Intakte, starke Hufe sind für die Gesundheit eines Pferdes sehr wichtig. Fehlstellungen und anderweitige Probleme können nicht nur Schmerzen verursachen, sondern auch Auswirkungen auf andere Körperteile haben und die Lebensqualität des Tieres beeinträchtigen. Hufeisen können dazu beitragen, die Pferdehufe zu schützen und gesund zu halten. Doch warum ist das so, wenn Wildpferde doch ohne zusätzlichen Schutz auskommen? In diesem Artikel erklären wir, wie der Hufmechanismus funktioniert, welchen Zweck Hufeisen erfüllen und was für Alternativen es gibt.
Der Hufmechanismus erklärt
Der Huf eines Pferdes besteht aus mehreren Hornschichten, die permanent nachwachsen, ähnlich wie menschliche Fingernägel. In der Natur legen Pferde täglich viele Kilometer auf wechselndem Untergrund zurück, wodurch sich die Hufe auf natürliche Weise abnutzen und gesund gehalten werden.
Trotz seines robusten Äußeren ist der Huf elastisch. Diese Elastizität ist entscheidend für einen gesunden Bewegungsablauf: Beim Aufsetzen dehnt sich der Huf leicht aus, wodurch ein Druck auf Hufpolster und Strahl entsteht und Blut in die Huflederhaut strömt. Beim Abheben nehmen die Hufe wieder ihre ursprüngliche Form ein. Dieser Mechanismus fördert die Durchblutung des gesamten Pferdebeins und ermöglicht es dem Huf, sich an unebene Gründe anzupassen.
Auch darüber hinaus übernimmt der Huf wichtige Funktionen: Er trägt das gesamte Gewicht des Pferdes und wirkt als natürlicher Stoßdämpfer beim Laufen.
Wofür brauchen Pferde zusätzlichen Schutz?
Anders als ihre wildlebenden Verwandten sind Hauspferde oft ganz anderen Belastungen ausgesetzt. Sie laufen auf harten Wegen, tragen das Gewicht von Reiter oder Reiterin oder ziehen Kutschen. Das kann dazu führen, dass sich die Hufe zu stark oder ungleichmäßig abnutzen oder Verletzungen entstehen. Die Folgen können Hufrisse, Schmerzen, Fehlstellungen oder Lahmheit sein. Hier bieten Hufeisen eine Lösung.
Warum bekommen Pferd Hufeisen?
Hufeisen sind gebogene Eisen- oder Aluminiumbeschläge, die mit speziellen Nägeln am äußeren, gefühllosen Teil des Hufs befestigt werden. Sie können verschiedene Zwecke erfüllen. Die wichtigsten Gründe für den Einsatz von Hufeisen sind:
- Schutz vor Abnutzung: Je mehr ein Pferd auf hartem Untergrund wie Asphalt oder Schotter läuft, desto mehr reiben sich die Hufe ab. Kommt der Huf nicht mit dem Nachwachsen hinterher, braucht er Schutz, beispielsweise in Form von Hufeisen. Bei übermäßiger Abnutzung drohen nämlich gesundheitliche Probleme wie Hufgeschwüre oder Huflederhautentzündungen.
- Verbesserte Bodenhaftung: Hufeisen mit speziellen Profilen können die Traktion und damit die Trittsicherheit auf glatten oder rutschigen Böden verbessern.
- Korrektur von Fehlstellungen: Bei Fehlstellungen oder orthopädischen Problemen können spezielle Beschläge entlastend oder korrigierend wirken und Schmerzen lindern.
- Therapeutische Zwecke: Bei Erkrankungen wie Hufrehe kann ein therapeutischer Spezialbeschlag zur Behandlung eingesetzt werden.
Wichtig zu beachten: Da das Eisen nicht mit dem Huf wachsen kann und sich der Huf unter dem Eisen nicht natürlich abnutzt, muss der Hufschmied oder die Hufschmiedin regelmäßig Anpassungen vornehmen. Etwa alle sechs bis acht Wochen müssen die Hufe gekürzt und gegebenenfalls neu beschlagen werden.
Hufeisen nutzen oder Pferd lieber barhuf laufen lassen?
