Kaum ein Tier ist so stark mit Mystik und Aberglauben verknüpft wie die schwarze Katze. Seit Jahrhunderten gilt sie in vielen Teilen der Welt als Symbol für Magie, das Schicksalhafte und Übersinnliche. Schon in heidnischen Kulturen galten Katzen als Wesen, die zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister wandeln. Daraus entwickelte sich die Vorstellung, dass ihr Erscheinen nicht dem Zufall geschuldet ist, sondern eine tiefergehende Bedeutung hat. Spannend dabei: Sogar die Richtung, aus der eine schwarze Katze kommt und in die sie geht, wurde als Omen gedeutet. Dahinter steckt eine lange Tradition aus Überlieferungen, die die Weltanschauungen und gesellschaftlichen Werte ihrer Zeit widerspiegeln und bis heute nachwirken. In diesem Artikel geben wir dir einen Einblick in die kulturgeschichtliche Rolle von schwarzen Katzen und verraten dir, was es bedeutet, wenn sie von links nach rechts oder von rechts nach links läuft.
Wurzeln des Aberglaubens: Von der Antike bis zum Mittelalter
Der Aberglaube rund um die schwarze Katze hat Wurzeln, die weit in die vorchristliche Zeit zurückreichen. In der Antike, allen voran im Alten Ägypten, hatten Katzen einen sehr hohen Stellenwert. Sie galten als überaus nützlich, da sie Getreidespeicher, Tempel und heilige Orte von Ungeziefer freihielten, und wurden sogar als Haustiere gehalten. Die Wertschätzung, die Katzen damals erfuhren, war so groß, dass sich manche Ägypter und Ägypterinnen sogar mit ihnen bestatten ließen, um sie im Jenseits bei sich zu haben. Zudem wurden Katzen als Inkarnation der Göttin Bastet betrachtet, die unter anderem für Liebe, Fruchtbarkeit, Freude und Tanz stand. In der Stadt Bubastis wurde ihr eine Tempelanlage geweiht, die sich im Verlauf der Zeit als regelrechte Kultstätte etablierte. So fanden Archäologen und Archäologinnen zahlreiche aufwendig einbalsamierte Katzenmumien, die dort als Opfergaben beigesetzt wurden.
Katzen in Ägypten
Während Katzen in Ägypten einen gottähnlichen Status innehatten, erhielten sie in den heidnischen Kulturen Europas eine eher mystische Rolle und galten als Begleiter mythischer Gestalten. Spuren davon finden sich in der nordischen Sagenwelt, etwa bei der Göttin Freyja, deren Wagen von zwei riesigen Katzen gezogen worden sein soll. Sie symbolisieren dualistische Attribute: Liebe und Sanftmut auf der einen Seite, Macht und Unabhängigkeit auf der anderen. Darüber hinaus wurden Katzen in der Wikingerzeit eng mit Magie, Spiritualität und Weisheit in Verbindung gebracht. Man betrachtete sie als Wesen, die zwischen der Götter- und Menschenwelt wandeln und die Grenzen zwischen Tod und Leben überwinden konnten.
Katzen während der Christianisierung in Europa
Mit der Christianisierung Europas änderte sich jedoch die Sichtweise. Alles, was mit alten Göttern oder heidnischen Ritualen verbunden war, wurde zunehmend als gefährlich und sündhaft betrachtet. Die Katze geriet dadurch in Verruf. Ihre scharfen Sinne, ihre Jagdkünste und ihre Fähigkeit, sich nahezu lautlos zu bewegen, passten in das Bild des Unheimlichen, das fortan mit Bedrohung verknüpft wurde. Im Mittelalter verfestigte sich das Bild weiter. Durch den aufkommenden Hexenglauben wurden vor allem schwarze Katzen zur Projektionsfläche für alles, was sich der menschlichen Kontrolle und dem Erklärbaren entzog. Sie galten als „Hexentiere“ und Werkzeuge des Teufels. Dabei spielte auch die Symbolik der Farbe Schwarz eine Rolle. Schwarz stand in der mittelalterlichen Deutung für die ewige Dunkelheit, den Tod und das Böse. Eine schwarze Katze, die plötzlich den Weg kreuzte, konnte daher leicht als schlechtes Omen verstanden werden. So kam es, dass die Menschen eine Begegnung mit Unheil, Krankheit und dunklen Mächten in Verbindung brachten.
Links oder rechts? Welche Bedeutung hat die Richtung?
Im deutschen Volksglauben hat sich im Verlauf der Jahrhunderte herauskristallisiert, dass die Richtung, aus der eine schwarze Katze kommt, darüber entscheidet, ob es sich um ein gutes oder ein schlechtes Omen handelt. Folgende Deutung ist hierzulande gebräuchlich:
- Schwarze Katze von links nach rechts: Läuft eine schwarze Katze von links nach rechts, ist das ein schlechtes Vorzeichen und bedeutet, dass Unheil und Pech bevorstehen. Merkspruch: „Von links nach rechts – was Schlecht’s!“
- Schwarze Katze von rechts nach links: Läuft eine schwarze Katze von rechts nach links, ist das ein gutes Vorzeichen und bedeutet, dass Glück und Segen bevorstehen. Merkspruch: „Von rechts nach links – gelingt’s!“
Hinter diesem Aberglauben steckt eine christlich aufgeladene Bedeutung von „links“ und „rechts“. Im Christentum gilt die rechte Seite als die richtige, günstige und rechtschaffene, während die linke als falsch und unheilvoll betrachtet wird. Kommt die Katze also von links, bringt sie Pech mit. Kommt sie von rechts, hat sie Glück im Gepäck. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Richtung, aus der die Katze kommt, als ausschlaggebend betrachtet wird. Liegt der Fokus auf der Richtung, in die eine schwarze Katze geht, ist auch eine umgekehrte Interpretation möglich: Läuft sie von links nach rechts, ist das ein positives Zeichen. Läuft sie von rechts nach links, ist das ein negatives Zeichen.
