Atemwegsprobleme bei Pferden können durch staubhaltiges und mit Keimen befallenes Heu begünstigt werden. Daher wird Heu in vielen Ställen immer häufiger bedampft. Denn durch das Bedampfen wird Staub gebunden und schädliche Keime, wie beispielsweise Schimmelpilze, Milben und Bakterien, können minimiert werden. Der Vorteil im Gegensatz zum Wässern: Die Nährstoffe bleiben beim Bedampfen erhalten. Wir schauen uns in diesem Artikel genauer an, wozu das Bedampfen gut ist, wie es funktioniert und welche Nachteile es dennoch möglicherweise mit sich bringt.
Warum Heu für Pferde bedampfen?
Selbst Heu von guter Qualität kann für empfindliche Pferde zu einer gesundheitlichen Belastung werden. Denn Heu enthält als Naturprodukt generell Staub. Jeder und jede, der oder die schon mal Heu transportiert oder umgesetzt hat, weiß wie staubgeschwängert die Luft dadurch sein kann.
Zum Staub können auch noch für das Pferd belastende Mikroorganismen hinzukommen. Denn im Heu können sich aufgrund ungünstiger Wetterverhältnisse bei der Ernte und Lagerung Schimmelpilze bilden, Milben ansiedeln und Bakterien vermehren. Dies ist mitunter bei zu feucht gelagertem oder zu rasch gepresstem Heu der Fall. Der Staub reizt die Lunge und kann Allergien begünstigen. Durch Schimmelpilze, Bakterien und andere Mikroorganismen werden zudem Krankheiten hervorgerufen oder begünstigt.
Beim Bedampfen wird das Heu auf bis zu 100 Grad erhitzt. So wird der Staub im Heu gebunden und schädliche Mikroorganismen, wie beispielsweise Bakterien und Schimmelsporen, werden zu einem sehr hohen Anteil abgetötet. Damit beugt man Atemwegsproblemen vor bzw. entlastet Pferde, die bereits unter Atemwegserkrankungen und Dämpfigkeit leiden.
Bedampftes Heu hat einen weiteren positiven Effekt. Nach einer Studie von Kentucky Equine Research kauen Pferde bedampftes Heu intensiver als unbedampftes Heu. Dabei kommt es zu einer verstärkten Speichelproduktion, die den empfindlichen Magen der Pferde vor Magensäure schützt.
Zudem werden zwar schädliche Stoffe durch das Bedampfen zerstört, nützliche Nährstoffe, wie beispielsweise Kalium, Magnesium und Natrium, bleiben jedoch erhalten.
Trotz seiner positiven Effekte hat Bedampfen aber nicht nur Vorteile.
Nachteile des Bedampfens
Durch die Hitze beim Bedampfen werden Proteine im Heu so verändert, dass sie im Dünndarm des Pferdes nicht mehr optimal verwertet werden können. Pferde, die mit bedampftem Futter gefüttert werden, nehmen auf diese Weise mitunter weniger Proteine zu sich als ihre mit unbedampften gefütterten Gefährten. Proteinmangel im Futter kann für alle Pferde problematisch sein. Können so doch der Muskelaufbau erschwert werden oder sich der Mangel in einem struppigen Fell widerspiegeln. Besonders ist Proteinmangel jedoch für säugende Stuten und junge Pferde ein Problem. Denn säugenden Stuten fehlt in diesem Fall das Protein für die Milchproduktion und junge Pferde können durch einen Proteinmangel in ihrem Wachstum behindert werden.
Ein mögliche Proteinmangel sollte tierärztlich überprüft werden. Gegebenenfalls sollte dieser nach Absprache mit dem oder der Tierärzt:in durch Zugabe proteinreichen Futters, wie beispielsweise Bierhefe und Sojaschrot, ausgeglichen werden.
Ein weiterer Nachteil des Bedampfens besteht darin, dass wasserlösliche Kohlenhydrate verloren gehen. Was für leichtfuttrige Pferde eher einen positiven Effekt haben kann, wirkt sich bei schwerfuttrigen Pferden mitunter negativ aus. So sollte man bei letzteren eine Rationsberechnung vornehmen und im Zweifel zufüttern, um keine Mangelernährung zu riskieren.
Entscheidet man sich für das Bedampfen, muss man zunächst verstehen, wie das Bedampfen überhaupt funktioniert.
Wie funktioniert ein Heubedampfer?
Das Grundprinzip des Heubedampfers besteht darin, Heu 100°C heißem Wasserdampf auszusetzen. Auf diese Weise werden Staubpartikel gebunden und schädliche Stoffe im Heu abgetötet.
Doch wie funktioniert das Bedampfen konkret? Schauen wir uns einen Heubedampfer einmal ganz genau an.
Ein Heubedampfer besteht aus jeweils einem:
- Heubehälter, in den das Heu hineingegeben wird und der dicht verschlossen werden kann.
