Die Augen gehören zu den wichtigsten Sinnesorganen von Hunden. Zwar sind ihr Geruch- und Hörsinn deutlich besser ausgeprägt als ihr Sehvermögen, trotzdem brauchen sie ihr Augenlicht, um sich in der Welt gut zurechtzufinden. Lässt die Sehkraft nach, schränkt das die Lebensqualität eines Hundes deutlich ein. Beim Grünen Star, auch Glaukom genannt, kann genau das passieren. Es handelt sich dabei um eine Augenerkrankung, die auf einen erhöhten Augeninnendruck zurückzuführen ist und innerhalb kurzer Zeit zur vollständigen Erblindung führen kann. In diesem Artikel erklären wir dir alles, was du über den Grünen Star beim Hund wissen musst.
Was ist Grüner Star?
Glaukom ist ein Sammelbegriff für Erkrankungen des Auges, die mit einer Schädigung der Netzhaut oder des Sehnervs einhergehen und in fortgeschrittenem Stadium zu Gesichtsfeldausfällen, Schmerzen und letztlich zur Erblindung führen können. In den meisten Fällen ist der Grüne Star durch einen erhöhten Augeninnendruck bedingt. Um zu verstehen, warum das problematisch ist, muss man sich damit beschäftigen, wie der Druckausgleich im Auge funktioniert.
Im Ziliarkörper des Auges, einem ringförmigen Teil der mittleren Augenhaut, wird permanent Kammerwasser produziert. Es fließt zunächst in die hintere Augenkammer, gelangt dann über die Pupille in die vordere Augenkammer und wird schließlich über den Kammerwinkel in den Blutkreislauf abgegeben. Dieser Ablauf sorgt bei einem gesunden Auge für ein ausgeglichenes Druckverhältnis in beiden Augenkammern.
Bei Grünem Star ist der Prozess gestört, was bei Hunden immer auf ein Abflussproblem im Bereich des Kammerwinkels zurückzuführen ist. Das Kammerwasser kann nicht mehr abtransportiert werden, wodurch der Druck im Auge steigt. Das hat wiederum Schädigungen der Netzhaut und des Sehnervs zur Folge. Bleibt ein Glaukom unbehandelt, kommt es früher oder später zur Erblindung.
Abhängig davon, was das Abflussproblem im Kammerwinkel verursacht, werden ein primäres und ein sekundäres Glaukom unterschieden.
- Primäres Glaukom: Ein primäres Glaukom ist auf eine angeborene Fehlbildung im Kammerwinkelbereich des Auges zurückzuführen. Diese kann erblich bedingt sein. So gibt es Hunderassen, die eine genetische Veranlagung dafür mitbringen. Dazu zählen unter anderem der Alaskan Malamute, Siberian Husky, Cocker Spaniel, Dalmatiner und Dackel. Der Rest des Auges ist für gewöhnlich gesund.
- Sekundäres Glaukom: Ein sekundäres Glaukom ist quasi erworben. Das heißt, es entsteht als Folge einer Vorerkrankung oder Verletzung. Häufige Ursache ist eine Linsenverlagerung in die vordere Augenkammer. Die Linse blockiert den Kammerwinkel, so dass das Kammerwasser nicht mehr ungestört abfließen kann. Weitere mögliche Ursachen sind chronische Augenentzündungen oder Blutungen, die beispielsweise durch Traumata oder Fremdkörper entstehen. Hierdurch verklebt oder vernarbt der Kammerwinkel, was ebenfalls Abflussprobleme hervorruft. Auch Tumore innerhalb des Auges oder Komplikationen bei operativen Eingriffen können zu einem sekundären Glaukom führen.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Glaukom langsam oder akut verlaufen kann. Ein akutes Glaukom ist ein absoluter Notfall. Schon innerhalb von 24 bis 48 Stunden können Schäden an der Netzhaut und am Sehnerv entstehen, die sich nicht mehr reparieren lassen.