Die schwarze Katze als Glücksbringer
Auch in anderen Teilen der Welt sind schwarze Katzen im Aberglauben verwurzelt. Allerdings spielt es dabei weniger eine Rolle, ob sie von links nach rechts oder von rechts nach links laufen. Zudem müssen sie nicht zwingend Unglück bringen. Hier ein paar Beispiele:
- England: In England ist es generell ein gutes Omen, wenn die Katze auf einen zugeht. Britische und irische Seeleute nahmen früher schwarze Katzen mit aufs Schiff, damit sie die Reise gut überstehen und wohlbehalten zurückkehren.
- Schottland: In Schottland hält sich der Aberglaube, dass eine Katze vor der Haustür Wohlstand und Reichtum ankündigt.
- Japan: In Japan gelten schwarze Katzen als Glücksbringer für unverheiratete Frauen, die auf der Suche nach einem Partner sind. Die Tiere sollen dabei helfen, Verehrer anzulocken.
Es wird deutlich, dass die Symbolik schwarzer Katzen stark vom kulturellen Kontext abhängt. Sie gelten keineswegs überall als Unglücksboten, sondern können auch Hoffnung, Schutz und Wohlstand verheißen.
Die schwarze Katze heute: Der Kampf gegen Vorurteile
Heutzutage spielt Aberglauben in der westlichen Welt zwar keine so große Rolle mehr wie früher, trotzdem scheinen manche Vorstellungen nach wie vor in den Köpfen der Menschen verankert zu sein und nachzuwirken. Das zeigt sich daran, dass sich schwarze Katzen in Tierheimen nachweislich schlechter vermitteln lassen als Katzen anderer Fellfarben. Zudem sind es meist die nicht-schwarzen Kitten eines Wurfs, die schneller ein Zuhause finden. Das liegt mitunter darin begründet, dass schwarzen Katzen immer noch das Vorurteil des Unheilbringers anhaftet. Aber auch die Farbe Schwarz als solches scheint negativ besetzt zu sein, denn es sind nicht nur schwarze Katzen, die es schwer haben, adoptiert zu werden. Auch andere Tiere mit schwarzem Fell sind betroffen, beispielsweise Hunde oder Kaninchen.
Um Vorbehalte abzubauen, wurde 2011 der Tag der schwarzen Katzen ins Leben gerufen. Er findet jedes Jahr am 17. August statt und soll dabei helfen, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Missverständnisse aufzuklären und schwarze Katzen als das darzustellen, was sie sind: charaktervolle Samtpfoten, die es genauso verdienen, gesehen und geliebt zu werden wie alle anderen Katzen auch.
Fazit
Die schwarze Katze ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich Mythen und Aberglauben über Jahrhunderte hinweg wandeln können. Ihre Symbolik spiegelt die Denkweisen und Ängste verschiedener Gesellschaften und Epochen wider – von der Verehrung im Alten Ägypten über die Verteufelung im europäischen Mittelalter bis hin zum Volksglauben unserer Zeit. Klar ist: Weder ihre Fellfarbe noch die Richtung, aus der sie kommt oder in die sie geht, entscheidet über Glück oder Unglück. Ob von links oder rechts – wenn eine schwarze Katze den Weg kreuzt, bedeutet das in erster Linie: Da ist eine Katze unterwegs. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, wie stark kulturelle Vorstellungen unsere Sicht auf Tiere prägen. Wer einer schwarzen Katze unvoreingenommen begegnet, wird mitnichten einen Unheilsbringer entdecken, sondern kann einen treuen Gefährten und Freund fürs Leben finden.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema schwarze Katzen
Kann eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringen?
Nein, das ist ein Aberglaube. Schwarze Katzen sind ganz normale Haustiere mit denselben Eigenschaften wie Katzen anderer Fellfarben.
Sind schwarze Katzen anfälliger für Krankheiten als Katzen anderer Fellfarben?
Nein, schwarze Katzen sind nicht anfälliger für Krankheiten als andere. Ihre Fellfarbe hat keinen Einfluss auf ihre Gesundheit. Entscheidend sind vielmehr Faktoren wie Genetik, Haltung, Pflege, Ernährung und tierärztliche Versorgung. Sollte die Katze einmal krank werden oder sich verletzen, leistet eine Katzenkrankenversicherung gute Dienste. Sie hilft, hohe Tierarztkosten abzufedern und bietet dadurch finanziellen Schutz.
Warum sind schwarze Katzen schwer zu fotografieren?
Schwarze Katzen gelten als schwer zu fotografieren, weil ihr Fell wenig Kontraste bietet und ihre Gesichtszüge dadurch schwerer zu erkennen sind. Bei gutem Licht kommen sie aber wunderbar zur Geltung.
Wie kann man helfen, Vorurteile gegen schwarze Katzen abzubauen?
Indem man über ihre Geschichte aufklärt, positive Erfahrungen teilt und ihre Schönheit sichtbar macht – etwa durch ausdrucksstarke Bilder oder liebevolle Geschichten.
Haben schwarze Katzen besondere Charaktereigenschaften?
Nein, denn der Charakter hängt nicht von der Fellfarbe ab. Er ist bei jeder Katze individuell ausgeprägt.
Gibt es Rassen, die auch vollständig schwarze Katzen hervorbringen?
Ja, bei Rassen wie der Bombay-Katze, Maine Coon und Britisch Kurzhaar treten vollständig schwarze Varianten auf.





