Ein kleiner Hund knabbert an einem Teppich.
Tiergesundheit

Cobbing beim Hund: Was steckt dahinter, wenn dein Vierbeiner knabbert?

10.03.2025

Vielleicht kennst du die Situation: Du kommst mit deinem Hund von einem aufregenden Spaziergang nach Hause. Dein Vierbeiner rennt zu seinem Körbchen, schnappt sich sein Lieblingsplüschtier und beginnt, mit den Vorderzähnen hingebungsvoll daran zu knabbern. Eventuell ist es dir auch schon einmal passiert, dass sich dein Hund beim Schmusen auf der Couch mit ganz kleinen, sanften Bissen an deiner Hand, deinem Arm oder deinem Fuß zu schaffen macht. Hast du dich schon einmal gefragt, was dahintersteckt? In der Fachwelt spricht man vom sogenannten Cobbing. Darunter ist ein zärtliches Knabbern zu verstehen, das mit Beißen oder Kauen nichts zu tun hat. Vielmehr handelt es sich um ein Verhalten, mit dem Hunde beschwichtigen, sich selbst beruhigen oder ihre Zuneigung zum Ausdruck bringen. In diesem Artikel erklären wir dir, worauf Cobbing beim Hund zurückzuführen ist, in welchen Situationen es normal ist und wann es problematisch wird.

Was ist Cobbing?

Cobbing ist ein natürliches und angeborenes Verhalten bei Hunden, das sich bereits im Welpenalter zeigt. Nach der Geburt sind die Tiere zunächst einmal blind und taub und können sich in ihrer Umgebung kaum orientieren. Lediglich der Geruchssinn ist vorhanden, was es ihnen ermöglicht, ihre Mutter zu orten. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Jacobson-Organ, eine anatomische Besonderheit, mit der alle Hunde auf die Welt kommen. Es befindet sich im Gaumen und dient dazu, Pheromone wahrzunehmen. Das Cobbing unterstützt dabei. Durch das Knabbern sind die Tiere in der Lage, zusätzliche Pheromone aufzunehmen und zu verarbeiten. Außerdem hilft es den Welpen, den Milchfluss der Zitzen anzuregen, wenn sie von der Mutter gesäugt werden.

In vielen Fällen zeigt sich das Verhalten auch noch im Erwachsenenalter – und zwar aus verschiedenen Gründen. So wird das sanfte Knabbern als Kommunikationsmittel genutzt, dient der Fellpflege oder Stressbewältigung. Wir geben einen Überblick, was es bedeuten kann, wenn Hunde cobben.

Cobbing als Liebesbeweis

Wenn Hunde sanft an einem Artgenossen oder an ihrem Menschen knabbern, drücken sie damit in aller Regel ihre Zuneigung aus. Im Rudel kommt es beispielsweise vor, dass sich Hunde beim entspannten Zusammenliegen untereinander am Ohr, Vorder- oder Hinterbein „knibbeln“, um Fellpflege zu betreiben, sich gegenseitig Fürsorge entgegenzubringen und die Bindung zu stärken. Möglicherweise ist es dir auch schon passiert, dass dein Hund beim Schmusen plötzlich anfing, an deiner Hand oder deinem Ärmel zu knabbern. Das ist durchaus als Liebesbeweis zu verstehen.

Cobbing als Beschwichtigungssignal

Cobbing kann auch ein Ausdruck von Beschwichtigung sein. Hunde zeigen das Verhalten, wenn sie Vertrauen aufbauen und ihrem Gegenüber verdeutlichen möchten, dass sie nichts Böses im Sinn haben. So kann das Verhalten beispielsweise im Zuge einer Auseinandersetzung oder bei Rangordnungsproblemen auftreten. In solchen Fällen versucht der Hund, durch Cobbing deeskalierend zu wirken und seinen Artgenossen mild zu stimmen. Knabbern als Beschwichtigungssignal kommt sowohl in der Kommunikation von Hund zu Hund als auch von Hund zu Mensch vor.