- Dampfverteilsystem, das dafür sorgt, dass der heiße Dampf das Heu an allen Stellen erreicht.
- Dampfgenerator oder Wasserkocher, der den Wasserdampf auf bis zu 100 Grad erhitzen kann und über einen Schlauch an das Dampfverteilsystem angeschlossen ist.
- Thermometer, das die Temperatur im Inneren des Behälters anzeigt.
Zum Bedampfen füllt man eine, je nach Gerät und Bedarf, unterschiedliche Menge Heu in den Heubehälter. Danach wird der Bedampfungsprozess gestartet. Das Wasser wird erhitzt und der Dampf verteilt sich innerhalb des Heubehälters.
Ja nachdem, wie viel Heu im Behälter ist, wie gut der Dampf innerhalb des Behälters verteilt wird und wie schnell das Erhitzen des Wassers erfolgt, bleibt das Heu unterschiedlich lange im Behälter. Das Bedampfen kann von 30 Minuten bis zu 2 Stunden dauern. Nach dem Bedampfen ist das Heu recht heiß, sodass man es vorsichtig, gegebenenfalls mit Handschuhen, entnehmen sollte und erst nach Abkühlung verfüttern sollte. Das bedampfte Heu sollte innerhalb von 24 Stunden verfüttert werden.
Es ist sehr wichtig, das Wasser auch wirklich auf bis zu 100 Grad zu erhitzen. Sind die Temperaturen, die der Bedampfer erreicht, zu niedrig, bewirkt man das Gegenteil von dem, was man eigentlich bezwecken möchte. Denn bei einer zu niedrigen Temperatur können sich Keime in der feuchten Umgebung vermehren.
Zu kaufen gibt es Heubedampfer in unterschiedlichen Größen von verschiedenen Herstellern. Gängige Marken sind beispielsweise Haygain, Equi amare, Hayvape und NUVEQ®.
Eine echte Innovation haben Jens von Erden und die Firma Gebhardt Anlagentechnik geschaffen. Denn mit deren Heubedampfer lassen sich komplette Rundballen bedampfen. So können beispielsweise bis zu 60 Pferde mit dem Heu einer Bedampfung gefüttert werden. Ein großer Vorteil für größere Ställe. Außerdem erreicht dieses Gerät höhere Temperaturen, sodass Keime noch besser abgetötet werden und sich das Futter noch länger verfüttern lässt. Derzeit empfiehlt der Hersteller eine Fütterung innerhalb von bis zu fünf Tagen. Es laufen zur Zeit Studien an der Hochschulte Nürtingen, die weitere Erkenntnisse zur Wirkung dieses Heubedampfers auf die Qualität des bedampften Heus gewinnen sollen. Auf der EQUITANA bekam der Heubedampfer der Firma Gebhardt Anlagentechnik den Innovationspreis in Gold.
Eine Reihe Pferdebesitzer:innen bauen sich Bedampfer selbst. Im Internet sind diverse Anleitungen dafür zu finden. Was auf den ersten Blick recht einfach erscheinen mag, kann in der praktischen Umsetzung doch deutlich komplizierter sein. Schließlich muss beispielweise eine dichte Heukammer gebaut und eine zuverlässige Bedampfung mit einer hohen Temperatur erreicht werden. Ist man unsicher, ob der erwünschte Effekt mit dem selbst gebauten Bedampfer tatsächlich erzielt wird, sollte man sich nicht scheuen, das Heu auf schädliche Mikroorganismen analysieren zu lassen.
Wie lange muss das Heu bedampft werden?
Um Bakterien, Pilzsporen und andere schädliche Mikroorganismen zu beseitigen, die die Atemwege schädigen könnten, sollte das Heu mindestens 10 Minuten mit einer Temperatur von mindesten 85 Grad bedampft werden. Normalerweise dauert ein Bedampfungsprozess 30 Minuten bis 2 Stunden. Abhängig ist dies von der Heumenge, dem Bedampfungsgerät und der gewünschten Feuchtigkeit des Heus.
Wie lange kann man bedampftes Heu aufheben?
Noch bis zu 24 h kann man das bedampfte Heu verfüttern. Studien haben gezeigt, dass der Keimgehalt innerhalb dieser Zeit nicht nennenswert ansteigt. Je kürzer die Zeit zwischen Bedampfen und Fütterung desto niedriger ist das Risiko, dass sich Keime wieder vermehren.
Fazit:
Neben einigen Nachteilen bietet das Bedampfen des Heus, als Alternative zum Bewässern, viele Vorteile. Vor allem bereits an Atemwegserkrankungen leidende Pferde können mit bedampftem Futter entlastet werden. Die Bedampfung stellt eine schonende Möglichkeit dar, Futter von schädlichen Stoffen zu befreien und Staub zu binden. So werden die Atemwege des Pferdes entlastet und mögliche Erkrankungen können mitunter vermieden werden.