Ein Glaukom, auch bekannt als Grüner Star, ist eine Augenerkrankung, die Menschen, Hunde und Katzen, aber auch Pferde betreffen kann. Es handelt sich dabei um eine progressive Erkrankung, die durch einen erhöhten Augeninnendruck gekennzeichnet ist und zur Schädigung der Netzhaut und des Sehnervs sowie letztlich zur Erblindung führen kann, wenn sie unbehandelt bleibt. Statistisch gesehen tritt ein Glaukom bei Pferden eher selten auf. So liegt die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) bei unter 1 %. Der Wert muss jedoch kritisch betrachtet werden. Da die Symptome von Grünem Star nicht immer klar erkennbar sind und leicht von Symptomen anderer Augenerkrankungen überlagert werden können, ist die Wahrscheinlichkeit einer Unterdiagnostizierung verhältnismäßig groß. In diesem Artikel erklären wir, welche Ursachen einem Glaukom zugrunde liegen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
So entsteht ein Glaukom beim Pferd
Ein Glaukom beim Pferd entsteht durch einen zu hohen Augeninnendruck, der häufig auf ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers zurückzuführen ist. Das Kammerwasser ist eine Flüssigkeit, die sich in den Augenkammern zwischen Hornhaut und Linse befindet. Es fließt von der hinteren Augenkammer in die vordere und von dort durch einen Kanal wieder heraus. Dadurch entsteht ein Kreislauf, der einen konstanten Druck im Auge des Pferdes sicherstellt.
Ist das Verhältnis zwischen Kammerwasserproduktion und -abfluss gestört, etwa weil der Abflusskanal blockiert ist oder nicht mehr richtig funktioniert, ändern sich die Druckverhältnisse im Auge. Das Kammerwasser staut sich an, wodurch der Druck im Auge steigt. Das belastet den Sehnerv und kann dazu führen, dass dieser Schaden nimmt. Auch die Netzhaut kann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Doch wie kommt es überhaupt zu einer Störung des Kammerwasserabflusses? Meist sind dafür andere Augenerkrankungen oder -verletzungen verantwortlich, weswegen man in dem Zusammenhang von einem erworbenen oder Sekundärglaukom spricht. Häufige Ursachen sind Entzündungen, allen voran die Equine rezidivierende Uveitis, auch periodische Augenentzündung oder Mondblindheit genannt. Ebenso können Gewebeneubildungen innerhalb des Auges (intraokuläre Neoplasien/Tumore), Fehlstellungen der Augenlinse (Linsenluxation) oder Traumata den Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigen und zu einem Glaukom führen.
Ein angeborenes oder Primärglaukom, bei dem es keine erkennbaren Vorerkrankungen gibt, tritt bei Pferden nur sehr selten auf. Hier kommt das Tier bereits mit einer Missbildung, die das Abfließen des Kammerwassers behindert, auf die Welt. Möglicherweise spielen hier genetische Faktoren eine Rolle, allerdings sind solche Fälle bisher nur sporadisch beschrieben und unzureichend untersucht worden.
Grünen Star beim Pferd erkennen: Was sind die Anzeichen?
Ein Glaukom beim Pferd entwickelt sich schleichend und wird daher oft spät erkannt. Vor allem in der Anfangsphase sind die Symptome eher subtil und schwer zu erkennen. Zudem können Pferde einen erhöhten Augeninnendruck länger aushalten als beispielsweise Menschen oder Hunde, die deutlich eher Anzeichen von Schmerzhaftigkeit zeigen.
Folgende Symptome können auf ein akutes Glaukom beim Pferd hindeuten:
- Tränendes oder gerötetes Auge
- vermehrtes Zukneifen
- Lidkrämpfe
- Lichtempfindlichkeit
- fehlender Pupillenreflex
Im weiteren Verlauf kann das Glaukom chronisch werden, was sich anhand folgender möglicher Symptome zeigt:
- vergrößerter Augapfel
- Gefäßerweiterung in der Binde- und Lederhaut
- Trübung der Hornhaut
- Einschränkungen des Sehvermögens
- weite Pupille
- Linsenverlagerung
Bleibt das Glaukom unbehandelt, kommt es früher oder später zu Schädigungen am Sehnerv oder der Netzhaut, was letztlich dazu führt, dass das betroffene Auge erblindet.
Wie diagnostiziert man ein Glaukom beim Pferd?
Um ein Glaukom beim Pferd zu diagnostizieren, muss der Augeninnendruck (intraokularer Druck) gemessen werden. Ist die Hornhaut intakt, wählt der Tierarzt oder die Tierärztin das Verfahren der Applanationstonometrie. Vorteilhaft daran ist, dass das Pferd während der Untersuchung stehen kann und nicht sediert werden muss. Zum Einsatz kommt ein sogenanntes Tonometer mit einem Drucksensor. Nach einer vorhergehenden Oberflächenbetäubung wird das Tonometer leicht auf die gekrümmte Hornhaut gedrückt, bis sie abflacht (= applaniert). Der Drucksensor erfasst die aufgewendete Kraft. Je mehr Kraft das Eindrücken erfordert, desto höher ist der Druck im Inneren des Auges.