In der Pferdewelt sind Hufeisen ein viel diskutiertes Thema. Die einen vertreten die Meinung, dass ein unbeschlagener Huf grundsätzlich gesünder sei, da Hufeisen den natürlichen Hufmechanismus einschränken würden, während die anderen den Beschlag für notwendig halten. Die Wahrheit liegt dazwischen: Es lässt sich nicht pauschal sagen, ob ein Pferd von Hufeisen profitiert oder nicht. Jedes Tier ist individuell und hat andere Ansprüche, abhängig von Faktoren wie Genetik, Bewegungspensum oder dem Untergrund, auf dem es sich vorrangig bewegt. Die Entscheidung, ob sich Hufeisen für das Pferd eignen, sollte daher immer in Abstimmung mit einem Experten oder einer Expertin getroffen werden.
Ob mit oder ohne Hufeisen – zu Hufproblemen kann es immer kommen. In solchen Fällen leistet eine Pferdekrankenversicherung gute Dienste. Sie übernimmt anfallende Tierarztkosten und schützt auf diese Weise vor finanziellen Belastungen.
Alternativen zu Hufeisen
Wer sein Pferd nicht mit Hufeisen beschlagen lassen möchte, dem bieten sich einige Alternativen.
- Hufschuhe: Hufschuhe werden nur bei Bedarf übergezogen, etwa für Ritte auf steinigem Gelände. Zudem sind sie eine gute Lösung für die Übergangsphase vom Hufeisen zum Barhuf oder während Beschlagpausen. Hufschuhe bieten Schutz, ohne den Huf dauerhaft zu verändern, sind jedoch weniger stabil und eher aufwendig in der Anwendung. Genau wie bei Hufeisen gilt, dass sie genau passen müssen und der Sitz regelmäßig von einer fachkundigen Person überprüft werden muss.
- Klebebeschlag und Klebeschuhe: Klebebeschläge und -schuhe sind oft aus Kunststoff gefertigt und werden mithilfe von Zweikomponentenkleber oder Polyurethankleber am Huf befestigt. Sie eignen sich besonders für Pferde mit geschädigten oder empfindlichen Hufen, bei denen das Festnageln von Hufeisen nicht möglich ist. Die Anbringung erfolgt auch hier durch einen Experten oder eine Expertin.
Grundsätzlich können Hufschuhe und Klebebeschläge eine schonende und flexible Lösung für Pferde sein, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen keine Hufeisen tragen können.
Die Umstellung von Hufeisen auf Barhuf
Pferde, die längere Zeit Hufeisen getragen haben und auf das Barhuflaufen umgestellt werden sollen, benötigen eine ausreichend lange Übergangsphase. Nachdem die Hufeisen entfernt wurden, ist der Huf oft empfindlich und braucht Zeit, um sich an die neue Belastung zu gewöhnen. Diese Umstellung kann mehrere Monate dauern. Besonders wichtig währenddessen sind regelmäßige Hufkontrollen und sanfte Bewegung auf geeigneten Böden.
Fazit
Hufeisen können dazu beitragen, die Pferdehufe vor Verletzungen und zu starker Abnutzung zu schützen. Gleichzeitig können sie zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, etwa um bei Fehlstellungen zu entlasten. Trotzdem sind Hufeisen kein Muss. Es gibt schonende Alternativen, die bei sachgerechter Anwendung ebenfalls gute Dienste leisten. Wichtig ist, jeden Fall individuell zu betrachten und gemeinsam mit Fachleuten die beste Entscheidung für das Pferd zu treffen. Denn für dessen Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit sind gesunde Hufe eine wichtige Grundlage – ob mit oder ohne Eisen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Hufeisen
Tut der Beschlag mit Hufeisen dem Pferd weh?
Hufeisen werden am gefühllosen Teil des Hufeisens befestigt, so dass das Anbringen bei fachgerechter Ausführung schmerzfrei für das Pferd ist.
Wie erkenne ich, ob mein Pferd Hufprobleme hat?
Anzeichen für Hufprobleme sind Lahmheit, ein unregelmäßiges/verändertes Gangbild, Risse oder Ausbrüche im Huf sowie ein Abwehrverhalten beim Hufegeben. In solchen Fällen ist es wichtig, das Pferd tierärztlich untersuchen zu lassen.
Was kostet ein Hufbeschlag?
Je nach Region, Material und Aufwand liegen die Kosten pro Beschlag zwischen ca. 80 und 150 Euro.