Viele Pferde sind körperlich noch steif oder haben eine natürliche Schiefe mit einseitig verkürzter Muskulatur. Diese Schiefe zu korrigieren, ist ein wesentlicher Teil der Pferdeausbildung, da eine gleichmäßige Muskulatur beider Körperhälften für Balance und Geschmeidigkeit unerlässlich ist.
Der Weg dorthin ist lang, erfordert Geduld, regelmäßiges Training und gezielte Übungen. Eine besonders einfache, aber effektive Übung zur Unterstützung dieser gymnastischen Arbeit ist für Peter Kreinberg die Arbeit mit der Tonne.
In diesem Praxisartikel erklärt er Schritt für Schritt, wie du mit minimalem Materialaufwand und einer einfachen Übung deinem Pferd helfen kannst, Steifheiten zu lösen und die Biegung durch den gesamten Körper zu verbessern. Diese Übung eignet sich für Pferde in unterschiedlichen Trainingsstadien – von jungen Pferden in der Bodenarbeit bis hin zu gerittenen Pferden.
Warum die Arbeit mit der Tonne?
In der Natur bewegen sich Pferde oft auf kurvigen Linien um Hindernisse herum. Die Arbeit mit der Tonne nutzt diesen Instinkt. Sie verbessert die natürliche Balance durch mehr Losgelassenheit und Biegsamkeit und fördert die Dehnungsfähigkeit auf der äußeren Körperseite. Die Tonne ist ideal, da sie optisch als Hindernis wirkt und das Pferd dazu anregt, um sie herumzugehen und sich zu biegen.
Was wird benötigt?
Für diese Übung brauchst du lediglich:
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Eine Plastik- oder Metalltonne (ca. 1 Meter hoch)
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Ein Halfter und ein 3,60 m bis 4,50 m langes Seil
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Eine kurze Peitsche oder längere Gerte
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Übung
Das Pferd mit der Tonne vertraut machen
Zuerst muss das Pferd die Tonne als unbedrohlich wahrnehmen. Lass es die Tonne beschnuppern und diese auch mal umfallen, damit es sich daran gewöhnt und nicht schreckhaft reagiert. Ziel ist es, dass das Pferd die Tonne als Teil seiner Umgebung akzeptiert.
Die Übung sollte über einige Wochen hinweg regelmäßig durchgeführt werden, aber jeweils nicht länger als 10 bis 15 Minuten, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Dein Pferd sollte gesund genug sein, um auf Bögen gearbeitet zu werden.
Positionieren und Körpersprache
Korrekte Haltung finden
Wichtig: Arbeite in dieser Phase in kurzen Reprisen von wenigen Runden, mache dann eine kurze Pause und wechsle die Hand.
Feinere Hilfen einsetzen
Was passiert im Pferdekörper?
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Losgelassenheit: Die ruhige und zwanglose Bewegung um die Tonne gibt dem Pferd Gelegenheit, sich an diese ungewohnte Bewegungssituation nach und nach anzupassen, und fördert so die Losgelassenheit.
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Biegung: Das Pferd wird durch die Bogenlinie um die Tonne dazu angeregt, sich durch den ganzen Körper mehr zu biegen, was langfristig die Beweglichkeit verbessert.
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Dehnung der äußeren Muskulatur: Durch die größeren Schritte auf der äußeren Körperseite wird die Muskulatur dort vermehrt gedehnt, was besonders bei steifen Pferden wichtig ist.
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Koordination und Balance: Das Pferd lernt, seine Schritte auf der inneren und äußeren Seite besser zu koordinieren und seine Beine geschickter unter den Körperschwerpunkt zu setzen.
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Verbesserte Bewegungsqualität: Mit der Zeit wird das Pferd geschmeidiger, was sich auch positiv auf die Qualität von Trab und Galopp auswirkt.
Häufige Fehler und Korrekturen
Fehler 1: Das Pferd fällt nach außen weg
Achte darauf, dass das Pferd nicht nach außen driftet. Hier hilft es, am Seil sanfte Impulse zu setzen, wenn das innere Vorderbein den Boden verlässt. Tun dies in Dreier-Serien.
Fehler 2: Das Pferd ist zu träge
Falls dein Pferd im Schritt oder Trab nicht fleißig genug ist, verwende leichte touchierende Impulse mit der Kurzpeitsche, wenn das äußere Hinterbein in der Schubphase ist, und unterstütze dies durch deine Stimme.
Fehler 3: Das Pferd bleibt steif
Geduld ist hier der Schlüssel. Wechsle häufig die Seiten – die Wendungen wirken lösend. Lass dem Pferd Zeit, lockerer zu werden, und arbeite in kurzen Reprisen. Halte die Kreise größer, damit es dem Pferd leichter fällt, sich zu biegen.
Fazit
Uelzener-Tipp von Peter Kreinberg: Timing: „gebisslos“ Reiten mit System. Im Original erschienen auf The Gentle Touch