Grünen Star beim Hund erkennen: Symptome im Überblick
Grüner Star beim Hund ist in der Anfangszeit meist nicht so leicht zu erkennen. Zeigen sich Symptome, können diese jedoch schnell schlimmer werden. Das hat auch damit zu tun, dass ein erhöhter Augeninnendruck große Schmerzen verursacht. Mögliche Warnzeichen, die auf Grünen Star beim Hund hinweisen können, sind:
- Tränenfluss
- Gerötete Augen
- Häufiges Zukneifen der Augen, Blinzeln
- Versuch, das Auge zu reiben
- Anzeichen von Schmerzhaftigkeit
- Lichtscheue
- Trübung der Hornhaut
- Erweiterte Pupille
- Vergrößerung des Augapfels
- Abwenden des Kopfes bei Berührung
- Verminderter Appetit
- Rückzug, Apathie
Wenn du eines dieser Symptome bemerkst oder den Eindruck hast, dass dein Vierbeiner Probleme mit den Augen hat, solltest du ihn schnellstmöglich tierärztlich untersuchen lassen. Das Glaukom ist eine schwerwiegende Augenerkrankung und bedarf einer schnellen Behandlung, um das Augenlicht des Hundes zu retten.
Diagnose und Behandlung von Grünem Star beim Hund
Zur Diagnose von Grünem Star wird zunächst eine Augenuntersuchung durchgeführt. Ein wichtiges Verfahren dabei ist die Augeninnendruckmessung, medizinisch Tonometrie genannt. Hierfür wird ein spezielles Messgerät, das Tonometer, vorsichtig auf die Hornhaut des Auges gesetzt. Eine Sedierung ist dafür nicht erforderlich, es kann jedoch sein, dass der Tierarzt oder die Tierärztin ein Lokalanästhetikum in Form von Augentropfen verabreicht, damit der Hund nicht so viel blinzelt. Liegt der Augeninnendruck über dem Normalwert, ist von einem Glaukom auszugehen. Im Anschluss lässt sich anhand einer Kammerwinkeluntersuchung (Gonioskopie) feststellen, wie es um den Kammerwinkel bestellt ist und ob beispielsweise eine Fehlbildung (Primärglaukom) oder eine Vernarbung (Sekundärglaukom) vorliegt. Eine Elektroretinographie kann Aufschluss darüber geben, ob und inwieweit die Netzhaut bereits durch das Glaukom geschädigt ist.
Ist der Grüne Star sicher diagnostiziert, muss sofort eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. An erster Stelle steht dabei, den Augeninnendruck zu senken. Zu diesem Zweck werden entsprechende Medikamente in Form von Augentropfen oder Tabletten verabreicht. In akuten Fällen können auch Infusionen oder Injektionen notwendig sein. Begleitend dazu erhält der Hund schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente. Sollte das nicht erfolgversprechend sein, kann auch eine Operation infrage kommen. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, den Augeninnendruck durch Lasern (Cyclophotokoagulation) oder Vereisen (Cyclokryotherapie) zu senken, um den Augapfel zu erhalten. Liegt eine Linsenluxation vor, kann gegebenenfalls auch eine chirurgische Verlagerung der Linse helfen. Sollte sich der Druck nicht senken lassen oder ist das Auge bereits vollständig erblindet, kann es sinnvoll sein, den Augapfel zu entfernen und das Tier dadurch wieder schmerzfrei zu bekommen.
Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt vom Stadium der Erkrankung, dem Gesundheitszustand und dem Alter des Hundes ab. So kann eine Operation beispielsweise nur unter Vollnarkose stattfinden, was die Narkosefähigkeit des Tieres voraussetzt. Gemeinsam mit dem Tierarzt oder der Tierärztin wird der Weg gewählt, der für den Hund am besten ist. Das oberste Ziel muss sein, Schmerzen zu lindern und dem Tier wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.