Als physiologisch gelten Werte zwischen 7 und 37 mmHg, wobei gesunde Pferde einen Augeninnendruck von durchschnittlich 14 bis 25 mmHg aufweisen. Im Fall eines Glaukoms liegen die Werte bei 35 bis 45 mmHg oder höher. Aber nicht nur der absolute Wert ist entscheidend. Es müssen auch die Innendrücke beider Augen verglichen werden. Bei gesunden Pferden sind die Innendrücke des rechten und linken Auges gleich hoch. Sollte sich herausstellen, dass beide Werte stark voneinander abweichen, weist das ebenfalls auf ein Glaukom hin.
Der Augeninnendruckmessung schließen sich meist ein Ultraschall und weitere Untersuchungen des Inneren des Auges an. Der Tierarzt oder die Tierärztin kann so feststellen, ob bereits eine Erblindung vorliegt. Da ein Glaukom bei Pferden meist durch eine Primärerkrankung bedingt ist, ist es wichtig, diese zu identifizieren und zu therapieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich das Glaukom nicht behandeln lässt oder wiederkehrt.
Therapiemöglichkeiten: So wird ein Glaukom beim Pferd behandelt
Ist das Pferd an einem Glaukom erkrankt, versucht der Tierarzt oder die Tierärztin zunächst, den Augendruck mithilfe von Medikamenten zu senken oder so weit zu stabilisieren, dass er nicht weiter steigt. Zu diesem Zweck werden dem Pferd Augentropfen verabreicht, die die Kammerwasserproduktion eindämmen. Auch die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten kann sinnvoll sein.
Des Weiteren muss die zugrundeliegende Primärerkrankung therapiert werden. Liegt beispielsweise eine Linsenverlagerung oder eine Neoplasie (gut- oder bösartiger Tumor) vor, besteht die Option, die Linse oder das Gewebe operativ zu entfernen, sofern Lage und Struktur es zulassen.
Leider ist es nicht in allen Fällen möglich, die Ursache für ein Glaukom ausfindig zu machen. Dann kann es sein, dass ein anderer Therapieweg gewählt werden muss. Eine Maßnahme ist die sogenannte transsklerale Lasercyclokoagulation. Dabei wird der sogenannte Ziliarkörper, in dem das Kammerwasser gebildet wird, mithilfe von Laserstrahlen teilweise verödet. Das hat zur Folge, dass weniger Kammerwasser produziert wird, wodurch der Augeninnendruck sinkt. Alternativ ist es möglich, eine Drainage zu legen. Hier wird über einen kleinen Einschnitt ein Silikonröhrchen ins Auge implantiert, das das Kammerwasser von der vorderen Augenkammer in Richtung der Bindehaut ableitet.
Nicht immer ist eine Therapie erfolgreich. Es kann sein, dass selbst nach einer Operation der Augeninnendruck konstant hoch bleibt. Lässt sich auch mit einer Dauermedikation keine nennenswerte Besserung erzielen, kann es sinnvoll sein, das betroffene Auge zu entfernen.
Fazit
Ein Glaukom ist eine seltene, aber ernstzunehmende Augenerkrankung beim Pferd, die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Sie ist häufig an eine Primärerkrankung geknüpft und entwickelt sich schleichend, was eine frühzeitige Diagnose erschwert. Umso wichtiger sind regelmäßige tierärztliche Kontrollen. Sie helfen dabei, schon kleine Veränderungen am Auge zu bemerken und schnell handeln zu können, sollte sich ein Glaukom gebildet haben. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Prognosen für das Pferd.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Glaukom beim Pferd
Gibt es Pferderassen, die eher von Grünem Star betroffen sind als andere?
Bislang liegt keine Evidenz darüber vor. Es ist daher anzunehmen, dass es keine Rassedisposition für diese Erkrankung gibt.
Was ist die häufigste Primärerkrankung bei einem Glaukom?
Sehr häufig tritt ein Glaukom im Zusammenhang mit der Equinen rezidivierenden Uveitis, also der periodischen Bindehautentzündung auf.
Hat mein Pferd im Alter ein höheres Risiko, an einem Glaukom zu erkranken?
Ja, ältere Pferde sind von Grünem Star häufiger betroffen als jüngere.
Was kostet die Behandlung eines Glaukoms beim Pferd?
Das variiert je nach Diagnosemethode, Behandlungsart und Behandlungsdauer. Eine langfristige Medikation und regelmäßige Kontrolluntersuchungen können hohe Kosten verursachen. Dasselbe gilt für Operationen. Eine Pferde-OP-Versicherung oder Pferdekrankenversicherung schützt vor finanziellen Belastungen und ermöglicht es, dem Tier eine optimale Versorgung zukommen zu lassen.