Cobbing zur Entspannung

Cobbing hilft Hunden ebenfalls beim Umgang mit Stress. Hat der Vierbeiner beispielsweise eine aufregende Gassirunde mit vielen Hundebegegnungen hinter sich, kann es sein, dass er gleich nach dem Heimkommen damit beginnt, an einem Spielzeug, einer Decke oder seinem Körbchen zu knabbern. Cobbing kann also auch eine Methode sein, mit der Hunde sich selbst beruhigen. Ein möglicher Grund für den entspannenden Effekt ist, dass das Knabbern an die Welpenzeit erinnert und Assoziationen von Wärme und Geborgenheit weckt. Teils erscheint das Knabbern auch als Übersprungshandlung, wenn Hunde aufgeregt sind und nicht wissen, wohin mit ihrer Energie.

Cobbing für mehr Aufmerksamkeit

Hunde cobben auch, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Liegt dein Hund neben dir, robbt an dich heran und fängt an, zärtlich an deinem Arm zu knabbern, deutet das ziemlich sicher darauf hin, dass er jetzt mit dir kuscheln oder spielen möchte. Auch in der Hund-Hund-Kommunikation zeigt sich das Verhalten. In dem Fall ist es als Aufforderung zur positiven Interaktion zu verstehen.

Cobbing gegen Langeweile und Frust

Hat ein Hund Langeweile oder fühlt sich ignoriert, kann das ebenfalls ein Anlass für Cobbing sein. Oft knabbern die Tiere dann an sich selbst oder einem Gegenstand, um sich in irgendeiner Weise zu beschäftigen bzw. mit ihrer Frustration umzugehen. Wenn das Verhalten schnell wieder endet, besteht kein Grund zur Sorge. Bei anhaltendem und permanent wiederkehrendem Knabbern solltest du überlegen, ob dein Hund ausreichend ausgelastet ist und gegebenenfalls eure Alltagsroutine überdenken.

Wann Cobbing zum Problem werden kann

Cobbing ist ein Verhalten, das durch viele Faktoren ausgelöst werden kann und oft harmlos ist. Meist nutzen es Hunde als Kommunikationsmittel und verleihen ihren Bedürfnissen damit Ausdruck. Es gibt aber auch ernste Gründe, die hinter Cobbing stecken können. Wir verraten dir, welche das sein können:

  • Juckreiz: Wenn ein Hund an sich knabbert, kann es sein, dass er damit Juckreiz zu lindern versucht. Natürlich kommt es immer mal vor, dass hier und da etwas juckt. Sollte das Knabbern aber anhalten oder sich das Fell an der Stelle schon lichten, solltest du dein Tier medizinisch untersuchen lassen. Eine Hundekrankenversicherung schützt dich vor hohen Tierarztkosten, so dass dein Vierbeiner optimal behandelt werden kann.
  • Schmerzen: Hunde reagieren auf Schmerzen häufig durch vermehrtes Lecken, Kratzen und Knabbern. Wenn du den Eindruck hast, dass sich dein Hund auf eine bestimmte Stelle fokussiert, solltest du sie näher in Augenschein nehmen. Fiept oder winselt dein Hund, wenn du die Stelle berührst, oder versucht er, sich herauszuwinden, ist das ein Indiz für Schmerzhaftigkeit. Auch hier ist ein Besuch beim Tierarzt oder bei einer Tierärztin anzuraten.
  • Zahnen: Cobbing kann auch beim Zahnen auftreten.  Ab der dritten Lebenswoche brechen bei Welpen die Milchzähne durch. Die Phase kann mit Schmerzen und juckendem Zahnfleisch verbunden sein, so dass sich die Tiere durch Knabbern Linderung zu schaffen versuchen. Wichtig während des Zahnens ist, das Gebiss regelmäßig zu prüfen, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und behandeln lassen zu können.
  • Angst: Cobbing hilft Hunden dabei, sich selbst zu beruhigen und Stress abzubauen. Das Verhalten kann jedoch auch ein Hinweis auf Angst oder Trauma sein. Kann dein Hund beispielsweise nicht alleine sein und knabbert er permanent während deiner Abwesenheit, ist das als Ausdruck von negativem Stress zu deuten. In dem Fall müsst ihr die Ursache angehen und das Alleinebleiben kleinteilig aufbauen. Ein Hundetrainer oder eine Hundetrainerin kann dir dabei helfen.
  • Verhaltensstörung: Bei manchen Hunden entwickelt sich das Cobbing zu einer ausgeprägten Verhaltensstörung. Das ist insofern problematisch, als das ständige Knabbern zu Fellverlust und Hautentzündungen an den jeweiligen Stellen führen kann. Hast du den Eindruck, dass das Cobbing bei deinem Hund exzessiv wird oder reagiert er aggressiv, wenn du ihn dabei unterbrichst, solltest du dir professionelle Unterstützung holen, um den Grund herauszufinden und entgegenwirken zu können.