Was die Prognosen betrifft, lässt sich sagen: Je früher ein Glaukom erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen auf Heilung. Sind Netzhaut und Sehnerv bereits geschädigt, lassen sie sich jedoch nicht wiederherstellen. Zu beachten ist auch, dass es trotz passender Behandlung zu Rückfällen kommen kann. Aus diesem Grund sind regelmäßige Kontrollen während und nach der Therapie wichtig, um zu prüfen, ob der Augeninnendruck wirklich sinkt und konstant auf dem richtigen Niveau bleibt. Eine Hundekrankenversicherung ist in solchen Fällen eine große Hilfe, da sie die Kosten für medizinische Behandlungen übernimmt und dadurch vor finanziellen Belastungen schützt.
Glaukom beim Hund vorbeugen: Geht das?
Grünem Star vorzubeugen, ist leider nicht umfassend möglich, insbesondere wenn es um das primäre Glaukom geht, das erblich bedingt ist. Trotzdem gibt es einige vorbeugende Maßnahmen, die dabei helfen können, das Risiko einer Erkrankung oder eines erneuten Auftretens zu reduzieren.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, gesunde und artgerechte Ernährung kann die Augengesundheit unterstützen.
- Regelmäßige tierärztliche Checks: Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen sind wichtig, um Veränderungen an den Augen frühzeitig zu erkennen – gerade bei Risikorassen, die eine Veranlagung für eine erbliche Fehlbildung haben.
- Frühzeitige Behandlung von Verletzungen und Infektionen: Augenverletzungen und -infektionen sollten schnell und umfassend behandelt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass ein sekundäres Glaukom entsteht.
- Brustgeschirr statt Halsband: Durch Zug am Halsband kann sich der Druck im Auge erhöhen. Ein Brustgeschirr ist die bessere Alternative – vor allem bei Tieren, die bereits wegen eines Glaukoms therapiert werden oder wurden.
- Vermeidung von Stress: Stress kann sich grundsätzlich negativ auf die Gesundheit auswirken. Deswegen ist es wichtig, dem Hund ausreichend Bewegung, aber auch genügend Ruhepausen einzuräumen.
Leider können diese Maßnahmen nicht garantieren, dass ein Hund von Grünem Star verschont bleibt. Deswegen ist es umso wichtiger, bei ersten Anzeichen sofort den Tierarzt oder die Tierärztin aufzusuchen. Je schneller die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Chancen, die Sehfähigkeit des Auges zu erhalten.
Fazit
Der Grüne Star ist eine der schwerwiegendsten Augenerkrankungen bei Hunden und mit großen Schmerzen verbunden. Betroffene Tiere können innerhalb kurzer Zeit erblinden, wenn sie nicht behandelt werden. Entscheidend ist daher, auf Warnzeichen zu achten und den Hund sofort tierärztlich untersuchen zu lassen, wenn er Probleme mit den Augen hat. Je eher die Diagnose und Therapie erfolgen, desto besser stehen die Prognosen und desto schneller kann man dem Hund wieder zu einem schmerzfreien Leben verhelfen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Grüner Star beim Hund
Wie schnell kann ein Hund mit Grünem Star erblinden?
Das ist je nach Verlauf unterschiedlich. Bei einem akuten Glaukom kann es innerhalb weniger Stunden oder eines Tages zur Erblindung kommen.
Kann ein Glaukom nach erfolgreicher Behandlung wiederkehren?
Ja. Auch bei einer geeigneten Therapie kann es sein, dass der Augendruck wieder steigt. Deswegen ist es wichtig, die Augen regelmäßig untersuchen zu lassen, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können. Wird das Auge entfernt, kann sich kein Glaukom mehr bilden. Allerdings kann das andere Auge an Grünem Star erkranken.
Wie oft muss ein Hund mit Glaukom kontrolliert werden?
Zu Anfang der Therapie engmaschig, also alle paar Tage oder Wochen. Später in regelmäßigen Abständen nach tierärztlicher Empfehlung.