAQ: Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert ein Hufabszess beim Pferd?
Die Dauer eines Hufabszesses ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Lässt sich die Eiterblase leicht und unkompliziert öffnen und fließt der Eiter dann rasch ab, kann ein Hufabszess innerhalb einiger Tage überstanden sein. Die Dauer hängt aber auch davon ab, ob das Horn zunächst mittels eines Verbands aufgeweicht werden muss, bevor der Abszess aufbricht oder geöffnet werden kann. Die Heilungsdauer nach Aufbrechen der Abszess wird zudem davon beeinflusst, wie tief das Loch ist, das sich nach dem Abgang des Eiters wieder schließen muss, und wie lange es dauert bis das Horn sich wieder neu gebildet hat.
Man sieht: Es sind viele Einflüsse, die die Dauer eines Hufabszesses beeinflussen. Von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen oder zum Teil auch Monaten kommt alles vor. Als Halter:in zieht man am besten möglichst rasch tiermedizinische Hilfe hinzu. So lässt sich die Heilungsdauer einen Hufabszess möglichst kurz halten.
Wie lange Hufverband und wie oft wechseln
Ein Hufverband lässt das Horn weichwerden und sorgt so dafür, dass der Abszess entweder von selbst aufbricht oder von dem oder der Tierärzt:in leichter geöffnet werden kann. So kann der Eiter abfließen und der Huf danach ausheilen. Sehr verbreitet ist der Angussverband mit Rivanol. Hier wird der Verband so angelegt, dass immer wieder Flüssigkeit in den Verband hineingegeben werden kann. Der Huf bleibt auf diese Weise schön feucht. Dies begünstigt das Reifen des Abszesses. Alternativ zum Aufgussverband wird häufig ein Sauerkrautverband angelegt. Sauerkraut hält sehr gut lange feucht und die Milchsäurebakterien im Sauerkraut können entzündungshemmend wirken.
Für den Verband eignet sich Verbandwatte in Kombination mit Panzerklebeband. Babywindeln sind übrigens weniger gut geeignet, weil diese mittlerweile so ausgerüstet sind, dass sie Feuchtigkeit sehr gut binden. Was für Babys gut ist, ist für einen Hufverband kontraproduktiv. Denn durch die feuchtigkeitsspeichernde Funktion der Windel wird das Feuchthalten des Hufs eher erschwert.
Der Hufverband sollte so lange angewendet werden, bis das Horn im Huf schön weich geworden ist, sodass sich der Abszess entweder von selbst öffnet und der Eiter abfließen kann. Falls der Abszess nicht selbst aufbricht, kann der oder die Tierärzt:in bei einem weichen Horn das Geschwür leichter öffnen und so dafür sorgen, dass der Eiter abfließt. Der Hufverband sollte spätestens alle zwei Tage gewechselt werden.
Wie lange nach Hufabszessr nicht reiten?
Mit dem Reiten sollte man bei einem Hufabszess warten, bis das Loch oder der Riss wieder verhornt ist. Dies kann ein paar Tage bis mehrere Wochen dauern. Es sollte immer Rücksprache mit dem oder der Tierärzt:in gehalten werden.