Cobbing beim Hund wird auch dann zum Problem, wenn das Knabbern für Artgenossen oder Menschen mit Schmerzen verbunden ist. Manche Tiere haben noch keine ausreichende Beißhemmung entwickelt oder werden irgendwann übermütig, so dass aus dem Knabbern schnell mal ein handfestes Zwicken wird. In solchen Situationen gilt es, dem Hund konsequent Grenzen aufzuzeigen und klar zu machen, dass so ein Verhalten nicht erwünscht ist.

Fazit

Bei vielen Hunden spielt Cobbing eine wichtige Rolle in der Kommunikation und sozialen Interaktion. Ob als Zeichen von Zuneigung, Spielaufforderung oder Bewältigungsstrategie gegen Stress – es gibt viele Dinge, die Hunde mit diesem Verhalten zum Ausdruck bringen können. Um es richtig interpretieren zu können, ist es entscheidend, den Kontext und weitere körpersprachliche Signale des Tieres einzubeziehen. Zeigt der Hund Anzeichen von Schmerz, Aggression oder Angst, gilt es, die Ursache ausfindig zu machen und sich medizinische oder therapeutische Hilfe zu holen. Solange es beim sanften Knabbern bleibt, das Cobbing keine exzessiven Ausmaße annimmt und sich der Hund ansonsten normal und ruhig verhält, besteht kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Es kann eine tolle Gelegenheit sein, die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken. Also ruhig mal genießen, wenn dein Vierbeiner sanft an deiner Hand knabbert – mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es einfach seine Art zu sagen: „Ich mag dich!“

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Cobbing beim Hund

Ist Cobbing ein Zeichen von Aggression?

Nein, Cobbing ist in der Regel kein aggressives Verhalten, sondern liebevoll und beschwichtigend gemeint. Falls ein Hund jedoch zu grob wird oder dabei Anzeichen von Stress zeigt, solltest du die Sache genauer beobachten.

Cobben alle Hunde?

Viele Hunde behalten das Cobben im Erwachsenenalter bei, es gibt aber auch Tiere, bei denen es nach der Welpenzeit nicht mehr auftritt. Die individuelle Persönlichkeit, der Kontakt zu Artgenossen und die Beziehung zum Menschen können hierbei eine Rolle spielen.

Was tun, wenn der Hund zu fest cobbt?

Falls das Cobbing unangenehm wird, solltest du deinen Hund sanft, aber bestimmt stoppen, indem du ruhig „Nein!“ oder „Schluss!““ sagst und deine Hand wegziehst. Sollte er dein Veto nicht akzeptieren und aufdringlich werden, brichst du die Situation ab, stehst auf und gehst. Alternativ kannst du versuchen, seine Energie auf ein Kauspielzeug zu lenken.

Gibt es Rassen, die Cobbing häufiger zeigen?

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass bestimmte Rassen häufiger cobben. Allerdings neigen anhängliche, verspielte oder sehr menschenbezogene Hunde eher zu dem Verhalten.

Wie kann ich erkennen, ob das Cobbing Ausdruck von Stress ist?

Wenn ein Hund cobbt und gleichzeitig andere Stresssignale zeigt (Hecheln, Speicheln, angelegte Ohren, eingezogene Rute oder Unruhe), kann es sein, dass er mit der Situation überfordert ist. In dem Fall solltest du überlegen, was den Stress verursachen könnte, und deinem Vierbeiner Alternativen bieten, sich zu beruhigen.

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